
Anna Viebrock
Das Vorgefundene erfinden
Herausgegeben von Ute Müller-Tischler und Malte Ubenauf
Offene Fadenheftung im Schuber mit 200 Seiten, Format: 245 x 290 mm
ISBN 978-3-942449-03-8, Originalpreis: € 48,00
- Die 30 wichtigsten Inszenierungen aus 30 Jahren
- Reich bebildert und kommentiert von Anna Viebrock
Anna Viebrocks Arbeiten gelten als einzigartige Zeugnisse der postmodernen Theaterentwicklung in den vergangenen zwanzig Jahren. Ihre Erfindungen als Bühnenbildnerin und zunehmend auch als Regisseurin für Sprech- und Musiktheater entwickelten sich mit Beginn der neunziger Jahre durch die Zusammenarbeit mit den Regisseuren Christoph Marthaler und Jossi Wieler zu einer unverwechselbaren Erfolgs- und Wirkungsgeschichte im deutschsprachigen und internationalem Theater und beeinflussen Theatermacher, aber auch Künstler und Architekten im In und Ausland.
Prägend für Viebrocks Arbeiten ist ein feinnerviger, subversiver Realismus. Sie stecken voll surrealer Logik und überraschender Mechanik, die jedem Anschein von Alltäglichkeit zuwiderlaufen. Viebrock dekonstruiert Architekturen von u. a. Garagen, Schiffen, Bierzelten, Bunkern, Kirchen oder Flugzeugkabinen und setzt diese in ihren Bühnenbildern zu komplexen und hyperrealen Räumen neu zusammen. Auf diese Weise entstehen rätselhafte Räume des Erinnerns und Überlebens, verbaute Systeme, welche die Schauspieler wie Labyrinthe durchqueren.
Diese umfassende Monografie knüpft an das erste Buch von Anna Viebrock an, das vor genau zehn Jahren erschienen ist (Theater der Zeit, „Damit die Zeit nicht stehen bleibt"). Seither hat sie zahlreiche Bühnenräume und Kostümbilder für Christoph Marthaler, Jossi Wieler, Hans Neuenfels und Meg Stuart erfunden; unter anderem für das Zürcher Schauspielhaus, den Papstpalast in Avignon, die Opéra National de Paris, die Bayreuther Festspiele, die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin, das Theater Basel, sowie für die Stuttgarter Staatsoper, das Schauspiel Köln und die Wiener Festwochen.
In eigener Regie inszenierte Anna Viebrock an zahlreichen Opern- und Theaterhäusern, unter anderem an der Opéra National de Paris, am Theater Basel, an der Staatsoper Hannover, dem Schauspiel Köln und am Hebbeltheater in Berlin. In großen, farbigen Bildertableaus beispielhafter Inszenierungen gibt das Buch eine Werkübersicht, ergänzt durch Selbstaussagen von Anna Viebrock. Es beinhaltet darüber hinaus eine ausführliche Biografie und Bibliografie sowie begleitende Texte und Essays von namhaften Künstlern und Wissenschaftlern wie Jürg Laederach, Götz Leineweber, Ernst Surberg und Hans-Thies Lehmann.
„Meine faire Dame - Ein Sprachlabor" (Basel 2010). Foto Judith Schlosser
Anna Viebrock, die im Sommer 2011 60 Jahre alt wird, ist von den Zeitschriften „Theater heute" und „Opernwelt" mehrfach als Bühnen- und Kostümbildnerin des Jahres ausgezeichnet worden. Ihre Inszenierung von Hans-Joachim Hespos' Musiktheater „iOPAL" an der Staatsope
r Hannover wurde 2004 zur „Uraufführung des Jahres" gewählt. 1997 erhielt sie den Hessischen Kulturpreis und 2004 den Theaterpreis Berlin. Seit 2009 ist Anna Viebrock Mitglied der
Akademie der Künste Berlin.



