
Schichtwechsel. Das Detroit-Projekt
Ein Handbuch für Städte im Wandel / A handbook for changing cities
Herausgegeben von Schauspielhaus Bochum und Urbane Künste Ruhr
Paperback mit 136 Seiten, Format: 215 x 285 mm
ISBN 978-3-95749-025-4, Originalpreis: € 15,00
Nach über 50 Jahren wird Ende 2014 das Opel- Werk geschlossen – das Ende einer Industriekultur in Bochum. „This is not Detroit“ – unter diesem Slogan starteten das Schauspielhaus Bochum und die Urbanen Künste Ruhr das DETROIT-PROJEKT und gaben damit eine trotzige Antwort auf die Schließung des Opel-Werkes durch die Unternehmensleitung von General Motors in Detroit. Das einjährige Kunstprojekt wurde zu einer kritischen Untersuchung darüber, was eine Stadt wie Bochum sein kann, wenn sie nicht mehr Industriestandort ist.
Entstanden sind Kunstwerke, die sich auf das Verhältnis von Leben und Arbeit, Stadt und Politik einlassen, u. a. von Tim Etchells, Ari Benjamin Meyers, Chris Kondek und Christiane Kühl, Robert Kusmirowski, modulorbeat, Studio umschichten und basurama. „Schichtwechsel“ präsentiert alle 22 Arbeiten des DETROIT-PROJEKTES und erläutert in theoretischen Essays Wege auf der Suche nach einer neuen urbanen Kultur. Entstanden ist ein Handbuch für Städte im Wandel.
Neue Perspektiven
Von Urbane Künste Ruhr
„This is not Detroit!“ war der provokative Untertitel des DETROIT-PROJEKTS von Schauspielhaus Bochum und Urbane Künste Ruhr. Über ein Jahr lang fand ein europäischer Diskurs mit KünstlerInnen und KuratorInnen aus den vier europäischen Opel-Standortländern Deutschland, Spanien, Polen und Großbritannien zur Zukunft der Stadt, der Arbeit und der Kunst in Europa statt. Mitten im krisengeschüttelten Europa führten die Beteiligten spannende Debatten über die Rolle der Kunst in unseren Gesellschaften und präsentierten von April bis Juli 2014 über zwanzig eigens für das Projekt entwickelte interdisziplinäre Arbeiten für die postindustrielle Stadt.
DAS DETROIT-PROJEKT trifft dabei die Grundüberzeugung der Arbeit von Urbane Künste Ruhr, dass ein neuer Blick auf das Ruhrgebiet nur mit neuen und stets in Bewegung befindlichen Perspektiven gelingen kann. Die Urbanen Künste Ruhr verfolgen genreübergreifende Ansätze sowie die Arbeit mit gleichermaßen bildenden KünstlerInnen, WissenschaftlerInnen, ArchitektInnen, PerformancekünstlerInnen, DesignerInnen und oftmals mit bestehenden Kollektiven, die verschiedene Disziplinen vereinen. Der Wechsel der Perspektive zwischen Innensicht und Außenwahrnehmung bildet ebenso eine Konstante von Urbane Künste Ruhr. Dieser Ansatz wurde gewährleistet durch die Partizipation der Bevölkerung und durch die Einbeziehung regionaler Netzwerke sowie die Einladung internationaler KünstlerInnen, vor Ort zu recherchieren, Konzepte zu entwickeln und laufenden Diskussionen durch ihren unverstellten Blickwinkel neue Impulse zu verleihen.
Deutschlands zusammen. Hinzu kam die internationale Ausrichtung des Projekts mit Partnern in Polen, Großbritannien und Spanien. Und nicht zuletzt ist die zeitliche Ausdehnung mit über einem Jahr intensiver Recherche und Projektarbeit nicht nur am Theater, sondern genauso auch in der bildenden Kunst ungewöhnlich lang – allerdings nur dann, wenn man außer Acht lässt, dass sich DAS DETROIT-PROJEKT mit Fragen auseinandersetzte, die das Ruhrgebiet bereits seit Jahrzehnten beschäftigen. Unser großer Dank gilt allen, die sich an dem Projekt beteiligt haben, und unseren Förderern, insbesondere der Kulturstiftung des Bundes und der Kunststiftung NRW. Die künstlerischen Arbeiten und Projekte, die im Sommer 2014 präsentiert wurden, aber noch mehr die Gespräche, die sich daraus ergaben, zeigen uns, welches enorme Potential in diesem Ansatz und der Region liegt. Ein Potential, von dem wir stets überzeugt waren, das aber auch immer wieder überraschte, wenn es sich unvermittelt entfaltete.
