
Ohne festen Wohnsitz
Theater Marie 2012 – 2022
Herausgegeben von Patric Bachmann, Olivier Keller und Sophie Witt
Paperback mit 128 Seiten, Format: 210 x 297 mm
ISBN 978-3-95749-404-7, Mit zahlreichen farbigen Abbildungen
Im Sommer 2022 kommt es im Theater Marie zu einem Leitungswechsel. Zehn Jahre haben Patric Bachmann und Olivier Keller das Kompetenzzentrum für Theaterproduktion im Kanton Aargau/Schweiz geleitet. Es sind rund 30 Produktionen entstanden, die an bis zu 90 unterschiedlichen Spielorten gezeigt wurden. Die Junge Marie wurde aus der Taufe gehoben und ist mittlerweile ein unverzichtbarer Bestandteil des Theater Marie. Und das personelle und institutionelle Netzwerk ums Theater Marie ist um unzählige Fäden reicher und dichter geworden.
Das Buch „Ohne festen Wohnsitz“ beleuchtet diese einmalige Produktionsstruktur für darstellende Künste in der Schweiz. Insbesondere die Bespielung von Räumen – architektonischen, imaginären und psychologischen – ist für die Arbeit beim Theater Marie identitätsstiftend. Angestoßen durch Impulse und Erlebnisse mit dem Theater Marie machen sich zahlreiche Autorinnen und Autoren Gedanken über das zeitgenössische Theaterschaffen zwischen Institution und freier Szene.
Theater Marie – Raum stabiler künstlerischer Freiheit
Im Herbst 2012 trat in dem in den 1980er Jahren entstandenen Theater Marie ein neues vierköpfiges Leitungsteam an, bestehend aus Patric Bachmann, Olivier Keller, Pascal Nater und Erik Noorlander. Im Sommer 2022, zehn Jahre später, kommt es im Theater Marie zu einem erneuten Leitungswechsel. Patric Bachmann und Olivier Keller werden die Leitung an Andrea Brunner, Manuel Bürgin und Maria Ursprung übergeben. Je nach Sichtweise sind die zehn Jahre eine lange oder eine kurze Zeit. In dieser Zeit sind rund dreissig Produktionen entstanden, die an bis zu neunzig unterschiedlichen Spielorten gezeigt wurden.
Als Kompetenzzentrum für Theaterproduktion im Kanton Aargau/CH arbeitet das professionelle Tourneetheater eng mit Koproduktionsund Gastspielhäusern der freien Szene zusammen und besteht neben dem Leitungsteam und drei fest angestellten Mitarbeiter:innen aus einem grossen Pool freischaffender Theatermenschen. 2014 wurde die Junge Marie aus der Taufe gehoben und ist mittlerweile ein unverzichtbarer Bestandteil des Theater Marie. Und das personelle und institutionelle Netzwerk rund ums Theater Marie ist um unzählige Fäden reicher und dichter geworden.
Dieses Buch beleuchtet die einmalige Produktionsstruktur für darstellende Künste in der Schweiz aus der Perspektive vieler Autor:innen, von denen nicht wenige in unterschiedlichen Rollen am Theater Marie mitgewirkt haben. Hier konnten sie gleichermassen die programmatische Freiheit einer Gruppe der freien Szene wie die Planungssicherheit einer subventionierten Institution geniessen, eine fruchtbare Basis für eine abwechslungsreiche, bewegliche und experimentierfreudige Theaterarbeit. Angestossen durch Impulse und Erlebnisse mit dem Theater Marie machen sich die Autor:innen Gedanken zum zeitgenössischen Theaterschaffen zwischen Institution und freier Szene.
«Ohne festen Wohnsitz» ist ein Sammelband, der Menschen und Räumen eine Bühne bietet. Die Bespielung von Räumen – architektonischen, imaginären und psychologischen – ist für die Arbeit beim Theater Marie identitätsstiftend. Das Buch fragt in fünf Sektionen nach diesen Räumen.
