
Heft 02/1985
Zum Umgang des DDR-Theaters mit klassischer Dramatik
Broschur mit 80 Seiten, Format: 200 x 290 mm
ISSN 0040-5418
Wo unsere Chancen liegen. Zum Umgang unserer Theater mit klassischer Dramatik: Vor gut zwei Jahren druckte »Theater der Zeit« eine Reihe von Beiträgen ab, in denen es um die Begriffe Historizität und Aktualität und um deren Bezug zueinander ging - um Sinn und Aufgabe überlieferter Dramatik heute. Der Begriff Dialektik wurde beschworen. Auffällig an dieser Beitragsfolge, daß ein häufig genutzter Begriff aus den siebziger Jahren wie Antizipation fehlte. Nach einer historischen Perspektive, welche durch überlieferte dramatische Texte vermittelt werden und über den aktuellen Gegenstand des Tages hinausgehen könnte, wurde nicht mehr gefragt. Welches könnten die Ursachen sein, wird in einem ideellen und ästhetischen Bezug von eigener Gegenwart gegenüber einer überlieferten Vergangenheit Zukünftiges ungenügend eingebunden?
Ähnliche Erscheinungsweisen von ästhetischen Abbildungen sind üblich geworden: In »Hamlet« (Frankfurt/Oder) wird der Spiel- und Ausstattungsrahmen »zwischen den Zeiten« angesiedelt, im äußeren Habitus herangeholt an die Gegenwart - mit einer »Studentenbude« für Hamlet, angefüllt mit gegenwärtig-naturalistischen Details: Überall Bücherstapel, auf einer Liege er und Ophelia zu liegen kommen, Rosenkranz und Güldenstern mit Schnaps in Kaffeetassen begrüßt werden; Hamlet selbst langlockig und in Pullover und Cordhosen, mit langem Mantel und Hut und Regenschirm und Koffer; die Laertes-Gruppe eine Bande von der Straße mit Knüppel, Hammer, Pistole, Maschinengewehr ... Ähnlich die Art des Zugriffs auf dieses Stück in Potsdam, methodisch ein bewußtes Aufnehmen von historisch und ästhetisch Eklektizistischem: Vertreter des Hofes (Staatsrates) in historischen Kostümelementen, verbunden mit der Grundkleidung des schwarzen Gehrockes, die auftretende Schauspielergruppe als Hippies, die Soldaten prägt eine Militärkostümierung aus mehreren Jahrhunderten, Laertes und seine Gruppe als rechtsextreme Rocker-Bande ... ansonsten heutige Alltagskleidung. Direkte aktuelle Zeichen: Die Diplomaten treten auf wie Business-Vertreter der Wallstreet, Rosenkranz und Güldenstern werden mit einem Bank-Scheck bezahlt, ein Bierkasten wird hereingeschoben zum Begrüßungstrunk, Hamlets Tätigkeiten von Polonius über Monitore beobachtet ... Weshalb solches prononciertes Herausheben des Aktuell-Modellhaften bzw. einer Analogie-Beziehung in Klassiker-Inszenierungen? - eine Tendenz, die sich in den letzten Jahren verstärkt hat.
Der zeitgenössische Impuls wird in Potsdam schon durch die Erweiterung des Spiel-Raumes vorgegeben: Der Zuschauer muß sich durch Wache haltende Soldaten in den Theater-Raum begeben, wo junge Leute in Renaissance-Kostümen Texte an Tafeln und an die Bühnenportale schreiben. Es sind das Texte von Aquino, Morus, Bruno, Texte von Volker Braun und Christa Wolf. In einer gefährdeten Welt - in unserer Welt - werden moralisch-ethische Postulate ideell entgegengesetzt diesem: »Ganz Dänemark ist ein Gefängnis.« Ein prägendes Zitat von Christa Wolf: »An den Bruchstellen zwischen den Zeiten wird gebrochen: der Mut, das Rückgrat, die Hoffnung, die Unmittelbarkeit; vieles, was zum Sprechenkönnen nötig ist. In die Hohlräume springt die Angst.« [...]