Ute Müller-Tischler ist Kunstwissenschaftlerin, Herausgeberin und Projektkuratorin für Theater der Zeit mit Schwerpunkt Bühnenbild, zuletzt „Jan Pappelbaum scenerom/stages", Norwegisches Nationalmuseum für Kunst , Design und Architektur, Oslo 2009.
Malte Ubenauf ist freier Dramaturg und arbeitet regelmäßig mit den Regisseuren Anna Viebrock, Christoph Marthaler, Christiane Pohle und Sven Holm zusammen.
Anna Viebrock gehört zu den wichtigsten Künstlerinnen des postdramatischen Theaters. Ihre Bühnenbilder sind komplexe Raumlösungen voll anziehender Kraft und Poesie, die aus der intensiven Auseinandersetzung mit dem Theaterraum und den noch spürbaren Atmosphären vergangener Gesellschaften hervorgegangen sind. Ihr Material sei das gesamte 20. Jahrhundert, beschreibt sie einmal ihre Herangehensweise, weil man heute noch sehen könne, wie ein Jahrzehnt auf das andere reagiere. Und in der Tat werden ihre Bühnen und Theatercollagen einhellig von Theaterkritik und Publikum als einprägsame Kunst der Erinnerung empfunden. Anna Viebrocks Arbeiten machen Geschichte auf der Bühne lebendig über Vorgefundenes, Details aus hinterlassenen Raumeinrichtungen und aus verschiedenen Epochen zusammengestellten Architekturelementen. Sie erhalten wie nie zuvor im Theater eine unbedingte Aufmerksamkeit und erzeugen jene rätselhafte Aura und traumatische Präsenz historischer Gegenwart, für die Anna Viebrocks Theaterräume berühmt geworden sind.
Geboren 1951 in Köln, wächst Anna Viebrock in Frankfurt am Main auf. Nach ihrem Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf in der Bühnenbildklasse von Karl Kneidl hatte sie ihr erstes Engagement als Bühnenbild- und Kostümbildassistentin am Schauspiel Frankfurt. Ende der achtziger, Anfang der neunziger Jahre entwickelte sie in der Zusammenarbeit mit den Schweizer Regisseuren Christoph Marthaler und Jossi Wieler ihre eigene, sehr persönliche Handschrift: Anna Viebrocks Arbeiten zeichnet ein feinnerviger, subversiver Realismus aus, eine atmosphärische Verdichtung durch täuschend echte Oberflächen und eine fast metaphysische Raumauffassung. Diesen Realismus, dem sie in ihrer Zürcher Zeit der frühen nuller Jahre und in ihren Regiearbeiten für das Sprech- und Musiktheater treu geblieben ist, hat der Ausstellungskurator Hubertus Adam als „antiillusionistischen Illusionismus" beschrieben. Viebrock lässt ihre Theaterräume meist wie reale Architektur wirken und stellt eine „Ästhetik des Eintauchens" her, auch in ihren neueren offenen Raumarbeiten. Sie operiert mit befremdlich wirkenden Proportionen von Dingen und Bühnenelementen sowie unklaren Raumbeziehungen, die Innen- und Außenwelt verkehren. Ihre Bühnenbilder sind überreale, fast monumentale Rauminstallationen, hybride Architekturkonstruktionen, die den szenischen Zusammenhang von dramatischem Stoff und Ort der Handlung nicht nur organisieren, sondern gleichsam erfinden und entwickeln. Ihre fantastisch realen Wartezimmer, Flugzeugkabinen, Schalterhallen oder Kirchenräume stecken voll surrealer Logik und überraschender Mechanik, die jedem Anschein von Alltäglichkeit zuwiderlaufen. Ihre vieldeutig-verschlüsselten Bildaussagen, in denen sich eigene Seherlebnisse und allgemeine Geschichtserfahrungen durchdringen, bleibt in der zeitgenössischen Theaterkunst bis heute unerreicht.
