
Briefwechsel 1 (1963 – 1976)
Gertrud Schleef / Einar Schleef
Herausgegeben von Hans-Ulrich Müller-Schwefe und Susan Todd
Paperback mit 300 Seiten, Format: 160 x 234 mm
ISBN 978-3-940737-32-8, Originalpreis: € 25,00
Dieses Buch ist leider vergriffen
› Ein bislang völlig unbekannter Fund aus dem Nachlass des Künstlers
› Veröffentlichung zum 100. Geburtstag von Gertrud Schleef im April 2009
„So nun etwas Andres, wir bitten dich von ganzem Herzen, gehe zur Wahl, vergiß das ja nicht. Man würde Dir das ganz ungeheuerlich ankreiden. Du weißt doch, daß Du einmal dumm warst? Was hat es Dir eingebracht?” Gertrud Schleef an Einar Schleef
Als Einar Schleef mit zwanzig seine Geburtsstadt Sangerhausen verlässt und nach Ostberlin zieht, um an der Kunsthochschule Weißensee Malerei zu studieren, beginnt der Briefwechsel zwischen Mutter und Sohn, der von Seiten Gertruds bestimmt ist durch ein Zugleich von Geben und Fordern, von unermüdlichen Hilfsangeboten, beständigen Klagen über ausbleibende Briefe und zu wenig Besuche daheim sowie von einem unaufhörlichen teilnehmen und lenken wollen - auch als der Sohn schon dreißig ist und in Berlin erste Theatererfolge als Bühnenbildner und Regisseur feiert.
Einar schreibt weniger. (Manchmal zeichnet er etwas dazu.) Er schickt seine schmutzige Wäsche, aber vor Weihnachten auch Kokosraspeln und Mandeln aus der besser versorgten Hauptstadt. Er berichtet, meist knapp, vom Gang des Studiums, der „Bewährung in der Produktion" und den Arbeiten für Verlage und Theater. Er wehrt sich gegen ihre Vereinnahmung und bleibt seiner Mutter durch all den lebenspraktisch dringenden Kleinkram hindurch, der oft mir ihrer Hilfe bewältigt wird, eng verbunden.
Frauen treten in sein Leben und verschwinden, nicht rasch genug. Er wird Vater. Mehrere Umzüge sind zu stemmen. 1971 stirbt in Sangerhausen der Vater nach längerer Krankheit. Danach scheint die Verbindung zur Mutter etwas einfacher und noch enger zu werden. 1976 verlässt Schleef die DDR - mit tiefgreifenden Folgen auch für die Verbindung zu Gertrud, die im ferngerückten Osten zurückbleibt, während der Sohn bald darauf dieses Entfernen in einem Gewalt- und Geniestreich kassiert, indem er selber Gertrud wird, um Gertrud, einen der bedeutendsten deutsch-deutschen Romane, zu schreiben.
Am 18. April 1909 ist Gertrud Hoffmann, später Schleef, in Sangerhausen geboren, am 27. August 1993 eben dort gestorben. Aus Anlass des hundertsten Geburtstags erscheint der Briefwechsel 1963 bis 1976 mit Sohn Einar.
Als Einar Schleef mit zwanzig seine Geburtsstadt Sangerhausen verlässt und nach Ostberlin zieht, um an der Kunsthochschule Weißensee Malerei zu studieren, beginnt der Briefwechsel zwischen Mutter und Sohn, der von Seiten Gertruds bestimmt ist durch ein Zugleich von Geben und Fordern - von zahllosen Hilfsangeboten, beständigen Klagen über ausbleibende Briefe und zu wenig Besuche daheim - sowie ein unaufhörliches Teilnehmen- und Lenkenwollen, auch als der Sohn schon dreißig ist und in Berlin erste Theatererfolge als Bühnenbildner und Mitregisseur feiert.
