
Heft 12/1981
Umgang mit DDR-Dramatik
Vor den Werkstatt-Tagen, Mai 1982 in Leipzig
Broschur mit 88 Seiten, Format: 200 x 290 mm
ISSN 0040-5418
1. »Jetzt, nachdem wir so viele Jahre gearbeitet haben / Sind wir in schwierigerer Lage als am Anfang«. In den Svendborger Gedichten von Bertolt Brecht wird diese Aussage dem »Schwankenden« in den Mund gelegt - trifft sie nicht auch auf den derzeitigen Stand des Umgangs mit neuer Dramatik auf unseren Schauspiel bühnen zu? Zwei Werkstatt-Tage in den Jahren 1978 und 1980 haben schwierige Entwicklungsfragen nicht lösen können, allenfalls stärker ins Bewußtsein gerückt und Erwartungen geweckt, die sich nur zu einem Teil erfüllt haben. Viele mit Leidenschaft erstrittene Erfolge im einzelnen, an dieser oder einer anderen Bühne, mit dem einen oder anderen Autor, können nicht darüber hinwegtäuschen, daß die nationale Dramatik zum inhaltlich entscheidenden, das Theaterleben in seiner politischen und ästhetischen Wirkung umfassend bestimmenden künstlerischen Faktor noch immer nicht geworden ist. Mit weit größerer Entschiedenheit werden Aussagen zur Gegenwart, bedrängend, aufregend, widersprüchlich, herausfordernd, in die Interpretation klassischer Werke eingebracht. Die neue Dramatik sieht sich zu gleicher Zeit in die kleinen Spielstätten abgedrängt, in Entdeckungs- und Spektakelprogramme, gespielt vor einem besonders interessierten Zuschauer, aber oft zugleich merkwürdig herausgenommen aus der öffentlichen Auseinandersetzung mit dem Publikum der großen Häuser.
Und doch gibt es zu gleicher Zeit ein großes, lebhaftes Interesse an neuer Dramatik. Unverdrossen publizieren der Henschelverlag (Müller, Knauth, Stolper, Strahl, in einem Sammelband Groß, Wendt, Koerbl, Seidel) und »Theater der Zeit« Stücke, Literaturzeitschriften wie die »ndl« und »Temperamente« entdecken ihr Herz für dramatische Texte, die Zahl der Schreibenden wird immer größer, wobei sich zunehmend die Theater selbst als Zentren neuen dramatischen Schaffens ausweisen: Schauspieler schreiben Stücke, Dramatiker inszenieren sich selbst - es gibt Versuche, einen »geschlossenen Regelkreis« zu schaffen, Dramatik im Theater entstehen zu lassen und dort auch zu verwirklichen, also für den Dramatiker Abhängigkeit in Unabhängigkeit zu verwandeln oder doch zumindest in die Möglichkeit, sein Werk nicht von Außen an den Produzenten heranzutragen, sondern sich der Produzenten selbst zu versichern und ihre Rolle mit zu übernehmen (Beispiele: »Alles oder etwas« von Jörg-Michael Koerbl in Frankfurt, »August Cäsar« von Max K. Hoffmann in Potsdam).
Hier aber wird das gestörte Verhältnis der Schreibenden zu den Theaterleuten offenbar. Die Dramatiker wünschen sich ein anderes Theater (mitunter auch andere Zuschauer), die Theater wollen andere Stücke. Über allem steht dabei die in der Praxis nicht so selten bestätigte Sorge der Theaterleute, mit dem vorliegenden Angebot neuer Stücke ein »breiteres« Publikum nicht erreichen zu können. Diese Sorge ist gekoppelt mit einem oft betroffen machenden Haltungsunterschied der beiden Partner in grundsätzlichen kulturpolitischen Fragen. Individuelle Erfahrungen, und das heißt auch individuelles Leiden an Erscheinungsformen der Wirklichkeit, individuelle Überzeugung über den Charakter gegenwärtiger und historischer Prozesse, individuelle Postulate über Möglichkeiten und Gefishrdung der Persönlichkeit, die von den Gesamterfahrungen der Gesellschaft mitunter recht deutlich abweichen, stoßen auf eine öffentliche Institution, die sich mit ihrem öffentlichen Partner Publikum zu verständigen hat und ohne dieses Publikum nicht lebensfähig ist. [...]