Aus: Wo unsere Chancen liegen. Zum Umgang unserer Theater mit klassischer Dramatik von Helmut Pollow
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Umschau | |
Theater im PalastDer tolle Tag oder Die Hochzeit des Figaro von Pierre Caron de Beaumarchais. Regie: Helmut Straßburger / Ernstgeorg Hering, Ausstattung: Gunter Kaiser / Eleonore Kleibervon Helmar Schramm | Seite 1 |
Städtische Theater Karl-Marx-Stadt - SchauspielhausZwei auf einer Bank von Alexander Gelman. Regie: Hartwig Albiro, Ausstattung: Volker Walthervon Ingeborg Pietzsch | Seite 1 |
Bühnen der Stadt Magdeburg - Großes HausTurandot von Giaccomo Puccini. Regie : Günter Imbiel, musikalische Leitung: Roland Wambeck, Ausstattung: Karin Reuthervon Klaus Thiel | Seite 2 |
Landesbühnen SachsenDie Abenteuer des Hary Janos von Zoltán Kodály. Regie: Klaus Kahl, musikalische Leitung: Joachim Widlak, Ausstattung: Rolf Dögevon Wilhelm Hübner | Seite 2 |
Volkstheater Rostock - Großes HausEin neuer Sommernachtstraum von Köllinger / Katzer / Ahne. Choreographie/Inszenierung: Joachim Ahne, musikalische Leitung: Michail Jurowski, Ausstattung: Christian Gätjenvon Dietmar Fritzsche | Seite 3 |
Städtische Bühnen Erfurt - OpernhausDoktor Aibolit von Abolimow / Morosow. Choreographie/Inszenierung: Sigrid Trittmacher-Koch, musikalische Leitung: Ulrich Faust, Ausstattung: Hans Hohnbaum / Konrad Gieselvon Karin Schmidt-Feister | Seite 3 |
DDR-Theater | Seite 4 |
Wo unsere Chancen liegenZum Umgang unserer Theater mit klassischer Dramatikvon Helmut Pollow | |
Kolumne | Seite 4 |
Korrespondenzenvon Horst Seeger | |
Schauspieler über klassische Rollen | Seite 8 |
(IV)Dietmar Huhn (Karl-Marx-Stadt), Helga Labudda (Deutsches Theater), Herbert Manz (Potsdam), Walfriede Schmitt (Volksbühne). Aufgezeichnet von Ingeborg Pietzschvon Ingeborg Pietzsch, Dietmar Huhn, Helga Labudda, Herbert Manz und Walfriede Schmitt | |
Inszenierungen | |
Schiller spielen ...»Die Räuber« in Cottbus, »Maria Stuart« in Stralsund, »Die Jungfrau von Orleans« in Radebeulvon Erika Stephan | Seite 12 |
Der gefaßte General»Wallenstein« von Schiller in Weimarvon Jochen Gleiß | Seite 14 |
Optimistische Tragödie?Bearbeitung einer Bearbeitung: »Egmont« von Goethe und Schiller in Leipzigvon Matthias Frede | Seite 16 |
Theaterreport | |
Absolventen in der PraxisFünf Inszenierungen am Eduard-von-Winterstein-Theater Annabergvon Silvia Brendenal | Seite 17 |
Silvia Brendenal im Gespräch mit Ralf Kobervon Silvia Brendenal und Ralf Kober | Seite 18 |
Inszenierungen | |
Angst vor der Axt?Friedo Solter inszenierte Tschechows »Der Kirschgarten« am DTvon Jochen Gleiß | Seite 21 |
Franz Kafka und Peter Weiss»Der neue Prozeß« am Berliner Ensemblevon Hans-Rainer John | Seite 22 |
Nachdenken über Spieler und Regie»Jutta« in Plauen und Zittau, »Match« in Radebeul, »Die neuen Leiden des jungen W.« in Eisenachvon Achim Gebauer | Seite 23 |
Das vielgestaltige »Legende«-SpielPlenzdorfs »Legende vom Glück ohne Ende« in Schwerin und Karl-Marx-Stadtvon Hans-Rainer John | Seite 26 |
Polen | Seite 28 |
1. Preis: »Die Falle«Festival der polnischen Gegenwartsdramatik, Wrocław 1984von Martin Linzer | |
ČSSR | Seite 31 |
Von Smetana bis Martinů19. Internationales Musikfestival Brnovon Dörte Sauerzapf | |
Inszenierungen | Seite 34 |
Spickzettel: Striese»Frohes Wochenend« in Rudolstadt, »In Frisco ist der Teufel los« in Zeitz, »Bretter, die die Welt bedeuten« in Stendal, »Ein Fall für Sherlock Holmes« in Annabergvon Ulrich Burkhardt | |
Oper | Seite 37 |
Wiederentdeckung einer vergessenen Oper»Giustino« von Händel an der Komischen Opervon Dieter Kranz | |
