
Heft 01/2010
IXYPSILONZETT 01/2010
Musiktheater für Kinder und mit Kindern
Rückstichheftung mit 40 Seiten, Format: 210 x 280 mm
Beim ersten Symposium zum zeitgenössischen Kindermusiktheater konstatierte die Musiktheaterwissenschaftlerin Christiane Plank-Baldauf eine doppelte Belegung des Begriffs „Musiktheater“. In ihrem Impuls referat „Die Zukunft der Tradition? – Musiktheater für ein junges Publikum in Deutschland“ thematisiert sie diese Doppelbelegung. Zum einen ist Musiktheater der Oberbegriff für alle Formen von Theater, in denen Musik dramatische Funktion einnimmt. Zum anderen bezeichnet Musiktheater die zeitgenössischen Formen wie instrumentales Theater, Klangexperimente und partizipative Theaterarbeiten. Damit grenzt sich das zeitgenössische Musiktheater vor allem vom Kinder-Musical und den üblichen historischen Formen ab.
Auf dem Mannheimer Symposium Anfang November 2009 – veranstaltet vom Nationaltheater, dem Kinderund Jugendtheaterzentrum in der Bundesrepublik Deutschland und der ASSITEJ – stellten fünf Verantwortliche aus Deutschlands Theaterpraxis ihr Musiktheater für Kinder vor. Diese fünf Theater stehen beispielhaft für unterschiedliche Ansätze des Musiktheaters für ein junges Publikum. Sie stützen die Definition, dass auch heute Beispiele für die Doppelbelegung des Begriffs Musiktheater zu finden sind.
Anne Richter dokumentiert die Modelle, Lisa Schwabe und Gerd Taube porträtieren zwei Theatermacher, die sich der modernen Musik verschrieben haben. Und wir veröffentlichen exklusiv das „Mannheimer Manifest zum zeitgenössischen Musiktheater für Kinder“, das sich in Zusammenarbeit mit den mehr als 100 Teilnehmern am Ende des Symposiums zu einem kulturpolitischen Statement entwickelt hat.
Worum geht es? Um Theater und Musik, um Oper und Opernpädagogik, um Kinder- und Jugendtheater und Musiktheater! Es geht um eine Zielgruppe, die künstlerisch mit Musiktheater konfrontiert wird, das durch Zeitgenossenschaft entsteht, es geht um die Eigenart einer Sparte, die mittels Musik Schauspiele zu bieten weiß und es geht letztlich und per se um kulturelle Bildung. Denn Sehen und Hören will gelernt sein. „Es ist von jeher eine der wichtigsten Aufgaben der Kunst gewesen, eine Nachfrage zu erzeugen“, sagte dereinst Deutschlands großer Philosoph Walter Benjamin in seiner Schrift ,Das Kunstwerk im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit‘, „für deren volle Befriedigung die Stunde noch nicht gekommen ist.“
Augen und Ohren sollen geöffnet werden, mit Libretto und Komposition kann eine Verknüpfung von Text und Musik erreicht werden, die als Stimulation zur ästhetischen Erfahrung beitragen kann. Aber wie soll das gelingen? Brauchen wir ein Opernhaus en miniature? Die kleine „Zauberflöte“? Eben nicht! Die Mannheimer Experten plädierten für die Neuerfindung des Kindermusiktheaters in Anlehnung an das Modell Kinder- und Jugendtheater. Musiker raus aus dem Graben, hieß es; Mut zum neuen Raum; 100 statt 1000 Zuschauer! Die künstlerische Produktion möge geleitet sein vom Respekt vor dem Kinde und der gleichzeitigen Herausforderung des Kindes als Rezipient.
Die ‚Königsdisziplin‘ Oper muss nicht in die Kniebeuge gehen, sie muss sich aber strukturell verändern und sie muss zeitgenössischer werden. Und dass man mit Musiktheater auch herrlich Geschichten erzählen kann, das belegten drei Aufführungen aus dem Repertoire der Jungen Oper Mannheim, einem Konstrukt zwischen dem „Schnawwl“ und dem Opernhaus. Andrea Gronemeyer und Klaus-Peter Kehr zogen die Register eines Kindermusiktheaters, Matthias Rebstock und Flora Verbrugge als Regisseure sowie Jens Joneleit und Sophia Kassies zelebrierten zeitgenössisches Musiktheater auf hohem Niveau. „Schneewittchen“, „Rotkäppchen“ und „Das Kind der Seehundfrau“ sind protagonistische Kunstwerke, die das Phänomen nachhaltig prägen werden.
Aus dem Pilotprojekt muss jetzt der Status Quo werden, um dann als fünfte Sparte wirken und sich weiterentwickeln zu können. Mit dem Mann heimer Meeting und dem Mannheimer Manifest kann ein neues Kapitel des Kinder- und Jugendtheaters geschrieben werden. Wir werden auch weiterhin in IXYPSILONZETT darüber berichten.
Von Wolfgang Schneider
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Musiktheater für Kinder und mit KindernFünf Beispiele aus der deutschen Theaterlandschaftvon Anne Richter | Seite 4 |
Warum brauchen wir ein Musiktheater für Kinder?von Andrea Gronemeyer | Seite 8 |
Die Geschichte jenseits der Geschichte oder: Eine Phänomenologie des HörensLisa Schwabe im Gespräch mit Matthias Rebstockvon Lisa Schwabe und Matthias Rebstock | Seite 11 |
Den Herzschlag der Inszenierung bestimmenDie Regisseurin und künstlerische Leiterin Flora Verbruggevon Gerd Taube | Seite 13 |
Die Kaaba der SüdstadtIn Köln wurde das Comedia Theater als neues Kinderkulturhaus eröffnetvon Hans-Christoph Zimmermann | Seite 14 |
Unterwegs und in Bewegung30 Jahre AGORA – deutschsprachiges Theater für Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Belgienvon Annett Israel | Seite 17 |
„Ché la diritta via era smarrita – Weil ich den rechten Weg verloren hatteEine Bestandsaufnahme des Kinder- und Jugendtheaters in Italienvon Brigitte Korn-Wimmer | Seite 20 |
Bedürfnis nach GenauigkeitDie Leipziger Schauspielerin Elisabeth Fuesvon Steffen Georgi | Seite 23 |
Das Märchen vom wahr gewordenen TraumIm Ruhr 2010-Projekt „Pottfiction“ entwickeln Jugendliche Bilder der eigenen Zukunftvon Hans-Christoph Zimmermann | Seite 26 |
Danksagung anlässlich der ASSITEJ-Preisverleihung 2009gehalten am 7. Mai 2009 in Berlinvon | Seite 29 |
Mannheimer Manifest zum Musiktheater für Kinder | Seite 32 |
Rezension | Seite 35 |
Tristan Berger: Väter und Söhne, Ole Hruschka: Kompass für das Schultheatervon Tristan Berger und Ole Hruschka | |
Termine | Seite 39 |
Impressum | Seite 39 |
Tristan Berger
Steffen Georgi
Andrea Gronemeyer
Ole Hruschka
Annett Israel
Brigitte Korn-Wimmer
Matthias Rebstock
Anne Richter
Lisa Schwabe
Gerd Taube
Hans-Christoph Zimmermann
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