
Pro Specie Rara. Eine Dramaturgie der Peripherie
Theater Chur 2006–20
Herausgegeben von Ann-Marie Arioli und Ute Haferburg
Paperback mit 160 Seiten, Format: 210 x 297 mm
ISBN 978-3-95749-280-7, Mit zahlreichen farbigen Abbildungen
- Handgebundene Exemplare in limitierter Auflage
- Gedruckt auf Theaterplakaten
Eine „Dramaturgie der Peripherie“ hat das Theater Chur in den letzten 14 Jahren entwickelt. Es ist ein Beispiel für die Diskussion über „Theater in der Provinz“, zu deren Aufgaben die Programmgestaltung für ein heterogenes und vielsprachiges Publikum gehört. Ute Haferburg und Ann-Marie Arioli sowie ihr Vorgänger Markus Luchsinger (†) haben eine Programmdramaturgie entwickelt, die zwischen Tradition, Identität und Innovation vermittelt. Sie nutzt das Potenzial einer ästhetisch starken Bergregion (Architektur, bildende Kunst), um ein aktuelles Theater der Gegenwart mit lokal und global vernetzten Koproduktionen aufzubauen.

Die „Dramaturgie der Peripherie“ stärkt die kulturelle „Pro Specie Rara“: Das Buch zeigt in Bildern und profunden Texten die bereichernde „Sortenvielfalt im Theater“ in einer Bergregion, in der drei Landessprachen gesprochen werden, die ein Vierländereck ist und eine Vielfalt an Landschaften und Menschen kennt.
Theater in der Peripherie erfordern eine spezifische Programmgestaltung für ein heterogenes Publikum in ländlichen Regionen oder Agglomerationen fern von urbanen Zentren. Bevor die Schweizer Kulturpolitik Begriffe wie «Teilhabe» und «Diversität» auf ihre Agenden setzte, haben Theater in der Peripherie sie längst entwickelt. Das Theater Chur ist ein Beispiel für die aktuelle Diskussion. Seit dem Wechsel des Stadttheater Chur vom Ensemble- und ab 1992 Gastspielhaus in das koproduzierende Theater Chur 2006 wurde kontinuierlich eine «Dramaturgie der Peripherie » entwickelt. Wir, die Direktorinnen 2010 – 2020 und unser Vorgänger Markus Luchsinger 2006 – 2009 (†) haben für das Theater Chur eine Programmdramaturgie entwickelt, die zwischen Tradition, Identität und Innovation vermittelt. Unser Ziel war es, das Potenzial der ästhetisch starken Bergregion Graubünden herauszufordern, um ein aktuelles T heater der Gegenwart mit lokal und global vernetzten Koproduktionen aufzubauen. Unsere «Dramaturgie der Peripherie » soll die kulturelle «Pro Specie Rara» stärken: Das Buch zeigt in ausgewählten Texten von Expert*innen, Autor* innen und Theaterschaffenden die bereichernde «Sortenvielfalt im Theater» in einer Bergregion, die drei Landessprachen spricht, ein Vierländereck ist und eine grosse Breite an Landschaften und Menschen kennt. Die im zweiten Teil des Buches veröffentlichte Chronologie der Veranstaltungen des Theater Chur 2006 – 2020 veranschaulicht die vernetzende Vielfalt des kuratierten Programms.
Mit der weltweiten Verbreitung des Coronavirus veränderte sich schnell vieles. Die Aufführungen der Saison 2019 / 20 endeten vorzeitig am 28. Februar 2020, dem Tag, an dem der Kanton Graubünden, in enger Nachbarschaft zum bedrohlichen Corona-Notstand in Italien und Tessin, sämtliche überregionalen Veranstaltungen ab 50 Personen verbot, bevor die Schweizer Bundesregierung und andere Kantone nachzogen. Das für Mai 2020 programmierte grosse Saisonfinale, das zwei Jahre intensiv vorbereitete Schweizer Theatertreffen im Theater Chur, der Postremise Chur und dem TAK Theater Liechtenstein sowie die Schweizer Theaterpreisverleihung durch das Bundesamt für Kultur mussten ebenfalls abgesagt werden. Sämtliche Beiträge für dieses Buch wurden vor dem «Lockdown» geschrieben, und die Erfahrung der monatelangen Unmöglichkeit von Veranstaltungen hätten sie wahrscheinlich anders klingen lassen.
