
Heft 11/2021
double 44
Regie? Zwischen Autor*innenschaft und Außenblick
Rückstichheftung mit 56 Seiten, Format: 210 x 280 mm
ISSN 0040-5418
Was uns in diesem Heftschwerpunkt beschäftigt hat, kann schlicht auf die Losung „Regie: Fragezeichen“ heruntergebrochen werden. Denn neben dem Aspekt der künstlerischen Profilierung in den besonderen Produktionsprozessen des Figurentheaters stellen sich grundsätzliche Fragen an Anspruch und Bedeutung, an die sozialen und politischen Dimensionen von Regie immer drängender. Letzteres geht nicht nur mit der allgemein diskutierten Infragestellung von (missbrauchten) Hierarchien im Theaterbetrieb einher, sondern auch mit produktionsästhetischen Eigenarten eines Theaters der Dinge und den dynamischen Veränderungen, die dieses zur Zeit erfährt. Es betrifft zudem nicht nur das Selbstverständnis der künstlerischen Akteur*innen oder den kulturhistorischen Kontext, sondern auch das Rezeptionsverhalten bzw. von außen herangetragene Erwartungen und Ansprüche an die Regieposition.
So zeichnet André Studt im Auftakt Verbindungslinien von diversen heutigen Regie-Positionen zur historischen Avantgarde und zum Beginn der Arbeitsteilung im Theater nach und befragt in einem zweiten Beitrag den Lichtkünstler und Regisseur Joachim Fleischer nach essentiellen Unterschieden zwischen „Regie“ und „Inszenierungsbegleitung“. Anforderungen an eine Regieausbildung für ein Theater der Dinge sind Thema eines Gesprächs von Meike Wagner mit Professor*innen der Studiengänge für Figurentheater (Stuttgart) und für Zeitgenössische Puppenspielkunst (Berlin). Der Puppenspieler und Regisseur Moritz Sostmann reflektiert über seine Arbeit als Hausregisseur am Schauspiel Köln und Annika Gloystein versucht Kontakt mit einem regieführenden Bären (sic!) aufzunehmen. Über kooperative Arbeitsprozesse, Puppen im postkolonialen Kontext und die Rolle der Regie spricht Sabine Leucht mit dem Regisseur Jan-Christoph Gockel und dem Puppengestalter und Darsteller Micheal Pietsch. Anlässlich seiner ersten Online-Inszenierung denkt Franz Schrörs über Analogien zwischen dem Schreiben von Computerspielprogrammen und Regieführen nach. Mit einem kursorischen Überblick der vorwiegend in Dänemark inszenierenden Regisseurin Catherine Poher über die Grundprinzipien ihrer künstlerischen Arbeit endet der Thementeil.
Auch im zweiten Teil des Heftes scheint das Thema Regie immer wieder auf. Etwa wenn Julia Opitz sich anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Papiertheaters Nürnberg mit Johannes Volkmanns Konzept der „Gesellschaftsinszenierung“ beschäftigt, im Schweizer Fenster der junge Puppentheater-Macher Sebastian Ryser über seine erste Regiarbeit in St. Gallen spricht oder sich Tom Mustroph in seinem Bericht über den digitalen Teil des Internationalen Figurentheaterfestivals in Erlangen überlegt, was eine gute Inszenierung für den digitalen Raum ausmacht. Mit digitalen Formaten befassen sich noch weitere Texte. Mareike Gaubitz etwa hat für double das digitale Symposium zu „Race and Alterity in Puppetry“ besucht und fragt, wie sich „Critical Puppetry“ auch in Deutschland praktizieren lässt.
Dieses Heft widmen wir unserem kürzlich verstorbenen Kollegen und double-Mitgründer Manfred Wegner.
Mascha Erbelding, Anke Meyer und André Studt
Directing?
Between authorship and an outside view
Our main preoccupation in this issue can simply be reduced to the slogan “Directing: Question Marks“. For fundamental questions about the demands, the significance, the social and political dimensions of directing are becoming more and more urgent, alongside the aspect of artistic profiling in the specific production processes of puppet theatre. The former not only goes hand in hand with the broad discussions on the abuse of hierarchies in the theatre business, but also with the aesthetic features that reveal themselves in staging a theatre of things, and the dynamic changes it is currently undergoing. In addition, we not only address the self-image of the artists and the cultural-historical context of directing, but also external expectations and demands placed on directors.