Aus Christoph Funke: Umgang mit DDR-Dramatik. Vor den 3. Werkstatt-Tagen des
Schauspiels, Mai 1982 in Leipzig (S. 8-9), S. 8.
Artikel | Seite |
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Artikel | Seite |
Umschau | |
Alicia AlonsoZu ihrem 60. Geburtstagvon Werner Gommlich | Seite 1 |
Städtische Bühnen ErfurtAbraxas von Werner Egk. Choreographie/lnszenierung: Sigrid Trittmacher-Koch, musikalische Leitung: Ulrich Faust, Ausstattung: Hans Hohnbaum / Waltraud Moservon Dietmar Fritzsche | Seite 1 |
Theater der Stadt PlauenDer Preis von Karl Ottomar Treibmann / Harald Gerlach. Regie: Carl Heinz Erkrath, musikalische Leitung: Klaus-Dieter Demmler, Ausstattung: Rainer Möllemannvon Wolfgang Lange | Seite 2 |
Landestheater HalleCasanova von Bez / Degenhardt / Natschinski. Regie: Klaus Winter, musikalische Leitung: Volker Münch, Ausstattung: Rolf Klemm / Helga Müller-Steinhoffvon Elke Schneider | Seite 2 |
Fernsehen der DDRMusen von Peter Hacks. Regie: Cox Habbema, Bild-Regie: Annelies Thomas, Ausstattung: Heinz Wenzelvon Hans-Rainer John | Seite 3 |
Thomas-Müntzer-Theater EislebenDienstreisende von Armin Stolper. Regie: Frank Hofmann, Ausstattung: Ulrich Pfeil / Gertraud Wahlvon Peter Reichel | Seite 3 |
Theaterpolitik | Seite 4 |
Forderung des Tages - Forderung der EpocheTheater auf dem Kurs des X. Parteitags der SEDvon Karl Kayser | |
Kolumne | Seite 5 |
Miszellen zur Regisseur-Situationvon Wolfgang Lange | |
Theaterpolitik | Seite 6 |
ProportionenDas Spieljahr 1980 in Zahlen und Faktenvon Sigrid Kretschmer und Willi Schrader | |
DDR-Dramatik | Seite 8 |
Umgang mit DDR-DramatikVor den 3. Werkstatt-Tagen des Schauspiels, Mai 1982 in Leipzigvon Christoph Funke | |
Uraufführung | |
Kabarettistische Einfälle und Sprachröhren unseres ZeitgeistesUraufführung im Brandenburger Theater: »Jäckels Traum« von Reinhard Kuhnertvon Karl-Heinz Müller | Seite 9 |
Karl-Heinz Müller im Gespräch mit Reinhard Kuhnertvon Karl-Heinz Müller und Reinhard Kuhnert | Seite 10 |
»Zwei Beine in der Luft sind immer noch besser als keins auf der Erde«»August Cäsar« von Max K. Hoffmann in Potsdamvon Martin Linzer | |
Inszenierung | |
Etwas zu wenig»Alles oder etwas« von Jörg-Michael Koerbl in Frankfurt (Oder)von Martin Linzer | Seite 13 |
Das Ei des Anstoßes»Der Stolperhahn« von Albert Wendt im Arbeitertheater »Maxim Gorki«von Henryk Goldberg | Seite 14 |
Uraufführung | Seite 15 |
Phantastische Parabel»Der weiße Anzug« von Alonso Alegría in Potsdam uraufgeführtvon Ingeborg Pietzsch | |
Erstaufführung | Seite 17 |
Einer schwimmt gegen den StromDDR-Erstaufführung von Alexander Tschchaidses »Ein freies Thema« in Stendalvon Dieter Krebs | |
Brecht | |
Ohne Schärfe ...Brechts »Dreigroschenoper« zum drittenmal am Schiffbauerdammvon Martin Linzer | Seite 18 |
Der Schoß ist fruchtbar nochZwei Fernsehabende mit Brechts »Furcht und Elend«von Hans-Rainer John | Seite 19 |
Inszenierung | Seite 20 |
»Auf dem Burgwall« auf der BühneZur Inszenierung von Jakub Bart-Ćišinskis »Na hrodźišću« in Bautzenvon Jochen Gleiß | |
