
SchauplatzRuhr
Geschichte im Spiel
Jahrbuch zum Theater im Ruhrgebiet
Herausgegeben von Meike Hinnenberg, Guido Hiß und Robin Junicke
Paperback mit 112 Seiten, Format: 210 x 280 mm
ISBN 978-3-943881-27-1
„Ein deutschlandweit einmaliges Projekt, das somit zu einem wichtigen Botschafter einer besonderen, gelegentlich unterschätzten Theaterlandschaft wird." (Tom Thelen, WAZ)
Der thematische Schwerpunkt von Schauplatz Ruhr 2013 widmet sich der Inszenierung von Geschichte. Als Medium des kulturellen Gedächtnisses ist Theater dabei besonders angesprochen, nicht nur auf der Ebene von Klassikerinszenierungen. Im Zusammenhang eines erweiterten Begriffs von Geschichte werden auch kulturelle Aktivitäten, die das Gedächtnis der Region in anderen Medien vermitteln, vorgestellt. Dabei ist die kulturpolitische Frage leitend, welches Bild das Ruhrgebiet von sich vermitteln möchte, insbesondere in seinen kulturellen Großprojekten und historischen Museen.
Maßgeblicher Teil der regionalen Inszenierung von Geschichte ist die Ruhrtriennale, die 2012 ihr zehnjähriges Jubiläum feierte. In einem zweiten Schwerpunkt wird Schauplatz Ruhr über das erste Jahr der Intendanz von Heiner Goebbels berichten und sich in Gesprächen, Kritiken und Analysen mit dem Programm und Konzept seiner Intendanz auseinandersetzen.
Ein dritter Teil, das „Tableau", versammelt Berichte über den Schauplatz Ruhr, vom Stadttheater bis zum Festival, von der Performance bis zum kulturellen „Event", von der Oper bis zum Figurentheater.
Meike Hinnenberg, Guido Hiß und Robin Junicke forschen und lehren am Institut für Theaterwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum.
Die Themen Geschichte und Erinnerung lagen auf der Hand. Das gilt sowohl für die öffentliche Selbstdarstellung des Ruhrgebiets als auch für die szenischen Künste. Seit den neunziger Jahren, seit der Internationalen Bauausstellung, welche die Pflege der industriellen Gedächtnisräume anschob, ist das Revier geradezu süchtig nach Vergangenheit. Blickt man auf große kulturelle Projekte wie die Ruhrtriennale oder die Kulturhauptstadt RUHR.2010, geriet das Gedächtnis der Region fast von selbst zum Politikum, und sei es im Sinn der Verbesserung des regionalen Images. Die Frage, wie das Ruhrgebiet Geschichte ins Spiel bringt, führt also ins Zentrum der Kulturpolitik: Wie stellt man sich in seinen Gedächtnisorten dar, welches Bild zeigen die Museen und Archive, was wird betont, was ausgespart?
Auch das deutsche Stadttheater bringt traditionell Geschichte ins Spiel, im Zeichen der Klassikerinszenierung. Spätestens seit den neunziger Jahren, seit dem Einfluss der szenischen Postmoderne, empfindet sich die Institution Theater indes nicht mehr als historische Anstalt. Regie und Dramaturgie verschreiben sich dem radikal „Präsentischen“. Die historische Schicht der alten Dramen ist oft kaum einer Überlegung wert, das Fremde und Andere des dramatischen Gedächtnisses wird als Inspirationspunkt nur noch selten wahrgenommen. In die historische Leerstelle dringen derzeit freie und alternative Theaterformen ein, gerade auch an der Ruhr. An die Stelle des vormaligen Stückekanons treten vielfältig suchende szenische Entwürfe, die Geschichte auf originelle Weise zum Thema machen, sei es in partizipativen Projekten, in Stadtinterventionen oder in performativen Formaten, die das private mit dem öffentlichen Gedächtnis in Beziehung setzen. Der erste Hauptteil des Jahrbuchs entdeckt eine neue Pluralität im szenischen Umgang mit Vergangenem. Er wird durch einen wissenschaftlichen Gastbeitrag des Historikers Professor Jörn Rüsen zum Thema „Geschichtsbewusstsein und Erinnerung“ bereichert und vertieft.