Lukas Crepaz
Geschäftsführer Kultur Ruhr GmbH / Urbane Künste Ruhr
New Perspectives
Introduction by Urbane Künste Ruhr
“This is not Detroit!” was the provocative subtitle of THE DETROIT PROJECT presented by Schauspielhaus, Bochum’s theatre, and Urbane Künste Ruhr. For over a year, a European discussion among artists and curators from the various European Opel locations of Germany, Spain, Poland and the UK took place focusing on the future of the city, work and art in Europe. In the middle of crisis-ridden Europe those involved held thrilling debates on the role of art in our communities and, from April to July 2014, presented more than 20 interdisciplinary works specially developed for the project dedicated to the post-industrial city.
THE DETROIT PROJECT thus meets the fundamental belief of the work of Urbane Künste Ruhr, i.e. that a new view on the Ruhr area can only succeed with perspectives which are new and continuously in motion. Urbane Künste Ruhr follows approaches that concern all genres, and cooperates with creators of visual arts, scientists, architects, performance artists, designers and often with existing collectives which combine various disciplines to the same extent. The change of perspectives between an insider’s view and perception by outsiders likewise creates a constant for Urbane Künste Ruhr. This approach was assured by the partici - pation of the public and by the involvement of regional networks as well as by inviting international artists to research on location, to develop concepts and, due to their unobstructed view, to add new impulses to the current discussions.
In THE DETROIT PROJECT these ideas were effective to quite a special degree and both a challenge and a chance. With Schau - spielhaus Bochum we have been working intensively for the first time together with not only the biggest theatre of the region, but one of the richest in tradition in Germany. Added to this was the international implementation of the project with partners in Poland, the UK and Spain. And it has to be said that the duration with over a year of intensive research and project work has been unusually long, not only in the theatre world, but just as much in the visual arts – however only when one does not take into account the fact that THE DETROIT PROJECT tackled issues which have occupied the Ruhr area for decades. We owe our grati - tude to all those who took part in the project and to our sponsors, in particular the Kulturstiftung des Bundes (German Federal Cultural Foundation) and the Kunststiftung NRW (Arts Foundation of North Rhine-Westphalia). The artistic works and projects which were presented in the summer of 2014 and, even more, the discussions resulting from those show which enormous potential lies in this approach and the region. A potential of which we had always been convinced, yet time and again surprised when it unexpectedly unfolded.
Lukas Crepaz
Managing Director, Kultur Ruhr GmbH / Urbane Künste Ruhr
Theater für die Stadt
Vorwort des Intendanten des Schauspielhauses Bochum
In seiner langen und bewegten Geschichte engagierte sich das Schauspielhaus Bochum immer für die politischen und sozialen Belange der Stadt. Ein wesentliches Anliegen war stets die Öffnung des Hauses: Kein elitärer Ort der Hochkultur, sondern engagiertes Theater für alle war das Schauspielhaus Bochum in seinem Selbstverständnis. Jeder Intendant, der hier arbeiten durfte, entwickelte sein Programm in dem Bewusstsein, Theater in einer Arbeiterstadt zu machen, die erst vom Bergbau, dann durch das Opel-Werk geprägt wurde. Dieses Selbstverständnis tat dem Schauspielhaus Bochum gut, denn so entstanden viele neue und erfolgreiche Theaterformen, die den Ruf des Bochumer Theaters begründeten. Seien es die Revuen von Zadek oder das politische Theater Peymanns: Hier wurde Theater gemacht, das sich vehement einmischte in die Geschichte der Stadt.
