
Heft 10/2009
IXYPSILONZETT 03/2009
Kinder- und Jugendtheater in NRW
Rückstichheftung mit 32 Seiten, Format: 210 x 280 mm
Die strotzen vor Kraft, die sind selbstbewusst und sie können vor Stolz kaum mehr gehen – die Kinder- und Jugendtheater in Nordrhein-Westfalen. „Helios“ erhält den ASSITEJ-Preis, „Marabu“ ist für den „FAUST“ vorgeschlagen, kein anderes Bundesland hatte mehr Nominierungen für „Augenblick Mal“ zu bieten, das „Junge Schauspielhaus Düsseldorf“ war eines von zehn eingeladenen Theatern, in Köln wurde ein Kinderkulturhaus mit dem Schwerpunkt Theater für ein junges Publikum eröffnet. Kinder- und Jugendtheater in NRW boomt. Das behaupten sie selbst. In fünfundzwanzig Sätzen anlässlich des fünfundzwanzigsten nordrheinwestfälischen Kinder- und Jugendtheatertreffens. Ihr Theater sei angekommen.
Als Partner der Politik, im zeitgenössischen Theaterdiskurs, als Gegenstand von Wissenschaft und Forschung. Und gerade in Krisenzeiten müsse verstärkt in die Kultur investiert werden, pflichtete anlässlich der Eröffnung des diesjährigen Jubiläumsfestivals auch noch der amtierende Kulturstaatssekretär bei. Ob er das mit seinem Finanzminister abgesprochen hatte, ob das parlamentarische Mehrheiten findet, ob das der Kölner Kämmerer hätte wissen müssen, als er in diesem Sommerloch schon mal vorsichtshalber eine 30 (in Worten: dreißig) prozentige Etatkürzung für die städtische Kultur in 2010 ankündigte? Zwischen Rhein und Ruhr bereitet man sich trotz Krise aber auf das Kulturhauptstadtjahr vor. Wie die Theaterkünstler wollen es die Kommunalpolitiker denen in Berlin (die Schmach von Bonn ist noch lange nicht ausgewetzt), Bayern sowieso, vor allem aber – ganz modern – in Europa mal zeigen. Zeigen, wie es geht? Und wie es geht! In der Tat verdoppeln die Regierenden in Düsseldorf den Landeshaushalt in Sachen Kultur, in der Tat ist „Ruhr 2010“ trotz Schönheitsfehler und ersten Programmkorrekturen ein kulturpolitisches Modell, in der Tat können die Kinder- und Jugendtheater als Sparte und als Freie Hoch- und Breitenkultur vorweisen.
In Castrop-Rauxel kamen sie zusammen, zeigten sich, was eine Jury zeigenswert fand, diskutierten und tauschten sich in Workshops aus. Und aus gegebenem Anlass feierten sie ihr Silberjubiläum mit Postulaten: Langfristig müsse Kultur für Städte zur Pflichtaufgabe werden und als Staatsziel in die Landesverfassung. Es geht aber nicht nur um den Rahmen, es geht den Machern um die konkreten Arbeitsbedingungen, es geht ihnen auch um Nachholbedarfe. Zum Beispiel in der Entwicklung neuer Partnerschaften im Bereich Theater und Schule. Dazu bedarf es ausgebildeter Lehrer und Erzieher, politischen Willen in der Kultusbürokratie und eines Konzeptes von kultureller Bildung. „Die Kinder- und Jugendtheater kennen ihr Publikum, arbeiten an der Entwicklung langfristiger Partnerschaften mit Schulen und verstehen sich somit als ‚best practice‘-Beispiel und Modellprojekt für die oben erwähnte Kulturgesellschaft (12). Mit dieser Kompetenz sind die Kinder- und Jugendtheater NRW bereit, an der Entwicklung umfassender Konzepte der kulturellen Bildung in Politik, Schule und Jugendbildung mitzuwirken (13). 20% der Bevölkerung NRWs sind Kinder und Jugendliche (16). Ihnen stehen 20 % des Kulturetats dieses Landes zu (17).“
Während der Arts Council in Irland es vor kurzem möglich gemacht hat, dass 50% des Kulturetats Kindern und Jugendlichen zu Gute kommen, sei das Modellland NRW in Sachen Kultur dann doch nur Entwicklungsland. Weit entfernt sei man von dem Anliegen, jedem Schüler wenigstens zwei Mal im Jahr Theatererlebnisse zu bieten. Und damit das den Politikern ganz klar ist, postuliert der Arbeitskreis der Kinder- und Jugendtheater in NRW: „Theater für Kinder ist nicht durch Theater mit Kindern zu ersetzen.“ Bei allem Übermut ist das mutig – und richtig. Bei allem Respekt vor den Leistungen der öffentlichen Hand ist das nur konsequent – und notwendig. Bei allem Bestand geht es ja nicht nur um Bestandssicherung, sondern auch um Perspektiven – und das ist nachhaltig!
Perspektiven in eigener Sache ist auch die Sache von Kinder- und Jugendtheatern in NRW. Sie sehen es als ihre „Pflichtaufgabe an, die nächste Generation von
Theatermachern für diese besondere Kunstform zu interessieren“. Eine Plattform „next generation“ ist gegründet, Fragen und Impulse für die Zukunft des Kinder- und Jugendtheaters dürfen erwartet werden. 25 Thesen, die sich lohnen, gesamtdeutsch erörtert zu werden. Mit geschwellter Brust und keineswegs überheblich. Wenn auch die Nordrheiner und Westfalener dem Ganzen aber dennoch eins drauf zu setzen wissen: „Mit weniger geben wir uns nicht zufrieden.“ So viel Schwung verdient Beachtung. Deshalb beschäftigt sich IXYPSILON ZETT in dieser Ausgabe in drei Beiträgen mit der Dramatischen Kunst für ein junges Publikum im bevölkerungsreichsten Bundesland unserer Republik.
Wolfgang Schneider
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Kinder- und Jugendtheater im Modellland kulturelle BildungDas Land NRW erklärt Kinder- und Jugendtheater zur Priorität der Kulturpolitikvon Ilona Sauer | Seite 4 |
Jung sein ist nicht abendfüllend oder: immer schön neugierig bleibenEin Briefwechsel über das Theater zwischen den Generationenvon Stefan Fischer-Fels und Nora Bussenius | Seite 8 |
Einen eigenen Platz finden – Geschichten der MigrationEin Gespräch beim Internationalen Regieseminar in Hamburg | Seite 12 |
Athlet mit großem QuerkopfChristof Seeger-Zurmühlen war Profiringer, spielt am Jungen Schauspielhaus in Düsseldorf, macht Lyrikprojekte und hat nun erstmals inszeniertvon Stefan Keim | Seite 17 |
Es regnet KoproduktionenEin besonderer Blick auf das Theaterfestival SCHÄXPIR 2009von Bettina Nenning | Seite 20 |
Verleihung der ASSITEJ-PreiseIm Rahmen des 10. Deutschen Kinder- und Jugendtheatertreffens „Augenblick mal!“ am 7. Mai 2009 im Theater an der Parkaue / Junges Staatstheater Berlin | Seite 24 |
Rezension | Seite 29 |
Geschichten die es nicht geben solltevon Manfred Jahnke | |
Termine | Seite 31 |
Impressum | Seite 31 |
Nora Bussenius
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Stefan Keim
Bettina Nenning
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