
Heft 08/1993
SATT?
Christian Martin "Dem Tag die Nacht"
Broschur mit 96 Seiten, Format: 215 x 285 mm
ISSN 0040-5418
Natürlich bin ich für die Schließung des Schiller Theaters. Nicht, weil das einstige "Frontstadttheater" seine Funktion eingebüßt hätte - wie man schon, übrigens unter weniger öffentlicher Anteilnahme, von der Freien Volksbühne dachte - nicht, weil es zu teuer wäre oder künstlerisch zu wenig attraktiv (das ist es gewiß), nein, weil einmal ernst gemacht werden muß, damit die Theater selber den Ernst der Lage begreifen. Viele fürchten die Signalwirkung einer solchen Schließung für die gesamte kulturelle Landschaft, vor allem im Osten Deutschlands, sie befürchten den Beginn eines "Flächenbrands". Aber - es brennt doch längst schon, und vielleicht bewirkt der Brandgeruch, daß die Freiwillige Feuerwehr endlich aufwacht.
Demos sind wichtig und medienwirksam, aber Solidaritätskundgebungen mit markigen bis sentimentalen Appellen, Brecht-Liedern und Sprechchören sind doch letzten Endes nur Insiderveranstaltungen, in denen wir unser Gewissen entlasten und wieder friedlich heimgehen, nachdem wir uns vergewissert haben, daß wir auch von allen geseien worden sind. Aber wenn Intendanten sich vorher erkundigen, mit welchen Kollegen sie zusammen gesehen werden, wenn kein Berliner Intendant eine Antwort darauf hat, wie und wo denn nun tatsächlich eingespart werden kann, dann gehört nicht der Kultursenator abgesetzt, welche Dummheiten man immer ihm vorwerfen kann/muß. Wenn Intendanten, der großen und größten Häuser, nicht aufhören, zuerst an ihren eigenen Besitzstand zu denken, samt ihrer und ihrer Lieblingsgäste sechsstelligen Gagen, ihren Ausstattungsetats, ihren aufgeplusterten Stellenplänen, wenn auch die Gewerkschaften und Fachverbände nicht aufhören, eigensüchtig nur ihre Privilegien und Einspruchsrechte zu tabuisieren, wenn nicht schnellstens alle, aber auch wirklich alle Verantwortlichen an einen Runden Tisch kommen, um über die längst fällige Strukturreform zu reden, dann, ja dann wird keiner mehr das Recht haben, über etwaige Schließungen zu lamentieren. Im übrigen bin ich natürlich für den Erhalt eines, gut durchlüfteten, abgespeckten Schiller Theaters.
(Mehr zu diesem Thema auf den folgenden Seiten.) M.L.
Artikel | Seite |
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Artikel | Seite |
Entreevon Martin Linzer | Seite 1 |
Theaterpolitik | |
Schiller Theater ist überallvon Adolf Dresen | Seite 2 |
Gespräch über die Krisen des deutschen Theatersvon Martin Linzer und Cornelia Dümcke | Seite 6 |
Theatertreffen Berlin | Seite 9 |
Nach-Schlag -das 30., und sonstige Berliner (Fehl)Leistungenvon Martin Linzer | |
Inszenierung | Seite 14 |
Historisierung als HohlformJürgen Gosch inszeniert Kleists "Amphitryon" am Berliner Deutschen Theatervon Friedrich Dieckmann | |
Volksbühne | |
Als Gesamtereignis hat das eine terroristische DimensionFrank M. Raddatz und Frank Castorf im Gesprächvon Frank Castorf und Frank Raddatz | Seite 19 |
Wo verläuft die Front?Das Werbekonzept der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platzvon Sybille Weber | Seite 25 |
Castorf ermitteltAnmerkungen zur Theaterästhetik Frank Castorfsvon Erhard Ertel | Seite 28 |
Ohne Rücksicht auf VerlusteDie Volksbühne aus Münchner Sichtvon C. Bernd Sucher | Seite 32 |
Report | Seite 34 |
Streitfall, Wegfall, Zufall...?Zur Situation der Theater in Mecklenburg-Vorpommernvon Manfred Zelt | |
Porträt | Seite 38 |
"Man kann es auch Provinz nennen..."Aus dem Alltag des Kammertheaters Neubrandenburgvon Silvia Brendenal | |
Kurzkritiken | |
Hardcore schwankStaatstheater Cottbus/Kammerbühne: "Londn - L.A. Lübbenau" von Oliver Bukowskivon Martin Linzer | Seite 42 |