Nun wird mit der Schließung des Opel-Werks im Dezember 2014 ein wesentliches Kapitel in der Geschichte der Stadt beendet. Deshalb war es für mich selbstverständlich, dass sich das Schauspielhaus zu diesen gravierenden Veränderungen verhalten musste. Denn die Schließung der Autofabrik bedeutet nicht nur den Verlust zahlreicher Arbeitsplätze in der Region, so dass es schon eine Frage der sozialen Verantwortung ist, sich zu engagieren, sondern es geht um mehr. Diese Schließung berührt die Identität der Stadt, denn sie markiert das Ende der großen Industrien. Bochum steht vor der Aufgabe, einen neuen Strukturwandel gestalten zu müssen. Nach den Erfahrungen des DETROITPROJEKTS bin ich überzeugt davon, dass die Stadt und seine Einwohner diesen Wandel aktiv und kreativ gestalten werden. Denn diese Botschaft war die wichtigste, die wir als Theater mit dem Projekt vermitteln wollten: Bochum ist nicht Detroit. Bochum wird sich nicht der Krise ergeben, sondern Chancen mutig ergreifen. Denn in dieser Stadt verstehen sich nicht nur das Schauspielhaus, sondern viele Institutionen wie auch die Universitäten als Akteure des Strukturwandels. Bildung und Kultur entwickeln gemeinsam neue Perspektiven für die Zukunft der Stadt.
Neue Wege ging auch das Schauspielhaus in der Partnerschaft mit den Urbanen Künsten Ruhr: Wir verließen die Bühnen des Theaters und bespielten die Stadt. Installationen und Architekturprojekte wie auch theatrale Arbeiten gehörten zu den zahlreichen Kunstwerken. Durch die vielen Kunstaktionen des DETROIT-PROJEKTS zeigten wir beispielhaft, wie Kunst im Stadtraum Bewegung erzeugen kann. Sei es die Leuchtschrift von Tim Etchells’ „How Love Could Be“ oder die Fotoausstellung „Mein Bochum – Unsere Zukunft“, für die so viele BochumerInnen ihre Fotos einreichten: DAS DETROIT-PROJEKT ließ Bochum in neuem Licht erscheinen. Beim Zukunftsfest beteiligten sich Hunderte von BochumerInnen und zeigten eindrücklich, welch großes kreatives Potential in der Stadt liegt. DAS DETROITPROJEKT konnte diese Energien und Potentiale sichtbar machen. Es ist uns gelungen, gemeinsam mit den BochumerInnen ein neues Kapitel der Stadtgeschichte zu schreiben. Es ist das Kapitel nach Opel, aber es ist ein Neuanfang. Diese Erfahrung verdanken wir allen Künstlern und Künstlerinnen, die ein Jahr lang dieses außergewöhnliche Projekt lebendig gemacht haben. Ich danke der Kulturstiftung des Bundes wie der Kunststiftung NRW, der Sparkasse Bochum sowie allen weiteren Förderern für das Vertrauen, das sie in uns gesetzt haben.
Anselm Weber
Intendant Schauspielhaus Bochum
Theatre for the Town
Introduction by the Artistic Director of Schauspielhaus Bochum
In its long and eventful history, Schauspielhaus, the Bochum thea - tre, has always dedicated itself to the political and social interests of the city. An essential aspiration was always to keep the house open and open-minded: Schauspielhaus Bochum was not an elitist seat of high culture, but defined itself as a dedicated theatre for everyone. Every director who had the honour of working here developed his programme in the knowledge that he was staging theatre in a workers’ town characterised first by mining, then by the Opel works. This self-image was good for Bochum’s theatre, since thereby many new and successful forms of theatre emerged which justified its reputation. Whether Zadek’s revues or Peymann’s political theatre: here theatre was staged which vehemently got involved in the history of the city.