Die Sektion RaumZeiten – ZeitRäume versteht Theater als eine Praxis, die weit über das Hier und Jetzt hinaus Zeiten und Räume thematisieren und erfahrbar machen kann. Es kann dank seiner fiktionalen Kraft regelrechte Zeitreisen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft veranstalten. Diese Dynamik des Fiktiven und des theatralen Erfindungsgeistes einerseits und die bewusste Konfrontation mit dem «Wirklichen» andererseits stehen in der Sektion Imaginäre und wirkliche Räume im Zentrum. Theater Marie ist eine kleine, vernetzungsfreudige Institution, die sich ästhetisch wie Theater Marie – Raum stabiler künstlerischer Freiheit Vorwort gesellschaftlich in viele Richtungen ausstrecken kann. Die Zusammenarbeit mit anderen Kunstgattungen, insbesondere der Musik, und die Resonanzen vermittels Förderung von «Nachwuchs» in der Jungen Marie und dem Dramenprozessor wird in der Sektion Resonanz- Räume beleuchtet. Die Jahre 2012 – 2022 sind eine Ära von schubartigen digitalen Entwicklungen, welche die Möglichkeiten des Theaters stark erweitert haben. Die Sektion Digitale Räume zeichnet die digitalen Bewegungen des Theater Marie nach. «Dazwischen im Zentrum» hiess 2012 die Bewerbung des neuen Leitungsquartetts. Der Titel bezeichnete die dem Theater Marie innewohnende Lust, mitten zwischen städtischen Zentren ein Theaterleben einzurichten. Daher benennt die letzte Sektion «Dazwischen im Zentrum?» Lebensräume! einige der in der letzten Dekade entstandenen Lebensräume.
«Ohne festen Wohnsitz» ist eine Bestandsaufnahme, die in die Vergangenheit schaut, aber auch Fragen an die Zukunft aufwirft. Fotostrecken zum Arbeitsort in Suhr/CH und zu den Theaterproduktionen geben diesen Gedanken einen visuellen Ausdruck. Eine Auswahl der Produktionsflyer zeigt die dezidiert künstlerisch gedachte grafische Begleitung der Theaterarbeit. Der abschliessende Listenteil gibt Auskunft über alle Aufführungen und alle Beteiligten der letzten zehn Jahre.
Mehr Stabilität für künstlerische Freiheit steht auf dem Wunschzettel so mancher fördernder oder künstlerisch tätiger Institution. In Zürich soll in naher Zukunft die «Konzeptförderung» längerfristiges Denken in der freien Szene ermöglichen. In grösseren Städten werden vermehrt Mehrjahresförderungen für freie Gruppen eingerichtet. Migros Kulturprozent, nationales Kulturförderungsprogramm des gleichnamigen Detailhandelsunternehmens, entwickelt ein Förderprogramm für Ko-Kreation über fachliche Grenzen hinaus. Pro Helvetia baut «Bridges to the future», die die Kunstschaffenden bei Aktivitäten neben dem reinen Produzieren unterstützen. Im Theater Marie sind viele dieser Dinge bereits Realität: Längerfristiges Konzeptdenken steht vor der Hetze von einem Projekt zum nächsten, das Vertrauen vonseiten der Förderinstitutionen garantiert Experimentiermöglichkeiten, und die Zusammenarbeit mit Expert:innen ausserhalb des Theaterfeldes kann ergebnisoffen angegangen werden.
Auch nach fast vierzig Jahren Theater Marie ist dieses Kleinod der Schweizer Theaterszene in Bewegung und sucht sich weiterhin ästhetisch, strukturell und geografisch immer neue Wohnsitze. Eine beachtenswerte Aargauer Eigenart, die beispielhafte Inspiration für eine Schweizer Theaterwelt des 21. Jahrhunderts sein kann.
Inspirierend war auch die Arbeit an diesem Buch: Für dessen Beheimatung danken wir Theater der Zeit sowie allen unseren Autor:innen, Fotograf:innen und unserem Grafiker Michael Flückiger, dass sie sich mit uns auf die Reise begeben haben!
