
Heft 04/2016
double 33
Wie hast du´s mit der Religion? Das spirituelle Potenzial der Puppe
Rückstichheftung mit 56 Seiten, Format: 210 x 280 mm
ISSN 0040-5418
„Wie hast du's mit der Religion?“, fragt Gretchen den sich aufgeklärt und säkularisiert gebenden Mitteleuropäer. Dessen Welt steht am Beginn des dritten Jahrtausends religiösen Empfindungen auf der einen Seite skeptisch gegenüber, lässt sie nur noch im ironischen Spiel oder in der atheistischen Analyse zu, während auf der anderen Seite ein deutliches Erstarken in der Suche nach spirituellen Erfahrungen zu bemerken ist, genauso wie im politischen Kontext die Konfrontation mit religiös motivierten Handlungen zunimmt. Religion – das ist (wieder) ein Thema.
Darüber, inwiefern die Entwicklung von Puppentheater mit religiösen Kulten zusammenhängt, lässt sich streiten. In jedem Fall scheint die Puppe als animiertes Objekt ein spirituelles Potenzial zu besitzen. Sie schaffte es sogar, die Kirche gegen sich aufzubringen, wie im Falle der mechanischen Figuren von Francisco Sanz Baldoví im Spanien der 1910er Jahre. Sie trägt kulturelle Spuren von Glaubenskriegen in sich, die trotz aller Versuche der Umdeutung angesichts der aktuellen Lage in Syrien und dem Irak deutlich hervor scheinen. Ihr sind religiöse Symbole immanent, wie im zeitgenössischen Figurentheater im Iran, und sie widersetzt sich doch klaren politischen Zuweisungen. Nicht zuletzt inspiriert sie Figurentheaterschaffende zur ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Glauben – ganz persönlich wie in der Bachelor-Inszenierung „Refugium der Zeit“ von Eike Schmidt oder eher als Reflexionsraum wie in Svetlana Fourers Adaption des Romans „Hiob“.
Auch in Indonesien gibt es diese starke historische Verbindung von Puppenspiel und Religion. Zeitgenössische Puppenspieler, wie die des post-traditionellen Wayangs oder das Papermoon Puppet Theatre, suchen nach neuen Wegen, denen double in seiner Stippvisite nachgeht. Weitere Artikel im zweiten Heftteil führen nach Barcelona und Sankt Petersburg, verbinden das Maskentheater mit dem Phänomen der Gesichtsflucht und geben Einblicke in aktuelle Entwicklungen des Figurentheaters im deutschsprachigen Raum.
Inspirierende Lektüre wünschen Tim Sandweg und die Redaktion.
SUMMARY
What role does religion play today? On the one hand secular sceptics only talk about it ironically and on the other hand there are many discussions on the return of religion: this edition of double asks what spiritual potential is possessed by an animated puppet. The articles explore the cultural traces of puppeteering that contain religious moments, examine the connection between religion and politics in the theatre, and ask how contemporary puppeteers deal with the theme of religious faith, either personally or intellectually.
Artikel | Seite |
---|---|
Artikel | Seite |
Thema | |
Über die Schwelle, in die Welt hineinDas spirituelle Potenzial der Performancevon Kim Skjoldager-Nielsen | Seite 6 |
Glaube, Angst und HoffnungEin Gespräch mit der Regisseurin Svetlana Fourervon Svetlana Fourer | Seite 10 |
Wenn Kasper die Gretchenfrage stelltPlädoyer für einen närrischen Gottvon Astrid Griesbach | Seite 12 |
Puppenspiel und KultAnmerkungen zu einer der frühesten Theaterformenvon Lars Rebehn | Seite 13 |
Gottes MechanikerDie Puppen des Francisco Sanz Baldovívon Theresa Eisele | Seite 16 |
Spiegel und AugenPolitik und Spiritualität im iranischen Figurentheatervon Anne-Kathrin Klatt und Shiva Massoudi | Seite 18 |
Christen vs. SarazenenReligiös überformte Schädelspaltereien im traditionellen sizilianischen Puppentheatervon Tom Mustroph | Seite 20 |
Refugium der ZeitBachelorprojekt im sakralem Raumvon Ricarda Geib | Seite 22 |
Stippvisite: Indonesien | |
Traditionell und post-traditionellSchattentheater im heutigen Javavon Matthew Issac Cohen | Seite 24 |
Die deutsch-indonesische Koproduktion „Senlima“Ein Erfahrungsberichtvon Susanna Poldauf | Seite 26 |
ENSAYO EN ESPAÑOL | Seite 28 |
Objeto y CatástrofePlanteamientos y preguntas para un teatro de objetos documentalvon Shaday Larios | |
Ausstellung | Seite 30 |
Figuren der VerdoppelungEine Ausstellung mit Puppen, Maschinen und Fäden in Barcelonavon Rebecca Simpson | |
Politik | Seite 33 |
Don Cristóbal im GefängnisAnmerkungen zu einem Vorfall in Spanienvon Adolfo Ayuso | |
Rettung durch AusgliedernZwickau will sein Puppentheater vor dem Aus retten – was Probleme bringtvon Tobias Prüwer | |
Festival | |
Russian caseFestival des zeitgenössischen russischen Puppentheaters in Sankt Petersburgvon Silvia Brendenal | Seite 36 |
ZwischenräumeDie Imaginale 2016 in Baden-Württembergvon Julia Feigl | Seite 39 |
Portrait | Seite 42 |
Theater aus der ZukunftHajusom im Portraitvon Christina Röfer | |
Jubeln | Seite 44 |
Verschieden sein macht Freu(n)deThalias Kompagnons präsentieren mit „Rabenschwarz und Naseweiß“ eine Jubiläums-Premierevon Anke Meyer | |
Inszenierungen | |
Der perfekte Mensch„Frankenstein“ von gold extra in Koproduktion mit ARGEkulturvon Michael Isenberg | Seite 46 |
Alles lebt„3 Akte – Das stumme Lied vom Eigensinn“ von Antje Töpfervon Franziska Reif | Seite 47 |
Reflexionen | Seite 48 |
Gesichtsflucht und MaskenlebenZum Verhältnis von Gesichtstheorie, Gesichtsflucht und Maskenspielvon Beate Absalon und Sebastian Köthe | |
Nachruf | Seite 51 |
Skeptischer OptimistHenryk Jurkowski (1927–2016)von Hartmut Topf | |
Notizen & Festivalkalender | Seite 52 |
Impressum | Seite 56 |
Beate Absalon
Adolfo Ayuso
Silvia Brendenal
Matthew Issac Cohen
Theresa Eisele
Julia Feigl
Svetlana Fourer
Ricarda Geib
Astrid Griesbach
Michael Isenberg
Anne-Kathrin Klatt
Sebastian Köthe
Shaday Larios
Shiva Massoudi
Anke Meyer
Tom Mustroph
Susanna Poldauf
Tobias Prüwer
Lars Rebehn
Franziska Reif
Christina Röfer
Rebecca Simpson
Kim Skjoldager-Nielsen
Hartmut Topf
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