With the closure of the Opel works in December 2014 a significant chapter in the city’s history will end. It was therefore clear to me that Schauspielhaus had to react to this. Because closure of the car factory means not only the loss of numerous jobs in the region; that alone would make it an issue of social responsibility to become involved in; but there is more to it. This closure affects the city’s identity since it marks the end of big industries. Bochum is faced with the task of having to form a new structural change. After experiencing THE DETROIT PROJECT, I am convinced that the town and its citizens will perform this change actively and creatively. Because this was the most important message that we as the theatre wanted to get across with this project: Bochum is not Detroit. Bochum will not give in to the crisis but rather have the courage to grasp the chance. Because in this city not only the theatre but many institutions such as the universities consider themselves as participants in the structural change. Education and culture together develop new perspectives for the future of the town. Schauspielhaus also moved into a new direction by teaming up with Urbane Künste Ruhr: we left the stages of the theatre and played across the town. Installations and architectural projects were among the numerous artworks as were theatrical works. By the many artistic projects of THE DETROIT PROJECT we demonstrated by way of example how art in urban locations can generate activity. Whether it is the illuminated lettering of Tim Etchells “How Love Could Be” or the photo exhibition “Mein Bochum – Unsere Zukunft” (My Bochum – Our Future) for which so many Bochum citizens submitted their photos: THE DETROIT PROJECT shed new light on Bochum. Hundreds of Bochum citi - zens took part in the “Zukunftsfest” (Future Fest) and showed impressively what great creative potential the city holds. THE DETROIT PROJECT was able to bring these energies and potentials to light. In collaboration with the people of Bochum we have managed to write a new chapter in the city’s history. It is the chapter after Opel, but it is a new beginning. For this experience we are thankful to all the artists who worked here for a year, bringing this unusual project to life. I would like to thank the German Federal Cultural Foundation as well as the Arts Foundation NRW, the bank Sparkasse Bochum and all other sponsors for the trust they have placed in us.
Anselm Weber
Artistic Director of Schauspielhaus Bochum
Detroit oder nicht Detroit?
Vorwort der Kuratoren
„Wir wissen wohl, was wir sind, aber nicht, was wir werden können.“ Hamlet, IV. Akt, 5. Szene
DAS DETROIT-PROJEKT startete mit einer einfachen Negation: „This is not Detroit.“ Dass Bochum nicht Detroit ist, liegt auf der Hand, aber in dieser offensichtlichen und fast banalen Verneinung verbergen sich unendlich viele Behauptungen, Hoffnungen und Befürchtungen. In diesen vier Worten liegt die Zukunft der Stadt, ihr Scheitern oder ihre Auferstehung: Detroit oder nicht Detroit? Welchen Weg die Stadt nehmen wird, kann das Kunstprojekt nicht beantworten, aber es kann die Frage stellen: Was ist die Stadt, wenn sie nicht mehr ist, was sie einmal war? Doch wir stellten diese Frage nicht nur in Bochum, sondern auch in Gliwice, Zaragoza und Ellesmere Port/Liverpool, denn Deindustrialisierung ist eine europäische Erfahrung: Auch diese Opel-Standorte in Polen, Spanien und England sind in ihrer Existenz gefährdet. Wir spannten zwischen diesen Städten und Ländern ein Netz und eröffneten einen internationalen Austausch.
DAS DETROIT-PROJEKT stellte eine einfach Frage, auf die es keine einfachen Antworten gibt, und zielte damit ins Zentrum aktueller Politik und kultureller Identität. Ausgelöst durch die Schließung des Opel-Werks in Bochum fragte DAS DETROIT-PROJEKT nach der Kultur der Städte jenseits des Industriezeitalters. Wie können wir uns Städte vorstellen, die nicht mehr der alten Ordnung der Arbeit und der Fabrik folgen? Wie werden wir in diesen Städten leben, lernen, wohnen und arbeiten? Welche neuen Räume und welche Kunst entsteht in diesen Städten? Werden sie überhaupt noch Städte sein, jene dezentralen postindustriellen Landschaften, in denen scheinbar „urban gardening“ und „public engineering“ unsere neuen Produktionsformen sein werden?
