
Heft 03/1959
Unterhaltung oder Belehrung?
Broschur mit 80 Seiten, Format: 170 x 240 mm
ISSN 0040-5418
Dieses Heft ist leider vergriffen
Es ist eine durch die Jahrhunderte der Menschheitsgeschichte zu beobachtende Tatsache, daß die Kunst - und mit ihr die Kunstausübung - in Zeiten gesellschaftlichen Niedergangs in die zwei Seiten ihres Wesens mechanisch auseinanderfällt. In langsam fortschreitender Zerstörung ihrer dialektischen Einheit etablieren sich die bildende und die unterhaltende Komponente künstlerischer Produktion und Reproduktion als selbständige Erscheinungen mit eigenem Marktwert, wobei die eine mehr artistischer Sublimierung, die andere mehr substantieller Nivellierung zustrebt.
Die Geschichte der Kunst liefert dafür die Beispiele wie auch die Beispiele für den entgegengesetzten Prozeß, das Bemühen progressiver, aufsteigender Gesellschaftsformationen, diesen Widerspruch zu überwinden, die dialektische Einheit der Wirkung aller Kunst wiederherzustellen.
Sprechen wir im folgenden vom Theater. Man muß nicht bis in die Antike zurückgehen, die oben - notwendig sehr summarisch - entwickelten Thesen historisch zu belegen, und wir wollen überhaupt nicht mehr als nötig in der Geschichte herumkramen. Nützlich erscheint in diesem Zusammenhang jedoch ein Hinweis auf Friedrich Schiller (nicht nur wegen unseres Schiller-Jahrs!), der nicht nur die Schaubühne als eine moralische Anstalt etablieren wollte, sondern ausdrücklich auf das Vergnügen auch an tragischen Gegenständen hinwies. ("Die Kunst wirkt also nicht deswegen allein sittlich, weil sie durch sittliche Mittel ergötzt, sondern auch deswegen, weil das Vergnügen selbst, das die Kunst gewährt, ein Mittel zur Sittlichkeit wird.") [...].
Aus Martin Linzer: Unterhaltung oder Belehrung? Vom Dualismus zur Dialektik, S. 6
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