
Heft 02/2009
IXYPSILONZETT 01/2009
Afrika
Rückstichheftung mit 32 Seiten, Format: 210 x 280 mm
Dieses Heft ist leider vergriffen und nur noch als PDF erhältlich.
Im Jahrbuch für Kinder- und Jugendtheater 2008/2009 „Grimm & Grips 22" berichten Peter Müller vom „Theater Handgemenge", Lars Frank vom „Puppentheater Halle", Lutz Hübner, Erik Schäffler und Peter Rinderknecht von ihren „Auslandseinsätzen". Sie reflektieren ihr Theater für Kinder oder Jugendliche als Programm Auswärtiger Kulturpolitik und kommen zu interessanten Erkenntnissen. Sie sprechen vom Dialog, sie erörtern den Austausch und gelegentlich formulieren sie auch das Gemeinsame, das Verbindende, die ästhetische Immanenz - das Theater als globales Medium? Und doch fühlen sie sich als „eine Art Botschafter".
Die Gastspiele leben von der Bildkraft, von der Übertragbarkeit der Stoffe, aber auch von den Unterschieden in Sprache, Musik und vor allem der Theatertraditionen. „Es gibt kein globales Theater", sagt Lutz Hübner, Theater sei etwas Regionales. Deshalb diskutieren die Theaterkünstler im Jahrbuch auch die Transformationsprozesse ihrer interkulturellen Arbeit. Dazu noch einmal der Berliner Autor: „Wichtig ist es, eine Durchlässigkeit zu haben. Dass man zuhört, wo die Leute vor Ort hin wollen. Und dass man immer wieder abgleicht, was eine gemäße Erzählform ist. Um letztlich zu einer Mischform zu kommen. Man muss sein eigenes Fremdes transformieren in die Mittel, die da sind." Allesamt kommen sie nicht nur mit Erfahrungen nach Hause. Sie fühlen sich gefordert, über ihr eigenes künstlerisches Tun nachzudenken, sie befragen ihr Theaterkonzept nach gesellschaftlicher Relevanz und machen sich Gedanken über den Respekt gegenüber anderen Kulturen.
Das ist ganz im Sinne einer modernen Auswärtigen Kulturpolitik: Vom Kulturexport zum Dialog der Kulturen! Sieben Überlegungen hierzu sind ebenfalls im Jahrbuch nachzulesen: Von der Präsentation zur Kommunikation? Von der Kooperation zur Koproduktion? Ensemblearbeit oder One-Man-Show? Angebot oder Nachfrage? Kunst oder Pädagogik? Vor- oder Nachbereitung? Das Rückspiel als Nachspiel? Die Fragen wären weiterhin zu klären. In dieser Ausgabe von IXYPSILONZETT lässt uns der Dramatiker Tim Staffel teilhaben an seinem Projekt in Kliptown, dem ältesten Stadtteil Sowetos, dem größten Ghetto Südafrikas. Ole Hruschka führt ein in ein Projekt des Goethe-Instituts und der Universität Hildesheim, das in verschiedenen südafrikanischen Ländern theaterpädagogische Programme realisiert. Und Yvette Hardie, Produzentin des Colonnades Theatre Lab in Kapstadt, Vorsitzende der ASSITEJ Südafrika und neue Schatzmeisterin der Internationalen Vereinigung des Theaters für Kinder und Jugendliche, berichtet von einer Gastspielreise mit einem südafrikanischen Stück über den Prozess der Überwindung der Apartheid, die sie nach Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Serbien und in den Kosovo führte.
Afrika gilt es für das Kinder- und Jugendtheater noch zu entdecken. Nur vereinzelt hat es den deutsch-afrikanischen Austausch im Theater für ein junges Publikum gegeben: Elisabeth Bohde vom „Theater Pilkentafel" aus Flensburg, Stefan Fischer-Fels vom „Jungen Schauspielhaus" Düsseldorf und Lutz Hübner, damals mit dem Berliner „Grips Theater", kennen sich aus. Im deutschsprachigen Raum ist es vor allem Stephan Rabl im „DschungelWien", der die dramatischen Beziehungen pflegt. Da gäbe es also noch mehr zu tun. Denn die Afrika-Initiative des Bundespräsidenten bedarf der kulturellen Komponente. Und wenn die Umsetzung der UNESCO-Konvention zur Kulturellen Vielfalt ernsthaftes Anliegen sein sollte, dann kann auch das Kinder und Jugendtheater eine wichtige Rolle bei AA (dem Auswärtigen Amt) und GI (dem Goethe Institut) spielen.
Manchmal scheint es, die Europäer hätten das Theater erfunden. Die Griechen berufen sich darauf, die Römer sind stolz auf ihre Tradition und die Deutschen protzen mit ihrer Theaterlandschaft als „Weltkulturerbe".
Und wie kam eigentlich das Theater nach Afrika? Gar nicht! Es war schon da. In Zeiten des Kolonialismus wurde dort zwar das Theater kolonialisiert. Aber irgendwo und irgendwie hat sich auch das Ursprüngliche bewahrt, das natürliche Spiel, der musikalische Ritus, der tänzerische Rhythmus. Theater gehört in Afrika zum Alltag, Theater wird gelebt, zu bestimmten Anlässen, im Jahreszyklus, bei Festen und Feiern. Theater ist Ausdruck von etwas, es will etwas ausdrücken, es soll Ausdruck verleihen. Zum Teil spielen Kinder im Kindertheater, zum Teil ist Kindertheater ein soziokulturelles Projekt, Kindertheater in Afrika ist aber auch Theater zum Lachen und Tanzen, die Partizipation des Publikums ist Programm; getreu dem Motto: Den Kindern das Kindertheater!
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Sprach-FlussEin mehrsprachiger Theaterworkshop mit afrikanischen Jugendlichen in Windhoek, Namibiavon Ole Hruschka | Seite 4 |
Kliptown Art ProjectEin Workshop im Südafrikanischen Sowetovon Tim Staffel | Seite 7 |
Von südafrikanischer Apartheiderfahrung erzählt„Truth in Translation“ auf Gastspielreise in Südosteuropavon Yvette Hardie | Seite 9 |
Kein Gender Trouble im Theater für die Allerkleinsten?Ein Kommentar zum Festival „Theater von Anfang an“ vom 13. bis 16. November in Dresdenvon Sinje Kuhn | Seite 12 |
Lächeln, was das Zeug hältTheater von Anfang an war ein friedliches und freundliches Festivalvon Meike Fechner | Seite 16 |
"In erster Linie will ich etwas erzählen ..."Porträt der Schauspielerin Julia Nachtmannvon Christian Maintz | Seite 18 |
Blick und KritikDokumente der Kritiker-Workshops im Rahmen der 16. Werkstatt-Tage in Leipzig | Seite 22 |
Kulturpreis des Kantons Basel StadtAuszüge aus der Laudatio für Uwe Heinrichvon Alfred Schlienger | Seite 26 |
Alle Kinder brauchen TheaterEin Zwischenrufvon Gerd Taube | Seite 28 |
RezensionÖsterreichs Szene in Bildernvon Manfred Jahnke | Seite 30 |
Termine | Seite 31 |
Impressum | Seite 31 |
Meike Fechner
Yvette Hardie
Ole Hruschka
Manfred Jahnke
Sinje Kuhn
Christian Maintz
Alfred Schlienger
Tim Staffel
Gerd Taube
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