Am Nullpunkt des TheatersWolfgang-Borchert-Theater Münster (UA 1992) / Urania-Theater Köln "Charlotte Corday" von Jörg-Michael Koerblvon Nils Tabert | Seite 43 |
Kunst ist Verrat am LebenKölner Schauspiel: "Die Möwe" von Anton Tschechowvon Christian Thomas | Seite 44 |
Wer-wen?Saarländisches Staatstheater Saarbrücken: "Autorenschlachten" von Lutz Rathenowvon Eva D. Becker | Seite 45 |
Danse macabre im QuartettBühnen der Stadt Gera: "Die Schlange" von Nelson Rodriguesvon Bernhard Scheller | Seite 46 |
WaldStädtische Theater Chemnitz: "Ein Mitsommernachtstraum" von Shakespearevon Martin Linzer | Seite 47 |
Gespräch | Seite 48 |
Kunst für Kinder?Zweites Deutsches Kinder- und Jugentheatertreffen in Berlinvon Ingeborg Pietzsch, Volker Ludwig, Günter Jankowiak und Lutz Dechant | |
Kinder- und Jugendtheater | Seite 53 |
Über Probleme des Jugendtheaters am Beispiel des JAK Hamburgvon Jürgen Zielinski | |
Oper | Seite 54 |
Ein Überraschungspaket300jähriges Jubiläum der Leipziger Opervon Irene Tüngler | |
Inszenierung | Seite 59 |
Die Macht des SchicksalsPeter Sellars inszenierte Debussys Oper "Pelléas et Mélisande" an der Nederlandse Operas Amsterdamvon Nora Eckert | |
Tanz | Seite 61 |
Dresdner Musikfestspiele '93von Dietmar Fritzsche | |
Figurentheater | Seite 63 |
Mit der Neugier eines Kindes8. Internationales Figurentheater-Festival in Erlangenvon Gisela Ullrich | |
München | Seite 67 |
WeltenZu Aufführungen von Silviu Purcarete, Luc Bondy und Peter Brook beim Festival "Theater der Welt" in Münchenvon Ingeborg Pietzsch | |
Kommentar | Seite 70 |
Worüber soll man philosophieren?Moskau - New York - München. Zweimal "Drei Schwestern" zu Gast bei "Theater der Welt 93"von Kathrin Tiedemann | |
AIDS und Theater | Seite 73 |
Eine Art öffentlich durchgeführte SelbstanalyseAIDS und Theater in den USAvon Kathrin Tiedemann und John Vawter | |
Stück | Seite 78 |
DEM TAG DIE NACHTein spielvon Christian Martin | |
Bücher | |
Frank Kämpfer: Sehnsucht nach unentfremdeter Produktion. Der Regisseur Peter Konwitschny.Zentrum für Theaterdokumentation und -information Berlin 1992 (Reihe TheaterArbeit)von Wolfgang Lange | Seite 89 |
Georg Seidel: Villa Jugend - Das dramatische Werk in einem Band.Hg. v. Andreas Leusink, mit einem Nachwort von Martin Linzer; henschel Schauspiel Theaterverlag Berlin / Verlag der Autoren Frankfurt/M., 1993von Ingeborg Pietzsch | Seite 89 |
Christoph Funke/Wolfgang Jansen: Theater am Schiffbauerdamm.Die Geschichte einer Berliner Bühne. Ch. Links Verlag Berlin 1992von Martin Linzer | Seite 89 |
Thomas Langhoff: Schauspieler - Regisseur - Intendant.Hg. v. Ingeborg Pietzsch. Henschel Verlag Berlin GmbH 1992von Martin Linzer | Seite 90 |
Magazin | |
Gala für Tom Schillingvon Dietmar Fritzsche | Seite 90 |
Pläne des DT/Bauern, Könige und Heilige/Hinter der Fassade des Mileniums/Magdeburger Theatertreffen/Frauentheaterfestival in Dänemarkvon Andrea Kasiske | Seite 91 |
Prager Notizen/Zehn Jahre "Frauen im Theater"von Kathrin Tiedemann | Seite 92 |
Theaterdokumentation in Berlin sucht Zukunftvon Frank Kämpfer | Seite 92 |
Meldungen | Seite 93 |
Kolumne | Seite 94 |
...es war einmal...Abgetrieben!von Petra Kelling | |
Autoren | Seite 96 |
Impressum | Seite 96 |
Eva D. Becker
Silvia Brendenal
Frank Castorf
Lutz Dechant
Friedrich Dieckmann
Adolf Dresen
Cornelia Dümcke
Nora Eckert
Erhard Ertel
Dietmar Fritzsche
Günter Jankowiak
Frank Kämpfer
Andrea Kasiske
Petra Kelling
Wolfgang Lange
Martin Linzer
Volker Ludwig
Christian Martin
Ingeborg Pietzsch
Frank Raddatz
Bernhard Scheller
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