Die Ruhrtriennale feierte 2012 ihr zehnjähriges Jubiläum. Nach drei Intendanzzyklen mit Gerard Mortier, Jürgen Flimm (welcher auch für die verstorbene Marie Zimmermann übernahm) und Willy Decker fällt der Blick zurück auf sehr unterschiedliche Handschriften, aber auch auf Kontinuitäten: Die einzigartige Bespielung ehemaliger Industrieanlagen und auch die von Mortier inspirierten Versuche mit neuen Spielarten des musikalischen Theaters („Kreationen“) sichern dem Festival eine hohe Wiedererkennbarkeit, gerade auch im internationalen Kontext. Wir berichten im zweiten Teil des Jahrbuchs über die erste Spielzeit der mit Spannung erwarteten Intendanz von Heiner Goebbels und setzen uns mit den wichtigsten Inszenierungen, mit dem Programm dieses Jahres und dem Konzept der vierten Intendanz auseinander; übrigens auch mit der Art und Weise, wie diese Triennale mit Aspekten der Geschichte des musikalischen Theaters spielt.
Der dritte Teil, das „Tableau“, beleuchtet stichpunktartig das szenische Geschehen in den großen Städten der Region.
Schauplatz Ruhr wird herausgegeben vom Institut für Theaterwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum und von Lehrenden des Instituts redaktionell verantwortet. Unser Jahrbuch ist eine junge Publikation, die meisten Beiträge stammen von Studierenden des Instituts. Dass die Auswahl der Gegenstände und die besondere Art der Beschäftigung bisweilen andere Blickwinkel öffnen als die institutionalisierte Kritik, gehört zum Programm der Publikation.
Wir danken unseren Autorinnen und Autoren für ihr Engagement, und nicht zuletzt den vielen Fotografinnen und Fotografen, die an der visuellen Gestaltung beteiligt waren. Der Regionalverband Ruhr hat uns durch einen großzügigen Druckkostenzuschuss geholfen; ohne diese Zuwendung gäbe es das Jahrbuch nicht. Unser besonderer Dank gilt allen, die uns redaktionell unterstützt haben, namentlich Mechthild Heede (Korrekturen), Moritz Hannemann (Koordination und Kommunikation) und Milena Cairo (Mitarbeit in der Bildredaktion).
Meike Hinnenberg, Guido Hiß, Robin Junicke
Kapitel | Seite |
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Kapitel | Seite |
Geschichte im Spiel | Seite 5 |
Geschichte im Spielvon Guido Hiß | |
Geschichte im Spiel / Archive | |
Tanzgeschichte(n) auf der BühneWas tun mit dem Erbe?von Monika Woitas | Seite 8 |
Unmotiviert, zusammenhanglos und ohne GeheimnisPotenziale der Partiturvon Rasmus Nordholt | Seite 11 |
1234 . 12345 . 1 . 12 . 123Partitur für eine Leserin, einen Leservon Gudrun Lange | Seite 13 |
Mit dem Ohr an den Schichten der StadtAuf den Spuren des Projekts RADIOORTUNG – Hörspiele für Selbstläufervon Jascha Sommer | Seite 14 |
Erinnerungen an ArbeitBeobachtungen in den Museen des Ruhrgebietsvon und Denise Stöcker | Seite 17 |
Geschichte im Spiel / (Re-)Konstruktionen | |
Die Geschichte mit RichardShakespeares Propagandastück aktualisieren?von Kim Stapelfeldt | Seite 21 |
Punkgirls singen keine ArienGeschichte im Musiktheatervon Elisabeth Pölzl | Seite 24 |
HorizonteBlicke junger Theatermacher auf Geschichtevon Henning Gebhard und Emese Bodolay | Seite 26 |
Die DDR an der RuhrErinnerungen an die 11. Duisburger Akzentevon Silke Flegel | Seite 30 |
