
Heft 10/2014
IXYPSILONZETT 03/2014
„Spurensuche“: Experimentierfeld für das Kindertheater
Rückstichheftung mit 36 Seiten, Format: 210 x 280 mm
Im Theater wird nicht immer die Wahrheit gesagt, werden Geschichten erfunden, manchmal sogar Utopien entwickelt! Hier wird so getan als ob. Dem gilt es immer wieder auf die Spur zu kommen. Denn wer suchet, der findet. Mit der „Spurensuche“ hat die ASSITEJ ein programmatisches Festival der Theaterlandschaft in Deutsch - land erfunden, um künstlerische Qualität praktisch weiter zu entwickeln. Sie ist ein Ort, an dem freie Theater - macher sich verständigen, sich mit ihrer Arbeit, miteinan - der und mit dem lokalen Publikum intensiv auseinander setzen können. Die Breite der ästhetischen Herangehensweisen, der thematischen Anknüpfungspunkte und der strukturellen Vor- und Nachteile freien Theaterschaffens für ein junges Publikum wird gezeigt, reflektiert und dient der kulturpolitischen Positionierung.
1992 war „Spurensuche“ zu Gast auf Kampnagel bei Jürgen Zielinskis JAK, jetzt durfte das „Fundus Theater“ in Hamburg Gastgeber sein. Es sind ganz unterschiedliche Theater, Häuser und Produktionskollektive, die aber eines gemeinsam haben, die Forderung nach dem Recht von Kindern und Jugendlichen auf Teilhabe an Kunst und Kultur. Dafür braucht es im ganzen Land engagierte Erfinder, Forscher und Spurensucher. Also Theatermacher, welche die Darstellenden Künste für junges Publikum immer wieder neu erfinden.
Im Anfang ist noch immer das Wort. Ja, wir reden, manchmal miteinander, gelegentlich aneinander vorbei. Manche legen das Wort auf die Waagschale, manche ergreifen es und dann geht es wortreich los mit den Wortschöpfungen, den Wortspielen und dem Wortschatz. Wortkarg waren die jungen Dramatiker in Hamburg keineswegs, eher wortreich. Und „Spoken Word“ war das Format, das Guy Krneta betreute und in seinem Beitrag mit Beispielen zum Modell erhebt: Das Laboratorium als Raum für Findungen und Erfindungen. Auch die „Next Generation“ bekam ihre „Challenge“. Naja, allein mit der Anglomanie wird man den Originalitäten der „Spurensuche“ nicht gerecht, zumal es sich bei den Teilnehmern mittlerweile selbstverständlich auch um Vertreter jener Generation handelt, die zwar noch am Anfang ihrer Theaterkarriere stehen, aber eben teilweise schon tüchtig in Praxis und Diskurs mitmischen. Und in der Tat die Herausforderungen des Theaters meistern, wie man im Folgenden dank Meike Fechner nachlesen kann.
Das „Fundus“-Theater war dann auch der („nomen est omen“) richtige Ort, um ein bedeutendes Charakteristikum des Kinder- und Jugendtheater - machens in besonderer Weise zu würdigen: Die Wechselspiele zwischen dem Theater für ein junges Publikum und dem Theater der Jungen und Jüngsten. Ilona Sauer spricht in ihrem „Zwischenruf“ von der „Kinderöffentlichkeit“, die sich über die Darstellenden Künste etablieren lasse. Wer mit dem potentiellen Publikum eine Kultur des Austauschs schafft, wirkt als Kulturschaffender in die Gesellschaft hinein, als Dokumentar, Seismograf und Sprachrohr. Das ist wahrlich eine kulturelle Bildung, das ergänzt die Angebotsorientierung durch Teilhabeermöglichung. Das Festival als Arbeitstreffen hat dies noch einmal eindrucksvoll fokussiert.
Das Kinder- und Jugendtheater als Zielgruppentheater ist nah dran an den Kindern und Jugendlichen, und insofern sind die Stücke und Inszenierungen geprägt von gesellschaftlicher Relevanz. Da kann das gewöhnliche Theater nur von träumen, das noch immer mit dem Trauma zu kämpfen hat, am Publikum vorbei zu spielen und das sich deshalb zunehmend partizipativer Projekte („Bürgerbühne“) bedient.