Umfrage | Seite 22 |
Reserviert für ReservenDenkend spielen, spielend denken (F. Raschke); Handwerk ist für Schauspieler lebenswichtig (H. Orphal); Sich selbst einbringen ... (V. Irrgang); Wie man zu dem steht, was man macht (H.-J. Rodewald)von Friederike Raschke, Henning Orphal, Vera Irrgang und Hans-Joachim Rodewald | |
Porträt | Seite 25 |
Zwischen Solo und ÖffentlichkeitDer Schauspieler Manfred Zetzschevon Erika Stephan | |
Goethe | |
Vor der nächsten Runde - »Faust«von Helmut Pollow | Seite 28 |
Von Spitzweg bis Dschungel-Look»Faust I« zum drittenmal in Weimarvon Erika Stephan | Seite 32 |
Garderobengespräch | Seite 34 |
Erwin Geschonneck(Aufgezeichnet von Günter Agde)von Erwin Geschonneck und Günter Agde | |
Theater-Alltag | Seite 38 |
»Weit von hier wohnen wir ...«Zum Theaterverhalten von Stadt- und Landpublikumvon Peter Kaiser | |
Theatergeschichte | Seite 40 |
Theatergeschichte(n) 4. FolgeMeiningen 2: Bülow und die Meininger Hofkapelle (1880-1885). Auswahl und Kommentar: Werner Ottovon Werner Otto | |
Uraufführungen | Seite 43 |
Musikgetränkte MärchenDrei Uraufführungen: »Kalif Storch« von Eckert / Allihn in Bernburg; »Der Zauberer von Smaragdenstadt« von Solga / Tiefensee in Halberstadt; »Muschebubu« von Hornbogen / Krtschil in Meiningenvon Ulrich Burkhardt und Michael Berg | |
Szenografie national | Seite 46 |
Szenografie national (7): Dieter Langevon Reinhard Schau | |
Hinter der Bühne | Seite 50 |
Hinter der Bühne (30): Projekte auf VorratMartin Koltzer, technischer Direktor für Bau und Rekonstruktion in Schwerinvon Günther Bellmann | |
Berliner Festtage | |
Gemeinsame Basis - divergierende FormenTänzer aus Leningrad, Prag und Györ bei den XXV. Berliner Festtagen zu Gastvon Dietmar Fritzsche | Seite 52 |
Gespräch mit lvan Markó(Aufgezeichnet während eines VT-Fachgesprächs zwischen Ballettschaffenden der DDR und Vertretern des Balletts Györ von Dietmar Fritzsche)von Dietmar Fritzsche und Ivan Markó | Seite 54 |
Traditionelles, Heroisches und KomödischesSchauspieler aus Hanoi und Mailand, aus Tallinn und Wien bei den Berliner Festtagen 1981 zu Gastvon Hans-Rainer John | Seite 56 |
Warum Triangel?Figurentheater aus den Niederlanden bei den Berliner Festtagenvon Silvia Brendenal | Seite 58 |
Prag | |
Lebens-Bilder, Lebens-LäufeNeue Stücke von Daněk, Hubač und Confortès in Pragvon Ingeborg Knauth | Seite 60 |
Unternehmen Čapek»Die Weiße Krankheit« von Karel Čapek am Prager Nationaltheatervon Wolfgang Kröplin | Seite 61 |
Calderón de la Barca | Seite 63 |
Das Theater ist eine WeltAnläßlich des 300. Todestags von Calderónvon Juan Antonio Hormigón | |
Brecht | Seite 65 |
Beschreibung aus MadridFriedo Solter inszenierte »Mann ist Mann«von Hans Nadolny | |
Nigeria | Seite 67 |
Theater in NigeriaGespräch mit James Olu Aburisade. Aufgezeichnet von Otto Kählervon Otto Kähler und James Olu Aburisade | |
Zum Stückabdruck | Seite 68 |
Ein Zweistück»Der Schneider von Ulm« und »Don Juan« von Barbara Honigmannvon Gregor Edelmann | |