Patric Bachmann, Olivier Keller, Sophie Witt
November 2021
Kapitel | Seite |
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Kapitel | Seite |
Theater Marie – Raum stabiler künstlerischer FreiheitVorwortvon Patric Bachmann, Sophie Witt und Olivier Keller | Seite 6 |
Schauplatz Lebenvon Klaus Merz | Seite 8 |
RaumZeiten – ZeitRäume | |
Das Gespür für den Ort oder Über die Logik des Anfangsvon Lena Friedli | Seite 17 |
Ausmisten oder Über die Logik des Abtretensvon Sophie Witt | Seite 21 |
Fernweh nach dem uferlosen Zuhause – Theater Marie und die Alte Reithalle Aarauvon Anouk Gyssler | Seite 23 |
«Äinischt mues gredt sy!» Paul Haller – eine Wiederentdeckungvon Daniele Muscionico | Seite 26 |
Zukunft Europa – das Remakevon Ariane Koch und Joël László | Seite 27 |
Imaginäre und wirkliche Räume | |
«Eine Art Theater ist nicht genug»Olivier Keller und Patric Bachmann im Gespräch mit Daniel Di Falcovon Olivier Bachmann, Olivier Keller und Daniel Di Falco | Seite 29 |
Eine Dramaturgie der Auslegeordnung – Theater Marie und die Neugierde auf Wirklichkeitvon Peter-Jakob Kelting | Seite 34 |
Eine «subventionierte freie» Theatergruppevon Sven Heier | Seite 36 |
Baden/AG – ein «Eroberungsritt» durch den diversen Stadtraumvon Patric Bachmann | Seite 37 |
Räume, nicht Bühnen – über die künstlerische Arbeit von Erik Noorlandervon Olivier Keller | Seite 39 |
Theaterräume | |
Resonanz-Räume | |
Beethoventheatervon Bo Wiget | Seite 65 |
Junge Marievon Petra Fischer | Seite 67 |
Junge Marie – fünf Jahre Resonanz in Kurzformvon Maja Bagat, Caroline Ringeisen und Niklaus Friedli | Seite 69 |
Mail-Trialog zum Dramenprozessorvon Patric Bachmann, Andreas Sauter und Olivier Keller | Seite 73 |
Digitale Räume | |
Theater Marie und die Produktion «verdeckt» – ein Matchvon Julie Paucker | Seite 75 |
«Schleifpunkt» – ein Theaterstück für den digitalen Raumvon Maria Ursprung | Seite 77 |
Digitale Räumevon Ann-Christine Simke | Seite 79 |
Digitale Play-Knöpfe für theatrale InhalteMichael Flückiger und Pascal Nater im Gespräch mit Patric Bachmann, Olivier Keller und Sophie Wittvon Patric Bachmann, Sophie Witt, Olivier Keller, Michael Flückiger und Pascal Nater | Seite 82 |
«Dazwischen im Zentrum?» Lebensräume! | |
Freiheit durch Struktur – Theater Marie zwischen Institution und freier Gruppevon Walter Küng | Seite 88 |
Vom weissen Fleck zum bunten Straussvon Rebecca Etter | Seite 90 |
«Salon Marie» – eine Innensicht von aussenvon Jürg Oehninger | Seite 92 |
Theater im Pool: Safe Space oder «ohne feste Anstellung»?Die Spieler:innen Judith Cuénod, Barbara Heynen, Nadine Schwitter, Sandra Utzinger und Diego Valsecchi im Gespräch mit Sophie Wittvon Sophie Witt, Diego Valsecchi, Nadine Schwitter, Judith Cuénod, Barbara Heynen und Sandra Utzinger | Seite 94 |
was lohntvon Julia Haenni | Seite 99 |
Flyer | Seite 105 |
ProduktionenListen | Seite 120 |
MenschenListen | Seite 123 |
Förderer und PartnerListen | Seite 124 |
VeranstaltungenListen | Seite 125 |
Impressum / Dank | Seite 128 |
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Zu den HerausgeberInnen
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