Afrika ist zu mir gekommen
Ein Gespräch über Umweltprobleme in Westafrika, überbordende Vitalität und Lazare – lost in Bonn
von Irma Dohn und Frank Heuel
Der Regisseur Frank Heuel ist Leiter des fringe ensemble, das in Bonn-Endenich zwischen Programm-Kino und Kabarett-Bühne in dem feinen und schönen Theater im Ballsaal regelmäßig seine Stücke aufführt.

Wir haben uns in einem kleinen Café in der Bonner Südstadt verabredet. Frank Heuel wohnt direkt um die Ecke, wenn er nicht – wie in letzter Zeit oft – international unterwegs ist. Lettland, Polen, Kroatien und in den letzten zwei Jahren immer wieder Istanbul, wo er ein Stipendium der Kunststiftung NRW hat und regelmäßig arbeitet. Gerade ist er aus Ouagadougou zurückgekommen, dort waren es 35 Grad, hier in Bonn sind es jetzt minus 2 Grad. Er ist erkältet.
Das ist jetzt das dritte Mal, dass Du in Afrika gearbeitet hast. Wie bist Du dazu gekommen?
Ich würde eher sagen: Afrika ist zu mir gekommen. 2015 kam das Kulturamt der Stadt Bonn auf mich zu und fragte, ob ich nicht Lust hätte, in Ghana in Cape Coast, der Kultur-Partnerstadt von Bonn, ein Projekt zu machen im Rahmen des Europäischen Jahres für Entwicklung, zu dem die EU 2015 aufgerufen hatte. Ich habe unter der Bedingung zugesagt, nicht einfach eine Gruppe einzuladen, sondern selbst etwas mit Künstlern aus Ghana zu erarbeiten. Also bin ich nach Ghana gereist und habe bei Cape Coast eine wunderschöne Lagune entdeckt, die aber völlig vergiftet war: Altöl und Düngemittel wurden dort eingeleitet, und die Fische waren nicht mehr essbar. Die Kinder wurden krank. Das hat die Bevölkerung dort sehr stark bewegt. So ist die Idee entstanden, zu diesem Thema zu arbeiten. Ich hatte gute Verbindungen zur dortigen Universität, die auch einen Lehrstuhl für Theater- und Filmwissenschaften hat. Ein Fernsehskript zu dem Thema lag bereits vor, das wir sofort verwenden konnten. Ich habe drei SchauspielerInnen auswählen dürfen und sie nach Bonn eingeladen. Vom fringe ensemble kamen Laila Nielsen, David Fischer und Annika Ley, die alle drei auch jetzt bei Brillante Saleté dabei waren, dazu. Ein halbes Jahr später sind wir dann nach Cape Coast gereist und haben das Stück, Black Water, dort mehrfach an der Uni aufgeführt, zweisprachig in Deutsch und Englisch. Später noch einmal vor Schulklassen. Das war eine wichtige Erfahrung für mich. Seitdem hat mich Afrika sehr stark beschäftigt.