Artikel | Seite |
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Artikel | Seite |
Thema | |
Regie! Regie?Mutmaßungen zu einem scheinbar ungeliebten Begriffvon André Studt | Seite 6 |
Wir sind der BärImprovisation über eine Forschung von Lehmann und Wenzel + Franziska Merkelvon Annika Gloystein | Seite 9 |
Langjähriger DialogAnmerkungen zur Arbeit als Hausregisseurvon Moritz Sostmann | Seite 12 |
Wenn der Spürhund zur Jagd ruft und die Hebamme bereitstehtEin Gespräch über Regie im Figurentheatervon Meike Wagner, Melanie Sowa, Markus Joss, Florian Feisel, Julika Mayer und Oliver Rinke | Seite 14 |
Wahrnehmungslücke?Regie im solistischen Figurentheatervon Franziska Burger | Seite 18 |
Von der Lächerlichkeit kolonialer Gesten und den vielen Versionen der „Häkeldecke“Sabine Leucht im Gespräch mit Jan-Christoph Gockel und Michael Pietschvon Sabine Leucht, Jan-Christoph Gockel und Michael Pietsch | Seite 21 |
Regie oder Künstlerische Begleitung?Inszenierungsprozesse differenziert abbildenvon Joachim Fleischer | Seite 24 |
Raum für Zufälle – unter Ausschluss von BeliebigkeitZur Rolle von Spielregeln in der Online-Inszenierung „Zimmer ohne Aussicht“von Franz Schrörs | Seite 26 |
Niemals erklärenArbeitsprinzipien einer Regisseurinvon Catherine Poher | Seite 28 |
Festival | |
Material, Interaktion, IntimitätDie digitale Ausgabe des Internationalen Figurentheaterfestivals Erlangen im Mai 2021von Tom Mustroph | Seite 30 |
Fantasie als SchutzraumMichael Lurse im Gespräch mit Anurupa Roy bei „hellwach digital“von Anurupa Roy und Michael Lurse | Seite 34 |
Jubeln | |
Rumms in der OfenfabrikDer Westflügel Leipzig feiert 15-jähriges Bestehen mit einer Premiere und einem kleinen Festivalvon Tobias Prüwer | Seite 36 |
Die erste deutsche Puppenspieler-Marke:Zum 100. Geburtstag der „Hohnsteiner Puppenspiele“von Lars Rebehn | Seite 38 |
Papier als theatraler Körper – Gesellschaft als BühnenraumZum 25-jährigen Jubiläum des Papiertheaters Nürnbergvon Julia Opitz | Seite 41 |
Nachwuchs | Seite 42 |
Von Edelstahlgefühlen und Sprüngen vom Beckenrand der SpartenDie Studioinszenierung „Der thermale Widerstand“ an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Buschvon Leah Wewoda | |
Inszenierung | Seite 43 |
Weltall, Erde, Regenwald„Wandertag im Weltraum“ im Figurentheater Chemnitzvon Franziska Reif | |
Tagung | Seite 44 |
Zeit für „Critical Puppetry“Das Symposium „Representing Alterity through Puppetry and Material Performance“ am Ballard Institutevon Mareike Gaubitz | |
Schweizer Fenster | |
Im Grenzgebiet zwischen Realität und VirtualitätZum Internationalen Basler Figurentheaterfestivalvon Jacqueline Surer | Seite 45 |
Eine eigene Sprache findenJacqueline Surer im Gespräch mit dem jungen Puppentheater-Macher Sebastian Ryservon Jacqueline Surer und Sebastian Ryser | Seite 46 |
Nachruf | |
Puppenspieler, Erfinder, AusstatterZum Tod von Günther Lindner (1948–2021)von Silvia Brendenal | Seite 48 |
Der Abstand zu Kränzen aller ArtEin Text zum Abschied von Manfred Wegner (1956–2021)von Meike Wagner | Seite 49 |
English Summaries | Seite 50 |
Notizen / Festivalkalender | Seite 52 |
Impressum | Seite 56 |
Silvia Brendenal
Franziska Burger
Florian Feisel
Joachim Fleischer
Mareike Gaubitz
Annika Gloystein
Jan-Christoph Gockel
Markus Joss
Sabine Leucht
Michael Lurse
Julika Mayer
Tom Mustroph
Julia Opitz
Michael Pietsch
Catherine Poher
Tobias Prüwer
Lars Rebehn
Franziska Reif
Oliver Rinke
Anurupa Roy
Sebastian Ryser
Franz Schrörs
Moritz Sostmann
Melanie Sowa
André Studt
Jacqueline Surer
Meike Wagner
Leah Wewoda
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