
Heft 11/2018
double 38
Face-Off. Politiken von Gesicht und Maske
Rückstichheftung mit 60 Seiten, Format: 210 x 280 mm
ISSN 0040-5418
f a c e - o f f
Politiken von Gesicht und Maske
„Face-off“ – das ist die direkte Konfrontation, das Duell von Angesicht zu Angesicht auf einer gemeinsamen Bühne. Mit der Perspektivierung auf gegenwärtige Politiken von Gesicht und Maske wird dieser Begriff, vielleicht das Ur-Modell archaischer Politiken eines Rechts des Stärkeren, neu befragbar gemacht: Was geschieht, wenn wir die Politiken vom off her denken, also von dem, was sich nicht (so leicht) repräsentieren lässt oder was die belichtete Bühne als Sphäre der Überwachung und Kontrolle lieber meiden möchte? Was, wenn wir uns eher ein „mask-off“ vorstellen, wie es Demonstrant*innen weltweit nicht nur aus Sicherheitsgründen aufführen, sondern auch soziale Aktivist*innen, die so ihre Individualität hinter sich lassen und zu Stellverteter*innen von Bewegungen werden? Und was schließlich, wenn wir das Gesicht selbst nicht als naturgegebenes Faktum betrachten – sondern als erstes Ding, mit dem wir anfangen Theater zu spielen? Nicht unähnlich dem Duo Nicolas Cage und John Travolta, die im Film Face/Off ihre Gesichter chirurgisch tauschen und das Gesicht des Anderen erst einmal zu spielen lernen müssen. Das Tragen von Gesichtern und Masken ist Grund verflochtener Praktiken des ästhetischen Spiels und der kämpferischen Politik, die nicht mehr trennscharf auseinanderzuhalten sind. Zeit, sie näher zu ergründen.
Als in mehrfacher Hinsicht vielgesichtig erweist sich auch die aktuelle Figurentheaterlandschaft, die wir im zweiten Teil dieser Ausgabe vorstellen. Unsere Autor*innen waren zu Gast auf Festivals in Baden, Berlin und Bochum, in Hamburg, München, Strasbourg und Stuttgart und trafen dort auf künstlerische Strategien des Widerstandes, theatrale Dialoge zwischen Mensch und Maschine, ästhetische Experimente für die Allerkleinsten, neue Formen der Partizipation, sinnhafte Un-Sinnsuche und intensive Momente poetischer Zwiesprache. Künstlerische Entdeckungen machten sie nicht nur auf den klassischen Genrefestivals, sondern vermehrt auch in interdisziplinären Kontexten. Eine Tendenz, die unser Rezensent Tobias Prüwer im neuen Theater der Zeit-Arbeitsbuch „Der Dinge Stand“ gespiegelt sieht: „Gerade das Puppen- und Materialtheater hat sich vielfach als produktive Schnittstelle zu anderen Künsten, als Übersetzer, Überbrücker und Verbinder erwiesen.“
Solchen Verbindungen nicht nur in der Theaterpraxis, sondern auch in der Reflexion über ästhetische Strategien auf der Bühne und im politischen Raum nachzugehen, darum bemüht sich die aktuelle double-Ausgabe.
Viel Freude bei der Lektüre wünschen
Beate Absalon, Sebastian Köthe, Tim Sandweg und Katja Spiess
f a c e - o f f
Politics of face and mask
A “face-off” is a direct confrontation, a duel fought face to face on a shared stage. From the perspective of current politics of the face and the mask, this term, possibly the primal model of an archaic politics of ‘might is right’, must be interrogated anew. What happens when we think of these politics in terms of the off, of that which cannot be (so easily) represented or would rather evade the lit stage, as a sphere of surveillance and control? What if we instead imagine a “mask-off”, like demonstrators all over the world use, and not just for safety reasons, and like social activists, who forsake their individuality to become representatives of movements? And what if we treat the face itself not as a natural and inevitable fact, but as the first thing with which we start to act in theatre? The wearing of faces and masks is a basis for interwoven practices of aesthetic play and of combative politics that can no longer be sharply distinguished from each other. It’s time to investigate them in more detail.
Artikel | Seite |
---|---|
Artikel | Seite |
Thema | |
„Ask me why I’m wearing a mask“Zu Ästhetik und Politik der Gesichtsfluchtvon Beate Absalon und Sebastian Köthe | Seite 6 |
Von Angesicht zu PuppengesichtGedanken zu „Solace“von Beate Absalon und Claudia Schmölders | Seite 9 |
Die Aufregung des RepräsentativenEin Gespräch zwischen Beate Absalon, Sebastian Köthe und Arne Vogelgesang über gegenwärtige Gesichterpolitikenvon Arne Vogelgesang, Beate Absalon und Sebastian Köthe | Seite 12 |
Schwarzes Gesicht auf schwarzem GrundFragen und Gegenfragen zu Stefanie Oberhoffs „Die Gräfin“von René Reith | Seite 15 |
Trophäen der MachtZu Sergio Zervallos' „A War Machine“von Petra Löffler | Seite 17 |
Eine andere PerspektiveTim Sandweg im Gespräch mit Mathias Beckervon Tim Sandweg und Mathias Becker | Seite 20 |
„Without the mask, he is not a man“Die Macht der Maske im Professional Wrestlingvon Marie Simons | Seite 22 |
Essay in English | Seite 24 |
Exploding biometricsZach Blas and the art of defacementvon Nace Zavrl | |
Festivals | |
Politik mit Punch Agathe60 Jahre Figurentheaterfestival FIDENAvon Sarah Heppekausen | Seite 27 |
Echoraum der Widersprüche6. double-Diskurs auf der FIDENA 2018von Katja Spiess | Seite 31 |
Große Experimente für die KleinstenDas Münchner Theaterfestival „Kuckuck“von Sabine Leucht | Seite 32 |
Anachronismus als Potential12. Blickwechsel-Festival in Magdeburgvon Steffen Georgi | Seite 34 |
(M)ein neuer PlatzBewegende Theatererlebnisse auf dem Badener Figura Theaterfestivalvon Mascha Erbelding | Seite 38 |
Von Maschinen und ihren MenschenEindrücke vom Festival „Les Giboulées“ 2018 in Strasbourgvon Katja Spiess | Seite 40 |
Festival im ZwischenRuhrtriennale 2018 zwischen Zeiten und Genresvon Anke Meyer | Seite 42 |
Jubeln | Seite 44 |
Grenzbefreite Schöpfungen„Jubiläumskonzert der Dinge“ in der Schaubudevon Patrick Wildermann | |
Next Generation | Seite 46 |
Unsinnsuche mit SinnBeobachtungen beim studentischen Festival „die-wo-spielen“von Marcus Kohlbach | |
Seitenblick | Seite 48 |
Neuvermessung„The Critical Dictionary of Southeast Asia” von Ho Tzu Nyenvon Tim Sandweg | |
Publikation | Seite 49 |
Über das Arbeitsbuch „Der Dinge Stand“von Tobias Prüwer | |
English Summaries | Seite 50 |
Notizen / Festivalkalender | Seite 52 |
Impressum | Seite 56 |
Beate Absalon
Mathias Becker
Mascha Erbelding
Steffen Georgi
Sarah Heppekausen
Marcus Kohlbach
Sebastian Köthe
Sabine Leucht
Petra Löffler
Anke Meyer
Tobias Prüwer
René Reith
Tim Sandweg
Claudia Schmölders
Marie Simons
Katja Spiess
Arne Vogelgesang
Patrick Wildermann
Nace Zavrl
Versandfertig in 1 - 3 Werktagen. Kostenfreier Standardversand innerhalb Deutschlands, zzgl. Versandkosten ins Ausland. Alle Preisangaben inkl. MwSt.
Die elektronische Ausgabe steht direkt nach dem Kauf zur Verfügung. Unsere eMagazine können Sie mit nahezu allen Geräten lesen, da das PDF ein plattformunabhängiges Format ist.
Zeitschrift
Neue Bücher