Ballett | Seite 39 |
Werkzeug des Bösen»Macbeth«-Ballett von Wassiljew / Moltschanow an der Deutschen Staatsoper Berlinvon Dietmar Fritzsche | |
Gespräch | Seite 41 |
Komplexität künstlerischer AusdrucksweiseWolfgang Lange im Gespräch mit Reinhard Schau, Hochschule für Musik Weimarvon Wolfgang Lange und Reinhard Schau | |
Oper | |
Stets dem Neuen aufgeschlossenGedanken zur Eröffnung der Semper-Opervon Friedbert Streller | Seite 43 |
Umfrage zur Eröffnung der Semper-Oper: Theo Adam, Helga Termer, Peter Glatte, Elisabeth Wilke, Hans-Dieter Pflüger, Olaf Bärvon Hans-Dieter Pflüger, Olaf Bär, Theo Adam, Helga Termer, Peter Glatte und Elisabeth Wilke | Seite 43 |
Oper in Dresden - die ersten NachkriegsjahreGespräch mit Hans-Rainer John in Vorbereitung eines Dokumentarfilms über die Geschichte der Dresdner Opervon Dieter Kranz, Hans-Rainer John und Annelies Thomas | Seite 47 |
Garderobengespräch | Seite 50 |
Ruth Langevon Hans-Rainer John und Ruth Lange | |
Oper | Seite 54 |
Semper-Oper im WiederaufbauStadien des Baugeschehens | |
Hinter der Bühne | Seite 57 |
(42) Licht über 40 MeterEin Beleuchtungschef hilft sein Theater einrichten - Friedewalt Degenvon Günther Bellmann | |
Oper | Seite 59 |
Semper-Oper, vor der Wiedereröffnung. Probenstadiumvon Joachim Herz | |
Stückabdruck | Seite 60 |
Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph RilkeEine Opernvisionvon Siegfried Matthus | |
Zum Stückabdruck | Seite 61 |
Gespräch mit Siegfried Matthusvon Siegfried Matthus und Wolfgang Lange | |
TdZ-Informativ | Seite 65 |
III. Arbeitstage für Musicalvon Wolfgang Lange | |
Inland | |
Tradition und NeuerertumGespräch mit dem Dresdner Staatsopern-lntendantenvon Nachrichtenagentur der DDR ADN und Gerd Schönfelder | Seite 66 |
Semperoper Dresden neuerstandenvon Dietmar Fritzsche | Seite 66 |
Händelmuseum im Händelhaus | Seite 66 |
Schauspielhaus Dresden eröffnetvon Jochen Gleiß | Seite 67 |
Lebendige Erbepflege | Seite 67 |
IX. DDR-Ballettwettbewerb(Aus dem Wettbewerbsaufruf vom Ministerium für Kultur, Zentralvorstand der Gewerkscbaft Kunst, Verband der Theaterschaffenden der DDR, Rat der Stadt Dessau - stark gekürzt) | Seite 68 |
Nachlese: 25. und 26. Stunde des Tanzesvon Volkmar Draeger | Seite 68 |
Personelles | Seite 68 |
Unterwegs | Seite 69 |
Improvisationen im Bauhaus Dessauvon Dörte Sauerzapf | |
Ausland | Seite 70 |
Opernsänger-Wettbewerb in der VR Polenvon Stephan Stompor | |
Briefe | Seite 71 |
Zu »Zwei auf einer Bank« im DT (TdZ 12/84)von Reinhard Hellmann | |
Reaktionen und Gegenreaktionenvon Martin Linzer, Rudolf Münz, Ingeborg Pietzsch, Klaus Thiel und Horst Behrendt | |
Bücher | Seite 71 |
Gerhard Branstner: Das eigentliche Theater oder die Philosophoie des AugenblicksMitteldeutscher Verlag Halle-Leipzig 1984, e-Reihe, 224 S., 3,50 Mvon Peter Ullrich | |
Albert Wendt: Die Dachdecker und andere Stücke und Texte. Mit einem Nachwort von Karl Heinz SchmidtReihe »dialog«, Henschelverlag Berlin 1984, 240 Seiten, 6,- Mvon Martin Linzer | |
Premierenkalender | Seite 72 |
Vom 16. Februar bis 15. März 1985 | |
Spielpläne | Seite 72 |
Besetzungen | Seite 76 |
Ur- und Erstaufführungen / Schauspiel / Musiktheater | |
Impressum | Seite 79 |
Autoren | Seite 79 |
Inhalt | Seite 80 |
Theo Adam
Olaf Bär
Horst Behrendt
Günther Bellmann
Silvia Brendenal
Ulrich Burkhardt
Volkmar Draeger
Matthias Frede
Dietmar Fritzsche
Achim Gebauer
Peter Glatte
Jochen Gleiß
Reinhard Hellmann
Joachim Herz
Wilhelm Hübner
Dietmar Huhn
Hans-Rainer John
Ralf Kober
Dieter Kranz
Helga Labudda
Ruth Lange
Wolfgang Lange
Martin Linzer
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