
Arbeitsbuch 29
Stück-Werk 6
Neue deutschsprachige Dramatik im Porträt
Herausgegeben von Dorte Lena Eilers und Anja Nioduschewski
Paperback mit 144 Seiten, Format: 215 x 285 mm
ISBN 978-3-95749-299-9
- 25 Dramatiker*innen im Porträt
Soll man die Lage der zeitgenössischen Dramatik als dramatisch bezeichnen? Nein! Zwar findet sich heute die Dramatik - nach der Überproduktionen an neuen, aber kaum nachgespielten Stücken der Nullerjahre, nach der ästhetischen Wende ins Postdramatisch-Performative, mit kollektiver Autorschaft, Rechercheprojekten, Roman- und Filmadaptationen - in einem weit aufgefächerten Verständnis davon wieder, was ein Theaterstück ist. Doch unsere Bestandaufnahme im aktuellen "Stück-Werk 6" zeigt, dass im Kontext dieses erweiterten Autorenbegriffs nicht nur eine neue, diversere Generation von Dramatikerinnen und Dramatikern auf den deutschsprachigen Bühnen reüssiert, sondern dass formal wie thematisch die Entwicklungen der letzten Jahre in ihren Texten produktiven Widerhall gefunden haben. Ein Panorama zeitgenössischen Schreibens für die Bühne in 25 Porträts.
„Liebe Leute, ich finde es auch ein wenig seltsam, dass ich gerade jetzt den Wunsch gehabt habe, über das Schreiben von Theaterstücken zu sprechen. In einer Phase, in der ich mehr als jemals zuvor das Gefühl habe, es nicht mehr zu können, es wirklich nicht mehr zu wissen, wie es gehen könnte für mich, in Zukunft.“ Ist die Lage der zeitgenössischen Dramatik wirklich so dramatisch?
Für Dramatikerinnen und Dramatiker ist dies tatsächlich die Frage aller Fragen: Wie lässt sich heute überhaupt noch für die Bühne schreiben? Nach der ästhetischen Wende ins Postdramatisch-Performative, nach kollektiver Autorschaft, Rechercheprojekten, Bürgerbühnen, Roman- und Filmadaptationen und neuen Formaten, bei denen nicht unbedingt ein niedergeschriebener Text im Mittelpunkt steht? Wie lässt sich ein zeitgenössisches Stück für die Bühne gestalten? Für Schauspielerinnen und Schauspieler? Für Körper im Raum, die Träger eines performativen Sprechaktes werden? Wie überführe ich das, was Welt heißt, Leben, Geschichte oder Zukunft, in einen Sprechtext? Wie organisiere ich Handlung, Szene, Sprache? Wie das Unverfügbare? Das Rätsel? Die Lücke? Was ist Realität, was Fiktion? Was mein Eigensinn, Ton, Stil?
Ähnlich wie Wolfram Lotz in seiner oben zitierten Hamburger Poetikvorlesung 2017 wollen wir uns in dieser sechsten Ausgabe der Reihe „Stück-Werk. Neue deutschsprachige Dramatik“ in 25 Porträts junger Dramatikerinnen und Dramatiker aus dem deutschsprachigen Raum auf die Spur des zeitgenössischen Schreibens begeben, dessen Spielfeld sich seit Erscheinen der letzten Ausgabe in dieser Reihe vor über zehn Jahren grundlegend verändert hat. Auch, weil uns in unserer Weltwahrnehmung, wie Kathrin Röggla in ihrem Einleitungsessay schreibt, die theatrale Deutlichkeit gerade gehörig abgeht? Was läuft da ab hinter der Wand? Wie übersetze ich dieses Tuscheln, das ich nur annähernd verstehe, für ein Theaterpublikum?