Diese einfache Frage nach der Zukunft der Stadt ist jedoch hochexplosiv, behauptet sie doch, dass nichts so bleiben wird, wie es einmal war. Dass die Konzepte von gestern nicht mehr die Pläne von morgen sein werden. Wir betraten ein sensibles Terrain, als wir öffentlich über die Schließung des Opel-Werks sprachen, denn es schien, als ob wir den Kampf um den Erhalt der Arbeitsplätze aufgaben. Zehn Jahre lang haben die Belegschaft und die Stadt erfolgreich um die Zukunft der Autofabrik gekämpft. Dies war oberstes Gebot in einer Stadt, in der schon die Zechen und die Stahlwerke verschwanden und die eine schleichende Deindustrialisierung seit Jahrzehnten erträgt. Doch DAS DETROIT-PROJEKT proklamierte den Wandel der Stadt. „This is not ...“ – nicht Detroit, aber auch nicht mehr Opel- Stadt, nicht mehr Arbeiter-, nicht mehr Kohlestadt. Nichtmehr und Noch-nicht – was ist das? Vielversprechende Freiheit oder beängstigende Leere?
Genau in diesen Zwischenraum wagte sich DAS DETROIT-PROJEKT: In diese leere Mitte haben wir die Bürger und Bürgerinnen von Bochum eingeladen, aber auch die Künstler baten wir, in diesem Zwischenraum zu arbeiten. Ihre Aufgabe war nicht, die Lücke zu füllen, sondern den schwebenden Zustand erfahrbar zu machen als Raum neuer Möglichkeiten und Chancen. Die 21 neuen Kunstwerke, beauftragt durch DAS DETROIT-PROJEKT, unternahmen Expeditionen in die Stadt, die wir einmal sein werden.
Doch was ist das, die postindustrielle Stadt? Wie fühlt sich das an, wenn wir die bekannten Parameter unserer kulturellen Identität neu zusammensetzen müssen oder gar neu erfinden müssen? Die 21 DETROIT-PROJEKT-Kunstwerke haben genau das erfahrbar gemacht: Sie haben ihr Publikum nicht nur mitgenommen, sondern mitmachen lassen. Aktion, Intervention, Initiative und Partizipation bilden die wesentlichen Methoden dieser künstlerischen Produktionen. Die Kunstwerke machen öffentliche Räume neu erfahrbar, sie initiieren Engagement und lassen sich ein auf reale Nachbarschaften, sie bewahren Spuren unserer Geschichte und übersetzen den alten Takt der Maschinen in neue Musik. So extrem unterschiedlich sie sind, sie alle können beschrieben werden als ein Versuch, unseren urbanen Alltag neu zu codieren. Dazu arbeiten sie mit vorgefundenen Materialien und an öffentlichen Orten, sie recyceln nicht nur alte Stühle, sondern unsere Gegenwart zu einem neuen permanenten „public engineering“, an dem wir alle gemeinsam Produzenten unserer Stadt und der Kunst werden.
Aus einem solchen Versuch kann kein fertiges Bild entstehen, sondern wir erhalten hoffentlich einen vitalen Bastard, einen Hybrid, der sich in alle Richtungen bewegt. Wir nehmen an, dass die zukünftige Stadt, die sich nicht mehr zentral um die Fabrik und die Produktion entwickelt, ebenso hybrid und vielschichtig sein wird wie DAS DETROIT-PROJEKT und seine vitalen Kunstwerke. Damit hat Kunst das getan, was immer schon ihre Aufgabe war: unsere Gegenwart zu übersteigen und Ausblicke zu geben auf das, was wir einmal sein werden. In diesem Sinne danken wir allen Künstlern und Künstlerinnen für ihre Arbeit am DETROIT-PROJEKT.
Katja Aßmann
Künstlerische Leitung, Urbane Künste Ruhr
Olaf Kröck
Geschäftsführender Dramaturg, Schauspielhaus Bochum
Sabine Reich
Geschäftsführende Dramaturgin, Schauspielhaus Bochum
Detroit or not Detroit?
Introduction by the Curators
“We know what we are, but know not what we may be.” Hamlet, Act IV, Scene 5
THE DETROIT PROJECT started with a simple negation: “This is not Detroit.” It is clear that Bochum is not Detroit, but in this obvious and almost banal denial there lie limitless claims, hopes and fears. These four words encompass the future of the city, its doom or its resurrection: Detroit or not Detroit? The art project cannot tell which direction the city will take, but it can ask the question: what is the city when it is no longer what it used to be? However, we asked this question not only in Bochum, but also in Gliwice, Zaragoza and Ellesmere Port/Liverpool, because deindustrialisation is a European experience: The existence of these Opel locations in Poland, Spain and England is also endangered. We have spread a network across these cities and countries and opened up an international exchange.