Einar schreibt weniger. (Manchmal skizziert oder zeichnet er etwas dazu.) Er schickt seine schmutzige Wäsche, aber vor Weihnachten auch Kokosraspeln und Mandeln aus der besser versorgten Hauptstadt. Er berichtet, meist knapp, vom Gang des Studiums - nach einer Relegation und der „Bewährung in der Produktion" hat er auf das Fach Bühnenbild umgesattelt - und den Arbeiten für Verlage und Theater. Er wehrt sich gegen ihre Vereinnahmung und bleibt seiner Mutter durch all den lebenspraktisch dringenden Kleinkram hindurch, der oft mir ihrer Hilfe bewältigt wird, eng verbunden. Frauen treten in sein Leben und verschwinden, nicht rasch genug. Er wird Vater. Mehrere Umzüge sind zu stemmen. 1971 stirbt in Sangerhausen sein Vater nach längerer Krankheit. Danach scheint die Verbindung zur Mutter etwas einfacher und noch enger zu werden. 1976 verlässt Schleef die DDR, weil ihm die Arbeit erschwert und verunmöglicht worden ist, mit tiefgreifenden Folgen auch für die Verbindung zu Gertrud, die im ferngerückten Osten zurückbleibt - während der Sohn bald darauf dieses Auseinanderrücken in einem Gewalt- und Geniestreich kassiert, indem er selber zu „Gertrud" wird, um Gertrud, einen der bedeutendsten deutsch-deutschen Romane, zu schreiben. Dafür greift er auf vielfältige Quellen zurück, hauptsächlich aber auf das, was er von seiner Mutter weiß, was sie ihm berichtet hat, mündlich und in den Briefen, die sich heute im Archiv der Akademie der Künste in Berlin befinden. Zum umfangreichen „Gertrud-Material" gehört eine Mappe „Briefe Mutter", die Gertruds Briefe an Einar bis 1975 enthält. Schleef hat die Briefe nummeriert, teils mit Anstreichungen und Vermerken versehen. Für den Briefwechsel hat Susan Todd sie - ebenfalls aus dem Archivbestand - um die Briefe Einars, die wenigen Briefe des Vaters Wilhelm und die nichtnummerierten Briefe Gertruds ergänzt. „Denkst Du denn überhaupt nicht einmal an Deinen kranken Vater. Zu Weihnachten hast Du uns nicht geschrieben, wir wissen bis heute noch nicht, wo Du Weihnachten warst. Zu Ostern keinen Gruß, wir wissen nicht, was wir von Dir halten sollen. Jetzt steht Weihnachten wieder vor der Tür. Der Vater sagt, ich will wissen, was er macht. Wo hältst Du Dich auf. Warum schreibst Du nicht." Mit diesen Sätzen beginnt Gertrud. Jedenfalls fünf von sieben sind wörtlich dem Brief der Mutter vom 30. März 1970 entnommen. Ja, wörtlich und inhaltlich hat Schleef sich aus den Briefen bedient. Schon bisher hat er die Mutter um Zeitungsausschnitte gebeten, aber als er dann mit den Romanvorbereitungen beginnt, fragt er sie nach Strich und Faden aus: nach zahllosen Begebenheiten und Einzelheiten aus der Geschichte Sangerhausens und der Goldenen Aue, dem Leben der Verwandten, Nachbarinnen und zahlreicher weiterer Sangerhäuser. Deshalb treten in dieser Zeit neben die „normalen" Briefe Gertruds solche, die explizit Stoff liefern.
Die Briefe ab 1977 bewahrte Schleef unter der Bezeichnung „Gertrud-Material / 2. Teil" auf. Sie bilden den Grundstock eines geplanten zweiten Briefbandes. Wozu man vielleicht noch wissen muss, dass der erste Band von Gertrud aus sieben Kapiteln besteht, die fortlaufend mit den Jahreszahlen von 1970 bis 1976 (bis zur Republikflucht) überschrieben sind, und der zweite Band aus fünf Kapiteln, von 1976 (nach der Republikflucht) bis 1980.
Viel später finden Gertruds Briefe auch in Schleefs Ausarbeitung seines Tagebuchs Eingang. So beginnt „Tagebuch 1964" mit: „Mutters Briefe nach Berlin 1964 - Junge na wie fühlst Du Dich auf der Kunsthochschule. Der Malzirkel freut sich. Wer mir alles jetzt Guten Tag sagt. Im Geschäft werde ich nach Dir gefragt." (Tagebuch 1964 - 1976 Ostberlin, 2006, Seite 7; in den Briefen sinngemäß, aber nicht wörtlich nachweisbar.)
Susan Todd, die langjährige Mitarbeiterin Einar Schleefs, die in einer großen Kraftanstrengung von 2002 bis 2008 Schleefs Nachlass im Archiv der Akademie sichtete, beschrieb und verzeichnete, hat die Briefe geordnet und insbesondere die handschriftlichen entziffert und transkribiert. Die etwas abweichende Rechtschreibung wurde im Wesentlichen belassen. Die Chronik hat Wolfgang Behrens beigesteuert. Dem Mitherausgeber sind eher die Aufgaben eines Lektorats zugefallen - das ich zur gleichen Zeit auch für den vierten und fünften Band des im Suhrkamp Verlag erscheinenden Tagebuchs wahrnehmen durfte. Für Hilfe bei der Aufklärung einiger Namen und Schreibweisen haben wir Dr. Dieter Wrobel und Helmut Küchner, beide aus Sangerhausen, zu danken.
Hans-Ulrich Müller-Schwefe, Februar 2009
Briefwechsel Schleef
Die digitale Pressemappe (ZIP-Format) beinhaltet:
TdZ_Schleef_2009_Cover.jpg
TdZ_Umschlag_Schleef_Briefwechsel.pdf
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„Mit diesem Band ist ein Missing Link zwischen den monolithischen Blöcken im Werk Schleefs - seinen Tagebüchern und dem Roman "Gertrud" - gefunden.“Naumburger Tageblatt
„Man kann dieses ergreifende Buch wie ein Volks-Buch des (ost)deutschen Alltags lesen.“Neues Deutschland
„Warum sollte man einen solchen Briefwechsel lesen? Weil es beeindruckend, ja schlagend ist, zu erfahren, wie ein ganzes Leben und Werk sich in diesen Briefen andeutet, die er mit seiner Mutter wechselte, als er zwischen 19 und 32 war.“Berliner Zeitung