Wolfgang Schneider
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Schwerpunkt | |
Soken Word – Geschrieben, gesprochen, performtErgebnisse einer Werkstatt beim Festival und Arbeitstreffen „Spurensuche“von Guy Krneta, Michael Bang, Sabine Zieser, Ulrike Monecke, Manuela Neudegger, Julia Bihl und Petra Jeroma | Seite 4 |
Alles nur erfunden!Ein Nachwort zur „Spurensuche 2014“von Sibylle Peters | Seite 6 |
Neu bei der „Spurensuche“!Next Generation-Projekte beim Arbeitstreffen der Freien Kinder- und Jugendtheatervon Meike Fechner | Seite 8 |
Zwischenruf | Seite 12 |
Alles neu erfunden?Kinderöffentlichkeit: „Spurensuche“ geht neue Wegevon Ilona Sauer | |
Themen | |
„Come closer – kommt doch näher“Wie eine gute Zusammenarbeit mit Theaterautoren aussehen kannvon Ingeborg von Zadow | Seite 13 |
Schweden und Kinder – Unbekannte Wesen?30 Jahre danach: Ein schwedisch-deutsches Seminar zum Kinder- und Jugendtheatervon Dirk H. Fröse | Seite 16 |
Theaterstück sucht BilderbuchVom Versuch ein Theaterstück für die Allerkleinsten als Bilderbuch zu veröffentlichenvon Brigitte Korn-Wimmer | Seite 20 |
Postmigrantische TheaterexperimenteEin Besuch beim Westwindfestival, dem 30. Theatertreffen NRW für ein junges Publikumvon Herwig Lewy | Seite 22 |
Die Welt aus Sicht der Kinder erforschenReihaneh Youzbashi Dizaji im Gespräch mit den jungen Kindertheaterregisseurinnen Shaili Sathyu und Aditee Biswasvon Shaili Sathyu, Reihaneh Youzbashi Dizaji und Aditee Biswas | Seite 24 |
Dokumente | Seite 26 |
Zukunft des postmigrantischen TheatersDrei Forderungen zur Selbstrepräsentation an Theatern in Deutschlandvon Azadeh Sharifi | |
Wege ins Theater | Seite 28 |
IndustriegebietkinderEine urbane Forschungsarbeitvon Miriam Glöckler | |
Nachrufe | Seite 30 |
Schweizer Theaterszene verliert zwei herausragende TheatermenschenZum Tod von Trix Bühler (1948 – 2014)von Annette Rommel | |
Schweizer Theaterszene verliert zwei herausragende TheatermenschenZum Tod von Roger Lille (1956 – 2014)von Dieter Sinniger | |
Rezensionen | |
Wir sagen! Eine Studie über postmigrantisches politisches Theater von JugendlichenMarie Güsewell: „JTB schafft Deutschland ab“ Postmigrantisches, politisches Theater im Jugendtheaterbüro Berlin (JTB), Lit Verlag, Berlin 2014. 119 Seiten, EUR 19,90, ISBN 978-3-643-12445-6von Meike Fechner | Seite 31 |
Ein neuer SpielplatzThomas Maagh (Hg.): „Spielplatz 27. Fünf Theaterstücke über Mobbing“, Verlag der Autoren, Frankfurt am Main, 2014, 15 EUR, ISBN 978-3-88661-361-8von Tristan Berger | Seite 32 |
Young Europe. Europäische Dramatik für junges PublikumYoung Europe. „Europäische Dramatik für junges Publikum“. European Theatre Convention (Hg.). Reihe Dialog (Band 15), Verlag Theater der Zeit, Berlin, 2013. 190 S., 15 EUR, ISBN 978-3-943881-49-3von Henning Fangauf | Seite 32 |
Wissenswert | Seite 33 |
Festivaltermine | Seite 35 |
Kinder- und Jugendtheater-Treffen 2014 |
Michael Bang
Tristan Berger
Julia Bihl
Aditee Biswas
Henning Fangauf
Meike Fechner
Dirk H. Fröse
Miriam Glöckler
Petra Jeroma
Brigitte Korn-Wimmer
Guy Krneta
Herwig Lewy
Ulrike Monecke
Manuela Neudegger
Sibylle Peters
Annette Rommel
Shaili Sathyu
Ilona Sauer
Azadeh Sharifi
Dieter Sinniger
Ingeborg von Zadow
Reihaneh Youzbashi Dizaji
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