… oder der Bruder, der vielleicht eine Körperbehinderung hat: Macht ihn das nicht weniger zum Bruder, sondern eher zu einem realistischen Abbild einer Gesellschaft, in dem sich die Zuschauer wiedererkennen können?“, so die Vorsitzende des BFFS, dem größten Schauspielerverband Deutschlands, bei ihrer Laudatio im Rahmen des Panels „A Path Forward – wie Genderbalance und Diversität Hand in Hand gelingen“.
Eigentlich würde ich mich als einer der bekanntesten Schauspieler mit Behinderung in Deutschland über diese Worte freuen, hätte es jedoch nicht folgenden Vorfall gegeben: Wochen zuvor wurde ich vom BFFS angefragt, zu diesem Panel ein Statement zu geben, was ich auch gerne tat. Bei der Frage, ob denn bei der Veranstaltung auch Schauspieler*innen mit Behinderung repräsentiert werden, da ich dies als äußerst wichtig finde, bejahte man dies – sollte jedoch die bereits eingeladene gehörlose Regisseurin absagen, würde man mich einladen.
Einen Tag vor der Veranstaltung sah ich vollkommen zufällig, dass die Position ersetzt wurde durch einen Schauspieler, welcher die LGBT-Community repräsentierte. Diese Sichtbarkeit war jedoch bereits durch einen anderen Vertreter gegeben – wie auch in mehrfacher Form die der PoC. Unfassbar jedoch für mich waren vor allem die Ausreden, mich hier nicht einbezogen zu haben. Auf meine Forderung, dann auch nicht als Feigenblatt für den bunt- diversen Blumenstrauß herhalten zu wollen, hieß es, aus technischen Gründen könne man das Statement nicht zurückziehen.
Diversität, Chancengleichheit, Teilhabe – Schlagworte, die aktuell geradezu inflationär verwendet werden. Schaut man sich jedoch die Film- und Fernsehwelt an, wird die Gruppe von Menschen mit Behinderung, welche ja zehn Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht, nicht einmal im Bruchteil abgebildet.
Merkwürdig im Hinblick auf eine Branche, die sich so vielfältig gibt wie nie zuvor, Sichtbarkeit unterschiedlichster marginalisierter Gruppen einfordert.
Nur die tatsächliche Einlösung von Sichtbarkeit von Menschen mit Behinderung als ein vollkommen selbstverständlicher Bestandteil der Medienwelt (siehe hier beispielhaft USA oder England) wird auch gesellschaftliche Prozesse in Gang bringen; endlose Debatten oder Diskussionen tun dies nicht!