„Die Gegenwart ist episch!“Der Dramatiker Wolfram Lotz im Gespräch mit Alexander Kerlinvon Alexander Kerlin und Wolfram Lotz | Seite 34 |
Geschichte im Spiel / Schichten | |
Warum Genf kein Theater brauchtErinnerung an Rousseauvon Ulrike Haß | Seite 36 |
Leaking Planetoder Stimmen der Entäußerungvon Jurga Imbrasaite | Seite 39 |
Tanz auf dem LimesVersuch über den Raum des „Schauplatz Ruhr“von Sebastian Kirsch | Seite 42 |
Warten auf den Aufstand, der ausbleibtLIGNAs Wessen Stadt ist die Stadt? Ein Aufstand. bei den Mülheimer Fatzer Tagenvon Kirsten Möller | Seite 45 |
SchnitzeljagdEin Fotoessayvon Robin Junicke | Seite 49 |
Geschichte im Spiel / Das Gedächtnis der Dinge | |
Zadek noster& wieder schimpft ein Hund hinter uns hervon Winfried W. | Seite 56 |
Wie aus Geschichten Geschichte wirdEin Gespräch mit dem Schweizer Spurensucher und Echosammler Hans-Peter Litschervon Hans-Peter Litscher und Sarah Heppekausen | Seite 57 |
WinterreiseEine Auseinandersetzungvon Ulrike Haß und Simone Grieshaber | Seite 61 |
Geschichte im Spiel / Wissenschaftlicher Gastbeitrag | Seite 64 |
Geschichtsbewusstsein und Erinnerungvon Jörn Rüsen | |
Geschichte im Spiel / Künstlerischer Gastbeitrag | Seite 68 |
Serie Deutschlandvon Hofmann&Lindholm | |
Ruhrtriennale | |
Zehn Jahre Ruhrtriennalevon Tanja Martin | Seite 69 |
Cage und Goebbels „pulverisieren“ die Opern EuropasEuroperas 1 und 2 bei der Ruhrtriennalevon Hanna Höfer-Lück | Seite 72 |
Lemi Ponifasio inszeniert Carl Orffs Prometheusvon Meike Hinnenberg | Seite 74 |
Zwischen altem Chor und neuer ChoreografieCesena in der Bochumer Jahrhunderthallevon Evelyn Annuß | Seite 77 |
Frühling ohne OpferLaurent Chétouanes Sacré Sacre du printempsvon Laura Strack | Seite 81 |
I will always love you tenderRobert Lepages Playing Cards 1: SPADESvon Robin Junicke | Seite 84 |
„Judge the distance – Erzähl mir Dein Leben“Nature Theater of Oklahoma zeigt Life and Times – Episode 2von Frederike Juliane Jacob | Seite 86 |
Begegnungen12 Rooms im Museum Folkwangvon Milena Cairo | Seite 88 |
Tableau | |
15 Jahre mutiges Figurentheater im RuhrgebietBestandsaufnahme und Visionen – Fragen an Annette Dabsvon Annette Dabs, Seta-E. Guetsoyan und Mareike Theile | Seite 90 |
Alles nur Gemüse?Die Produktionsgemeinschaft Ruhr+ startet mit dem Marktspektakel DorfOrgienvon Marie-Luise Hansel | Seite 94 |
„Kein übliches Publikum“Weiße Nächte am Theater an der Ruhrvon Sandra Kornmeier | Seite 96 |
(Gott) Draußen vor der Tür in Bochumvon Robin Schrade | Seite 98 |
„Ich mach ja Was ihr wollt !“Vontobels Spiel mit Shakespeare in Bochumvon Stefanie Lux | Seite 100 |
Und bist du nicht willig, so brauch ich noch ein VideoEine Glossevon Sarah Pluschke | Seite 102 |
„Brücken schlagen“Das Bochumer Theater ROTTSTR 5von Chantal Stauder | Seite 104 |
Lernen ohne LehrerEin Erfahrungsberichtvon Lara Bechauf | Seite 106 |
„Let it explode over you“Lachambres JJ’s voices bei PACT Zollvereinvon Nicole Malige | Seite 108 |
Neues neu erzähltForced Entertainments The Coming Stormvon Geraldine Gau | Seite 110 |
Autorinnen und Autoren | Impressum |
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