Der vorliegende Band „Das Vorgefundene erfinden" ist eine das gesamte Werk umfassende Monografie der Bühnenbildnerin und Regisseurin Anna Viebrock. Die großen, farbigen Bildertableaus von über dreißig beispielhaften Inszenierungen aus fast dreißig Jahren werden ergänzt durch Modell- und Entwurfsfo tos, Recherchebilder und Abbildungen, welche dem Betrachter die Entwicklung ihrer Raum- und Regiekonzeption vor Augen führen. Anna Viebrock kommentiert selbst im Gespräch mit ihrem Dramaturgen Malte Ubenauf, das die beiden für dieses Buch im Frühjahr 2011 geführt haben, die jeweilige Inszenierung und gibt Auskunft über ihre Gedankenwelt, ihre Arbeitsweise, die konkreten Bühnenlösungen und Regieideen. Begleitet werden Anna Viebrocks Kommentare durch Essays und Analysen der ihr besonders in den letzten Jahren verbundenen Künstler und Autoren wie Jür
Das Buch möchte einen umfassenden Einblick in die visuelle Dramaturgie der Arbeit Anna Viebrocks mit prägenden Regisseurinnen und Regisseuren wie Christoph Marthaler, Jossi Wieler, Meg Stuart oder Hans Neuenfels vermitteln. Es zeigt die komplexen, mehrdimensionalen Raumlösungen herausragender Inszenierungen, Entwürfe und Vorarbeiten ihrer wichtigsten Bühnenbilder unter anderem für das Zürcher Schauspielhaus, die Opéra national de Paris, für die Bayreuther und Salzburger Festspiele, die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin, das Theater Basel und für die Stuttgarter Staatsoper. Und es verfolgt, wie sie in ihren eigenen Raumentwürfen zunehmend die künstlerische Gesamtleitung übernimmt und selbst Regie führt u. a. an der Opéra national de Paris, am Theater Basel, an der Staatsoper Hannover, dem Schauspiel Köln und am Hebbel am Ufer (HAU) in Berlin.
Wir danken allen, die uns in den letzten Monaten zur Seite standen. An erster Stelle bedanken wir uns bei Anna Viebrock für das umfangreiche Material, welches sie uns zur Verfügung gestellt hat, für ihre Mitarbeit bei der Sichtung und Auswahl der Fotografien und für ihre Bereitschaft, den Abdruck zahlreicher, bisher unveröffentlichter Arbeitsmaterialien und persönlicher Dokumente zu ermöglichen. Ihre konkreten Werkkommentare und Selbstauskünfte für diese Monografie sind theatergeschichtlich von unschätzbarem Wert. Bedanken möchten wir uns auch bei der Grafikerin Sibyll Wahrig, die das Buch umsichtig gestaltete und einen fabelhaften Blick für Fotoauswahl und Bildkomposition hat. Außerdem möchten wir es nicht vers
äumen, den Autorinnen und Autoren zu danken, deren persönliche Texte dazu beigetragen haben, die Herangehensweise von und die Arbeitsatmosphäre um Anna Viebrock deutlich zu machen. Ohne die brillanten Bühnenaufnahmen von David Baltzer, Clärchen und Matthias Baus, Matthias Horn, Walter Mair, A.T. Schaefer, Judith Schlosser, Dorothea Wimmer, Ruth Walz und Leonard Zubler wäre dieses Buch nur halb so überzeugend, wenn nicht sogar unmöglich gewesen. Und nicht zuletzt ist uns der Dank an Nicole Gronemeyer wichtig, unserer Lektorin, deren kluges und behutsames Urteil wir schätzen gelernt haben.
