Herr Rehberger, in der Nähe der Baugrube zum neuen Stuttgarter Tiefbahnhof haben Sie eine weitere Grube aufgebaut, eine begehbare Installation, die „Probegrube“ heißt. Anstelle der Gleiswüste soll nämlich ein neues Stadtviertel entstehen. Ist Ihre Skulptur ein offenes Architekturmodell für dieses geplante Quartier?
Das könnte man so sagen. Sie ist aber auch noch ein paar andere Dinge.

Dann spekuliere ich mal: Ihre „Probegrube“ ist erlebbar als abgetreppte Landschaft aus schwarzen Klötzen und Blocks. Die aber sind bunt im Tarnfarben-Design übermalt mit einer nicht deckungsgleichen, vielfältigen Planskizze aus Bäumen, Sportplätzen, Häusern, Seen, Bauernhöfen und mehr. Dystopie oder Utopie?
Weder noch. Sie ist ja kein düsterer Entwurf einer immer schlimmeren Zukunft. Aber eben auch keine Utopie. Das ist mir zu ideologisch. Wenn man utopisch sein will, braucht man eine Ideologie. Man muss wissen, auf was die Utopie ausgerichtet sein muss. Mein Vorschlag ist ja fast das Gegenteil. Aber nicht Dystopie als Gegenteil. Sondern eher: fröhlich Unklarheiten und Probleme schaffen, die dann mit Schönheit ausgestopft werden können.
„New Landscapes Show Up In The Unlikeliest Places“, lautet der Untertitel Ihrer Installation. Ist sie auch eine Art Empowerment, über die Möglichkeiten von Stadtplanung neu nachzudenken?
Absolut. Sie soll einem die Möglichkeit geben, über den eigenen Grubenrand hinauszuschauen, um dann festzustellen, hoppla, nebenan sind ja auch Löcher. Das ist ja eigentlich alles gar nicht so klar, wie es tut.
Sie nannten Ihre Skulptur auch schon mal einen „komischen Klops“. Wo im Niemandsland zwischen Kunst, Design und Architektur bewegt sie sich?
Nur weil etwas ein komischer Klops ist, muss sich das noch nicht im Niemandsland bewegen. Es ist natürlich zuallererst einmal Skulptur. Aber eine Skulptur, die auch noch ein Architekturmodell ist. Und auch ein Spielplatz und ein komischer Klops und nicht zuletzt ja auch ein Theaterstück.