von Christoph Tesche
Als Intendant hat er gezeigt, dass gutes Theater Spaß macht, bildet und gleichzeitig erfolgreich sein kann. Als Regisseur hat er die Ruhrfestspiele mit viel beachteten Inszenierungen bereichert. Die hohe Auslastung der Ruhrfestspiele war sein Werk. Künstlerisch war es mutig, vielfältig, qualitätsvoll, innovativ und es war erfolgreich. Auch wirtschaftlich stand das Theaterfestival unter seiner Leitung gut da.
Bereits in seiner ersten Spielzeit hat er das erste deutsche FRiNGE Festival ins Leben gerufen, das mittlerweile an vielen interessanten Spielorten außerhalb des Ruhrfestspielhauses läuft. In turbulenten Zeiten hat Hoffmann den Ruhrfestspielen klare künstlerische Identität gegeben und ein Publikum, das sich zurückgezogen hatte, wiedergewonnen.
Er hat Leichtigkeit dort verbreitet, wo es Probleme gab. Sie waren für ihn kein Hindernis, sondern Aufgabe. Große Künstlerinnen wie Isabelle Huppert waren von Beginn an dabei. Es kamen berühmte internationale und nationale Stars wie John Malkovich, Cate Blanchett, Jeff Goldblum, Juliette Binoche, Hannelore Elsner oder Edgar Selge. Weltberühmte Theater wie das Burgtheater mit seiner wunderbaren Recklinghäuser Intendantin Karin Bergmann oder Legenden wie Claus Peymann hat Frank Hoffmann nach Recklinghausen geholt.
Dass das Thalia Theater mit als Gründungstheater der Ruhrfestspiele dabei war, ist nicht nur aufgrund der Geschichte, sondern auch aufgrund der großen künstlerischen Qualität selbstverständlich. Dabei ist Hoffmann, das…mehr
aus dem Buch: A World Stage – auf Kohle geboren
von Luk Perceval
Wie beschreibt man eine Zusammenarbeit, die »selbstverständlich« ist? Welche Wörter erfassen den Humor, den Schmerz, die Berührung durch das Leben und dessen Darsteller, die Poesie des Alltags, die Annette und ich teilen? Ich versuch’s.
Am Anfang gibt es den Text. Fallada, Tschechow, Schiller, Kleist, Dostojewski, Zola. Und es gibt die Begeisterung für etwas, das das Leben in seiner erbarmungslosen, aber auch komischen Traurigkeit ausdrückt, für etwas, das uns berührt. Das ist der Grundstein, die Berührung. Und die Frage: Welchen Raum, welches Universum braucht der Text, damit er auch den zufälligen Passanten, den uneingeweihten Zuschauer berührt, anfasst, ergreift? Wie schafft man einen Raum, an dem Zuschauer wie auch Figuren teilhaben? Einen Raum, in dem die Figuren, die Darsteller zu Menschen werden, nah und faszinierend in ihrer Sehnsucht nach Unsterblichkeit, Liebe, Schutz, Leidenschaft, Freude. Oft sind das Räume, die zu groß sind, erstickend, schwierig, Widerstand bieten. In denen der Mensch klein und allein ist und der Zerfall unausweichlich ist. Aber auch ein Raum, der die Figuren zwingt, sich wahrhaft zu verhalten, ein Raum der Authentizität einfordert, sowohl von den Schauspielern als auch von den Zuschauern. Das bedeutet keinen naturalistischen Raum, sondern einen, der die Fantasie der Zuschauer freisetzt, der versucht, das Unsichtbare sichtbar und spürbar zu machen. Ein Raum, der nichts erklärt, aber Dinge offen lässt – wie eine Kaligrafie auf einem weißen…mehr
aus dem Buch: Annette Kurz