Müssen wir die Dramaturgie der Peripherie, müssen wir Theater und Kultur nach Corona völlig neu denken und neu erfinden? Öffnen sich neue Wege, Theater über geografische Distanzen und Sprachgrenzen hinweg zu etablieren? Wie können die darstellenden Künste, die die physische Nähe von Spielenden und Zuschauenden zum Atmen brauchen, sich im Live-Act in virtueller Distanz vermitteln? Müssen wir uns in eine andere Kunst verwandeln, uns neuer Technologien bedienen? Sind Livestream und digitales Theater das Theater der Zukunft? Oder wenden sich viel mehr Menschen, sobald das wieder möglich ist, dem Live-Erlebnis, der direkten Begegnung und Auseinandersetzung zu, da wir die Grenzen digitaler Kommunikation und was uns dabei fehlt, so radikal erlebt haben? Nach der ersten Schockstarre sind wir auf der Suche nach der Zukunft.
Ute Haferburg und Ann-Marie Arioli
Mai 2020
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Zwischen «Höhenfeuer» und «Welt in Chur» | |
Theater der Region. Zur Ästhetik der PeripherieAndreas Klaeui im Gespräch mit Ute Haferburg und Ann-Marie Ariolivon Andreas Klaeui, Ann-Marie Arioli und Ute Haferburg | Seite 8 |
Halt auf VerlangenAuf der Suche nach einem neuen Modellvon Mathias Balzer | Seite 13 |
«We resist – We resist!»Diskurs und Dialog am Theater Churvon Chasper Pult | Seite 15 |
Brecht und Chur – Eine amour fouOder Herr Peymann überbringt einen Kussvon Carsten Michels | Seite 19 |
Zwischen Marginalisierung und ZentrumsfunktionTheater in der Peripherievon Peter-Jakob Kelting | Seite 22 |
Bündner Bündnisse | |
Dieses Theater wollen wir hier in Churvon Esther Krättli | Seite 34 |
Heimatvon Barbara-David Brüesch | Seite 34 |
Vom Segen und Fluch, in der Provinz zu wirkenvon Manfred Ferrari | Seite 35 |
Von der Fremdenindustrie bis zur Kulturrevolutionvon Georg Scharegg | Seite 36 |
Experiment und Unterhaltung im Theater Churvon Achim Lenz | Seite 37 |
«Hotel Victoria»Eine Musical-Entwicklungvon Felix Benesch | Seite 38 |
Musiktheater in der Peripherievon Ute Haferburg | Seite 39 |
Leben zwischen HandkonterzügenCorina Caminada, Leiterin des Künstlerischen Betriebsbüros (KBB), und Hannes Fopp, Technischer Leiter, haben das Theater Chur zwanzig Jahre lang stark geprägt. Ein Gespräch mit Ann-Marie Ariolivon Ann-Marie Arioli, Corina Caminada und Hannes Fopp | Seite 41 |
Junges Theater und Vermittlung am Theater Churvon Loris Mazzocco | Seite 43 |
Ankommen Ausreisen Heimkehrenvon Chris Hunter | Seite 45 |
Inspirationvon Roman Weishaupt | Seite 46 |
Alles Theater | |
Das Pferdvon Ursina Trautmann | Seite 56 |
Dramaturgie der Schnittmengevon Andri Perl | Seite 57 |
El sto, el sto vegnir muriuvon Leo Tuor | Seite 58 |
Es muss, es muss gestorben seinAus dem Rätoromanischen von Claudio Speschavon Leo Tuor und Claudio Spescha | Seite 60 |
Sensibilisierung der Peripherievon Asa Stina Hendry | Seite 62 |
Schön isch es gsivon Arno Camenisch | Seite 63 |
Theater und Kulturpolitik | |
Wie unabhängig soll Theater sein?Vom städtischen Betrieb zur Stiftungvon Doris Caviezel-Hidber | Seite 65 |
Das Eigene und das Fremdevon Köbi Gantenbein | Seite 66 |
Bündner Kulturschaffende, vereint euch!Von Einzelkämpfern zum Verein Kulturkanton Graubündenvon Nikolaus Schmid | Seite 67 |
Blühen und vergehenDer Theaterverein Churvon Heidi Domenig | Seite 68 |
Netzwerke | |
Expédition SuisseAus dem Französischen von Andreas Münznervon Vincent Baudriller und Andreas Münzner | Seite 70 |
Tanzfestival StepsZeitgenössischer Tanz für die ganze Schweizvon Isabella Spirig | Seite 70 |
Dramenprozessorvon Ann-Marie Arioli | Seite 71 |
Premiovon Gabi Mojzes | Seite 71 |
Tanzplan Ostvon Simone Truong und Linda Zobrist | Seite 72 |
What happens to the heart?von Jurriaan Cooiman | Seite 73 |
Auf Tour in Chur | Seite 84 |
Begegnungen, Beobachtungen, Erfahrungen, Einschätzungen, Erinnerungen, Feststellungen | |
Theater Chur | Seite 99 |
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