Im Jubiläumsprogramm der FIDENA 2008 wurden sechs Animationsfilme gezeigt, darunter einige, die zur Gründungszeit des Festivals entstanden sind. Doch nicht nur in Bochum, auch anderswo ist das Festival-Rahmenprogramm mit Puppen- und Animationsfilmen zur Regel geworden. Oft als kurios-dekoratives Beiwerk des Hauptprogramms, aber immer mit der Ahnung, dass diese Kunstform eine essentielle Verbindung hält mit gestalterischen und ästhetischen Prinzipien des Figurentheaters. Ähnlich wie das zeitgenössische Figurentheater ist der neue Animationsfilm durch eine überbordende Experimentierfreude mit Techniken und Formen gekennzeichnet und bringt somit gewohnte Genre-Grenzen ins Wanken. Die unaufhaltsame Expansion von digitalen Technologien trägt das ihrige dazu bei, fast unbegrenzte ästhetische Ausdrucksweisen zu ermöglichen.
Solche Entwicklungen sind es, die das Thema des vorliegenden Heftes aufzunehmen sucht. Vor diesem Hintergrund erscheint es konsequent, dass wir nicht ein Heft über das Genre Puppenfilm vorlegen wollten, sondern gerade die widersprüchlichen und auseinanderstrebenden Kunstformen und -techniken des Animationsfilms im Zeitalter des Web 2.0 thematisieren. Während Meike Wagner in ihrem Beitrag den Fokus auf die stolpernde Lücke richtet, jenes für den Stop Motion-Film charakteristische minimale Aussetzen der Bildbewegung, das als bewusst gewähltes ästhetisches Prinzip im Rahmen der digital gestützten Animation Wiederauferstehung feiert, äußert sich der Berliner Filmemacher Karl Tebbe in einem E-Mail-Gespräch zum Entscheidungsspielraum, den digitale Techniken heute Filmemachern bieten. Michael Krauss beleuchtet die Begegnungen von Figurentheater und Animationsfilm in einer »Zwischen-Zeit« und einem »Zwischen-Raum« und zeigt somit die Anknüpfpunkte aber auch die Grenzen zwischen diesen Kunstformen auf. Mascha Erbelding führt uns ein in das Genre der »Sweded Films« und die Lust am amateurhaften Basteln, eine Aktionsweise, die wir typischerweise von Video-Plattformen wie YouTube und MyVideo kennen und die auch ein Phänomen der Web 2.0-Welt ist. Auch in Karin Wehns Beitrag zu Machinima werden die User - also die »Amateure« von Video- und Computer-Spielen - zu Kreativen, indem sie ihre Spiel-Charaktere zu Filmdarstellern ummodeln und ihre eigenen Clips drehen. Hier vereinen sich klassische Puppentheater-Techniken und Figuren-Dramaturgien mit digitaler Bildproduktion und der Internet-Kommunikation als Vermittlungsweg.
Unser Heft möchte damit Anreize bieten, die produktiven Seiten der digitalen Kultur zu erforschen und Querverbindungen zwischen Figurentheater und Animationsfilm zu entdecken.
Meike Wagner, Katja Spiess, Mascha Erbelding
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Thema | |
Die Ästhetik der LückeStop Motion zwischen digitaler Fusion und Montagevon Meike Wagner | Seite 4 |
Die Dinge in Bewegung bringenAnimationsfilm zwischen Objektwirklichkeit und digitaler Materialitätvon Meike Wagner und Karl Tebbe | Seite 6 |
in der ZWISCHEN|ZEITBegegnungen von Figurentheater und Animationsfilmvon Michael Krauss | Seite 9 |
Begegnungen von Figurentheater und Animationsfilmvon Michael Krauss | Seite 9 |
Gebastelte TräumeÜber eine »Ästhetik des Machwerks«von Mascha Erbelding | Seite 12 |
MachinimaDigitales Puppentheater oder wie man mit Computerspielen Filme machtvon Karin Wehn | Seite 14 |
Festival | |
Tod und SpieleBetrachtungen zu zwei osteuropäischen Festivalsvon Anke Meyer | Seite 18 |
Tatort ObjekttheaterDrei aktuelle Inszenierungen auf der IMAGINALE 08von Mascha Erbelding | Seite 21 |
TheaterräumeÜber das 23. Internationale Figurentheaterfestival in Dordrechtvon Zuzanna Glowacka | Seite 22 |
Gezuckert, erleuchtet, versunkenInszenierungen mit Figuren und Objekten bei »theaterformen« in Braunschweigvon Anke Meyer und Heiner Fahrenholz | Seite 25 |
Der aufnehmende BlickGespräch über Figurentheater-Kritik für das Bulletin der Synergura 2008von Silvia Brendenal | Seite 27 |
Ausbildung | Seite 30 |
Geschichten von Glück und GierTage der Hochschule in der Berliner Schaubudevon Katja Spiess und Anna Pechtl | |
Projekte | Seite 32 |
Kaleidoskop EuropaEntdeckungen entlang der Achse Südwest-Nordost – Halbzeit für das europäische Projekt SONEvon Anica Klingler-Mandig | |
Jubiläum | Seite 34 |
Wenn in Naumburg die rote Sonne…Mit einer schrillen Odyssee feiert die Kleine Bühne Naumburg ihr 75-jähriges Bestehenvon Anke Meyer | |
Intermedia | Seite 35 |
Vertrackte Augenscheinlichkeit»Madame Tutli-Putli« (Kanada, 2007)von André Eckardt | |
Rezension | Seite 36 |
Kein Beruf – ein LebenOlaf Bernstengel und Lars Rebehn: »Volkstheater an Fäden«von Gerd Taube | |
Notizen | Seite 37 |
Impressum | Seite 40 |
Silvia Brendenal
André Eckardt
Mascha Erbelding
Heiner Fahrenholz
Zuzanna Glowacka
Anica Klingler-Mandig
Michael Krauss
Anke Meyer
Anna Pechtl
Katja Spiess
Gerd Taube
Karl Tebbe
Meike Wagner
Karin Wehn
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