Sprache, schreibt Röggla, sei ein „Hochrisikobereich, voller Verheißung und Ansteckungskraft, ein Abgrund und ein Rettungsboot“. Und gerade deshalb ist der Umgang mit ihr im Theater ein Ringen, ein Kampf, ein Fanal, ein Feuerwerk, eine Explosion. Im Kontext des erweiterten Autorenbegriffs ist in diesem Sinne nicht nur eine neue, diversere Generation von Dramatikerinnen und Dramatikern auf den deutschsprachigen Bühnen herangewachsen, die Entwicklungen der letzten Jahre haben auch in ihren Texten formal wie thematisch produktiven Widerhall gefunden. „Stehen wir“, fragt sich Röggla“, sogar möglicherweise „am Beginn eines neuen Sprachhungers, einer neuen Bezugnahme auf die Sprache, die in ihrer sinnlichen und politischen Kraft verstanden wird?“
Mit seinen 25 Porträts wird auch dieses „Stück-Werk“ ein Stückwerk bleiben, einen Ausschnitt präsentieren aus der vielfältigen Landschaft des zeitgenössischen Schreibens für die Bühne – als Standortbestimmung, Werkstattbericht und Handbuch. Bühnensprache, sagt Röggla, sei das Mittel, uns Zukünftigkeit zu verschaffen. Reden wir also über neue Dramatik. Jetzt!
Dorte Lena Eilers und Anja Nioduschewski
Kapitel | Seite |
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Kapitel | Seite |
Hinter der WandÜber Sprache und Zeitgenossenschaftvon Kathrin Röggla | Seite 18 |
Wer lacht mit wem worüber?Nora Abdel-Maksoudvon Theresa Schütz | Seite 22 |
Die Rache der SpracheKatja Brunnervon Ulf Frötzschner | Seite 26 |
Jenseits der Grenzen des MenschlichenMartina Clavadetschervon Simone von Büren | Seite 30 |
Die Geburt der neuen Dramatik aus der TheatermusikBjörn SC Deignervon Erik Zielke | Seite 34 |
Man hat uns der Tragik beraubtAlexander Eisenachvon Jakob Hayner | Seite 38 |
Schnauze voll vom SchweigenThomas Freyervon Tilmann Köhler | Seite 44 |
Aus der Sicherheit heraus entsteht keine KunstNino Haratischwilivon Barbara Müller-Wesemann | Seite 52 |
Der LückenbauerWolfram Höllvon Lena Schneider | Seite 56 |
Wer hat Angst vor Oliver Kluckvon Erik Zielke | Seite 62 |
Ich suche keine Lösung ich suche ProblemeThomas Köckvon Anja Nioduschewski | Seite 66 |
Perspektiven prekärer GegenwartDirk Lauckevon Thomas Irmer | Seite 72 |
Sie will mehr als allesAnne Leppervon Jan Hein | Seite 78 |
Komm, großer WindWolfgang Lotzvon Gunnar Decker | Seite 82 |
DenkbewegungenEnis Macivon Jan Hein | Seite 86 |
Über diese Geschichte habe ich die MachtMaria Milisavljevićvon Andrea Vilter | Seite 90 |
Vom Unterwegssein im DazwischenMehdi Moradpourvon Rieke Süßkow | Seite 96 |
KontrollverlustJakob Noltevon Mirka Döring | Seite 100 |
Der Rhythmus des DenkensEwald Palmetshofervon Christoph Leibold | Seite 104 |
Alles merkwürdig wie immerBonn Parkvon Peter Laudenbach | Seite 110 |
Die Zerstreuung des SelbstSasha Marianna Salzmannvon Paula Perschke | Seite 114 |
Die Bäder denen, die baden gehenFerdinand Schmalzvon Christoph Leibold | Seite 120 |
UmschaltspielClemens J. Setzvon Dorte Lena Eilers | Seite 124 |
Ich will nicht klingen wie ...Akın Emanuel Şipalvon Simone Sterr | Seite 128 |
Experiment am eigenen KörperNis-Momme Stockmannvon Judith Gerstenberg | Seite 132 |
Der Stern hat gesprochen, die Erde beißtMiroslava Svolikovavon Margarete Affenzeller | Seite 136 |
Autorinnen und Autoren | Seite 142 |
Impressum | Seite 144 |
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