Freiraum unterm Fernsehturm
von Paul Sigel und Kerstin Wittmann-Englert
Zwischen Alexanderplatz und Spreeinsel, mitten im Berliner Stadtkern, spannt sich einer der markantesten, eindrücklichsten und widersprüchlichsten Stadträume der Metropole auf. Geprägt durch weite Freiräume und gartenarchitektonische Anlagen, architektonisch akzentuiert durch signifikante Bauten aus den unterschiedlichsten Phasen der Stadtgeschichte, in seinem Gesamtcharakter ein Ort der späten DDR-Moderne, jedoch Teil des historischen Zentrums der Stadt, ein Ort mit Strahlkraft weit über seine engere Umgebung hinaus. Der Freiraum unterm Fernsehturm ist kein geschichtsloser Ort. Im Gegenteil: Hier werden die Schichten der widerspruchsvollen, vielfacettierten Stadtgeschichte deutlich sicht- und ablesbar. Vor allem dort, wo dieser Stadtraum über seine engeren Konturen hinaus in Verbindung mit den angrenzenden Bereichen des historischen Stadtkerns wahrgenommen wird: dem Molkenmarkt, dem Klosterviertel, der Spreeinsel mit dem Bereich Alt-Cöllns; dem Schloss/Humboldt-Forum, dem Lustgarten und der Museumsinsel, aber auch im Blick auf die Stadterweiterungsgebiete des 17. Jahrhunderts mit dem Friedrichswerder und Neu-Kölln am Wasser sowie auf die barocken Stadterweiterungen der Dorotheenstadt und der Friedrichstadt.
Genauso wie seine Jahrhunderte alten historischen Tiefenschichten müssen seine jüngeren geschichtlichen Dimensionen und seine zukünftige Entwicklung im Zusammenhang mit größeren räumlichen Kontexten und Bedeutungszuschreibungen analysiert und verhandelt werden. Doch ganz offensichtlich differieren die Wahrnehmungen bezüglich des zur Debatte stehenden städtischen Raums.