Ute Müller-Tischler und Malte Ubenauf
Berlin, Mai 2011
Kapitel | Seite |
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Kapitel | Seite |
Anna Viebrocks Torsenvon Jürg Laederach | Seite 9 |
Das Totemtier der Schlaflosenvon Götz Leineweber | Seite 10 |
Yrstrulyvon Ernst Surberg | Seite 14 |
Gesammelte Raum-ZeitenZur Arbeit von Anna Viebrock von Hans-Thies Lehmann und Helene Varopoulouvon Hans-Thies Lehmann und Helene Varopoulou | Seite 17 |
Eine WerkbesichtigungAnna Viebrock über ausgewählte Inszenierungen, befragt von Malte Ubenaufvon Malte Ubenauf und Anna Viebrock | Seite 24 |
Woyzeck | Stuttgart, 1986 | Seite 24 |
Murx den Europäer! Murx ihn! Murx ihn! Murx ihn! Murx ihn ab! | Berlin, 1993 | Seite 28 |
Wolken.Heim. | Hamburg, 1993 | Seite 32 |
Sturm vor Shakespeare – Le petit rien | Berlin, 1994 | Seite 36 |
Kasimir und Karoline | Hamburg, 1996 | Seite 40 |
La vie parisienne | Berlin, 1998 | Seite 46 |
Katja Kabanowa | Salzburg, 1998 | Seite 52 |
Die Spezialisten. Ein Überlebenstanztee | Hamburg, 1999 | Seite 58 |
20th Century Blues | Basel, 2000 | Seite 62 |
Hotel Angst / Die schöne Müllerin | Zürich, 2000, 2001 | Seite 66 |
Was ihr wollt | Zürich, 2001 | Seite 72 |
Macht nichts | Zürich, 2003 | Seite 76 |
Moses und Aron | Stuttgart, 2003 | Seite 80 |
Visitors only | Zürich, 2003 | Gent, 2007 | Seite 84 |
Geschwister Tanner | Zürich, 2004 | Seite 90 |
Ohne Leben Tod | Berlin, 2004 | Seite 96 |
Lucio Silla | Amsterdam, 2004 | Seite 100 |
iOPAL | Hannover, 2005 | Seite 106 |
Tristan und Isolde | Bayreuth, 2005 | Seite 112 |
Winch only | Brüssel, 2006 | Seite 116 |
Alceste | Stuttgart, 2006 | Seite 120 |
69 Arten den Blues zu spielen / Doubleface oder Die Innenseite des Mantels – Ein Defilée / Die Bügelfalte des Himmels hält für immer – Eine Reinigung | Basel, 2006, 2008, 2009 | Seite 124 |
Ariane et Barbe-Bleue | Paris, 2007 | Seite 130 |
Wozzeck | Paris, 2008 | Seite 136 |
Der letzte Riesenalk. Ein Diorama | Köln, 2009 | Seite 140 |
Riesenbutzbach. Eine Dauerkolonie | Wien, 2009 | Seite 146 |
La Grande-Duchesse de Gérolstein | Basel, 2009 | Seite 152 |
wozuwozuwozu | Köln, 2010 | Seite 154 |
Medea in Corinto | München, 2010 | Seite 158 |
Meine faire Dame. Ein Sprachlabor | Basel, 2010 | Seite 160 |
Papperlapapp | Avignon, 2010 | Seite 162 |
±0 | Nuuk, 2011 / Fremd | Stuttgart, 2011 | Seite 166 |
Die Vergangenheiten sind ganz andersEin Gespräch zwischen Anna Viebrock und dem Architekten Peter Märklivon Anna Viebrock und Peter Märkli | Seite 170 |
Ende der DurchsageÜber die Regisseurin Anna Viebrockvon Malte Ubenauf | Seite 181 |
BiographieAufgezeichnet von Anna Viebrockvon Anna Viebrock | Seite 187 |
Werkverzeichnis | Seite 192 |
Bibliographie | Seite 197 |
Anna Viebrock
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„Ein überaus gelungenes Buch.“FAZ
„Der Band umfasst farbige Bildertableaus aus fast 30 Jahren Theatergeschichte … die Bilder sind beeindruckend.“SPIEGEL ONLINE
„Ein Prachtband“Der Tagesspiegel
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