
Kornél Mundruczó, Budapest ist – wieder einmal – in aller Munde, weil Studierende und Lehrende die dortige Film- und Theateruniversität besetzt haben. Sie haben früher auch dort studiert. Was ist der Anlass der Besetzung?
Ich studierte zwischen 1994 und 2003 an der Budapester Universität für Theater- und Filmkunst: erst Schauspiel, später Regie. Neun unvergessliche Jahre, die mir sehr viel gegeben haben. Inzwischen ist die Institution durchaus reif für eine Reform geworden, aber was jetzt passiert, ist eine reine Machtübernahme. Die Universität wurde von einer privaten Stiftung übernommen, deren Kuratoriumsmitglieder von der Regierung bestimmt wurden. Die Autonomie der Universität wurde aufgehoben, Rektorat und Senat sind zurückgetreten. Den Studenten blieb kaum eine andere Wahl. Ich bewundere die Courage, die Entschlossenheit und den Mut, mit denen sie für ihre eigenen Rechte, ihre eigene Zukunft kämpfen. Damit kann man sich nur solidarisieren.
Was genau sind die Forderungen?
Sie fordern die Wiederherstellung der Autonomie der Universität und alles, was damit zusammenhängt. Seit der Wende 1990 haben wir Demokratie in Ungarn. Darüber, wie sie funktioniert, kann man sich streiten, aber es ist eine Demokratie. Diese Demokratie erlitt in den vergangenen zehn Jahren ernsthafte Wunden. Unter anderem wurde die Freiheit der Lehre und der Kunst beschränkt. Der Dialog zwischen denen an der Macht und denen, die nicht an der Macht sind, ist fast völlig aufgehoben. Die Studenten wollen das ändern, sie wollen Partner in den Gesprächen über ihre eigene Zukunft sein.
Welchen Einfluss hat die private Stiftung für Theater und Filmkunst, der Attila Vidnyánszky, der Intendant des Nationaltheaters, vorsitzt, auf die formell staatliche Universität?
Die Stiftung hat die absolute Vollmacht und entscheidet, was dort gelehrt wird, wer lehrt, wofür Geld ausgegeben wird, einfach alles. Die Universität wollte, durfte aber niemanden in das Kuratorium der Stiftung delegieren.