Recherchen 154
Klassengesellschaft reloaded und das Ende der menschlichen Gattung
Fragen an Heiner Müller
€ 16,00

Recherchen 160
Heiner Goebbels
Ästhetik der Abwesenheit
Texte zum Theater / Erweiterte Neuauflage
€ 18,00

Ulrike Haß
Kraftfeld Chor
Aischylos Sophokles Kleist Beckett Jelinek
€ 22,00

Ohne Worte | Körper – Botschaften
IXYPSILONZETT 2021
€ 9,50

Dialog 31
Christian Martin
War nix is nix wird nix
Stücke der Erinnerung
€ 22,00

Recherchen 158
Joscha Schaback
Kindermusiktheater in Deutschland
Kulturpolitische Rahmenbedingungen und künstlerische Produktion
€ 22,00

Axel Tangerding
40 Jahre Meta Theater
Retrospektive und Vision
€ 10,00

Recherchen 155
TogetherText
Prozessual erzeugte Texte im Gegenwartstheater
€ 22,00

Hofmann&Lindholm
Nachgestellte Szene
€ 28,00


Recherchen 159
Inne halten: Chronik einer Krise
Jenaer Corona-Gespräche
€ 18,00
Jeden Monat die wichtigsten Themen bei Theater der Zeit
Newsletter abonnieren