Stückabdruck | Seite 69 |
Der Schneider von Ulmvon Barbara Honigmann | |
Bücher | Seite 70 |
Darsteller und Darstellungskunst in Theater, Rlm, Fernsehen und HörfunkHerausgegeben von Prof. Dr. habil. Ernst Schumacher. Henschelverlag Kunst und Gesellscheft Berlin 1981, 459 S., 18,- Mvon OW | |
Stückabdruck | Seite 71 |
Don Juanvon Barbara Honigmann | |
TdZ-Informativ | Seite 73 |
Gruß des PräsidentenLiebe Kollegen! Liebe Genossen und Freunde!von Wolfgang Heinz | |
Inland | |
Theaterkunst in den 80er JahrenVorstand des Theaterverbands berietvon Hans-Rainer John | Seite 74 |
Aufruf sowjetischer Theaterschaffender beantwortetvon Wolfgang Heinz | Seite 74 |
III. Internationaler Theaterkurs am Volkstheater Rostockvon Heidemarie Ullrich | Seite 74 |
35 Jahre Theater der Bergarbeitervon Gabriele Richter | Seite 75 |
Personelles | Seite 75 |
Unterwegs | Seite 76 |
Dialog mit Gästenvon Peter Ullrich | |
III. Werkstatt der Südbezirkevon Monika Mehnert | |
Ausland | |
Theatersaison in Moskauvon Nachrichtenagentur der DDR ADN | Seite 77 |
Theaterspielzeit 1980/81 in Rumänienvon Mărgaretă Bărbuţă | Seite 77 |
Der »Goldene Delphin« von Varnavon Konstanza Kavrakova-Lorenz | Seite 78 |
Antikriegstheatervon Peter Schütt | Seite 78 |
Briefe | Seite 79 |
Zu TdZ 10/1981von D. Tichelmann | |
Bücher | |
Kurt Hager: Beiträge zur KulturpolitikDietz Verlag Berlin 1981, 237 S., 5,80 Mvon Hans-Rainer John | Seite 79 |
Schauspielen: Handbuch der Schauspieler-Ausbildung von Gerhard Ebert und Rudolf PenkaHenschelvertag Berlin 1981, 26,- Mvon Ingeborg Pietzsch | Seite 79 |
Horst Günther: Zum gesprochenen Dialog im Handpuppen- und MarionettentheaterMaterial zum Theater (Schriftenreihe des Theaterverbandes), Heft 141, Berlin 1981, 64 S.von Silvia Brendenal | Seite 80 |
Neuinszenierungen | Seite 80 |
Neuinszenierungen der Theater im Spieljahr 1982Stand vom 1. 11. 1981 | |
Premierenkalender | Seite 83 |
Vom 16. Dezember 1981 bis 15. Januar 1982 | |
Spielpläne | Seite 83 |
Vom 16. Dezember 1981 bis 15. Januar 1982 | |
Besetzungen | Seite 85 |
Ur- und Erstaufführungen / Schauspiel | |
Autoren | Seite 85 |
Impressum | Seite 85 |
Inhalt | Seite 88 |
James Olu Aburisade
Günter Agde
Mărgaretă Bărbuţă
Günther Bellmann
Michael Berg
Silvia Brendenal
Ulrich Burkhardt
Gregor Edelmann
Dietmar Fritzsche
Christoph Funke
Erwin Geschonneck
Jochen Gleiß
Henryk Goldberg
Werner Gommlich
Wolfgang Heinz
Barbara Honigmann
Juan Antonio Hormigón
Vera Irrgang
Hans-Rainer John
Otto Kähler
Peter Kaiser
Konstanza Kavrakova-Lorenz
Karl Kayser
Ingeborg Knauth
Dieter Krebs
Sigrid Kretschmer
Wolfgang Kröplin
Reinhard Kuhnert
Wolfgang Lange
Martin Linzer
Ivan Markó
Monika Mehnert
Karl-Heinz Müller
Nachrichtenagentur der DDR ADN
Hans Nadolny
Henning Orphal
Werner Otto
OW
Ingeborg Pietzsch
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Friederike Raschke
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Gabriele Richter
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