THE DETROIT PROJECT asked a simple question to which there is no simple answer and thereby targeted the centre of current politics and cultural identity. Triggered by the closure of the Opel works in Bochum, THE DETROIT PROJECT enquired about the culture of the cities beyond the industrial age. How can we imagine cities which no longer follow the old order of work and factory? How will we live, learn, dwell and work? Which new spaces and which art forms are emerging in these cities? Will they be cities at all, these decentralised, post-industrial landscapes in which apparently “urban gardening” and “public engineering” will be our new forms of production?
This simple question of the city’s future is, however, highly explosive if it is claimed that nothing will stay as it was before. That the concepts of yesterday will no longer be the plans of tomorrow. We entered sensitive territory when we started speaking openly of the closure of the Opel works, because it appeared that we were giving up the fight for safeguarding jobs. For ten years the workforce and the town had been fighting successfully for the future of the car factory. This was top priority in a city in which the coalmines and the steel works had already disappeared and which has been suffering a creeping deindustrialisation for decades. Yet THE DETROIT PROJECT proclaimed the change of the city. “This is not ...” – not Detroit, but no longer Opel Town, no longer Worker Town, no longer Coal Town. No longer and not yet – what is that? A promise of freedom or the fright of emptiness?
THE DETROIT PROJECT ventured exactly into this intervening space: into this empty middle was where we invited the citizens of Bochum, but we also invited artists to work in this intervening space. They were not asked to fill the space, but rather to make the suspended state tangible as a room for new opportunities and chances. The 21 new artworks assigned by THE DETROIT PROJECT undertook expeditions into the city we will once be.
But what is that, the post-industrial city? What will it feel like if we must rebuild the familiar parameters of our cultural identity or even invent new ones? The 21 DETROIT PROJECT artworks have made exactly that possible to experience: they have not only taken their public on board, they have motivated them to take part. Action, intervention, initiative and participation are the essential methods of these artistic productions. The artworks make open spaces newly tangible; they initiate dedication and promote true neighbourliness, they safeguard traces of our history and transform the old rhythm of machines into new music. In all their variations they can still all be described as an attempt to reprogram our everyday urban life. For this they work with existing materials and at public locations, they recycle not only old chairs but our present age to new, permanent “public engineering” in which we all will become joint producers of our town and of art.
A complete picture cannot emerge from such an attempt, but we hopefully receive a vigorous bastard, a hybrid, which moves in every direction. We assume that the future city, which will no longer develop centrally around the places of factory and production, will be just as hybrid and multi-layered as THE DETROIT PROJECT and its zestful artworks. With this, art has done what its purpose always has been: to escape from our present time and give an outlook on what we once will become. Bearing this in mind, we would like to thank all artists for their work on THE DETROIT PROJECT.
Katja Aßmann
Artistic Director, Urbane Künste Ruhr
Olaf Kröck
Managing Dramaturg, Schauspielhaus Bochum
Sabine Reich
Managing Dramaturg, Schauspielhaus Bochum
Kapitel | Seite |
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This is not Detroit! | |
Bochum leuchtetGrußwort der Kulturstiftung des Bundesvon Hortensia Völckers und Alexander Farenholtz | Seite 7 |
Bochum Shines a LightGreetings from the German Federal Cultural Foundationvon Hortensia Völckers und Alexander Farenholtz | Seite 8 |
Das Unmögliche möglich machenGrußwort der Kunststiftung NRWvon Ursula Sinnreich und Fritz Behrens | Seite 9 |
Making the Impossible PossibleGreetings from the Arts Foundation of North Rhine-Westphaliavon Ursula Sinnreich und Fritz Behrens | Seite 10 |
Neue PerspektivenVorwort von Urbane Künste Ruhrvon Lukas Crepaz | Seite 12 |
New PerspectivesIntroduction by Urbane Künste Ruhrvon Lukas Crepaz | Seite 13 |
Theater für die StadtVorwort des Intendanten des Schauspielhauses Bochumvon Anselm Weber | Seite 14 |
Theatre for the TownIntroduction by the Artistic Director of Schauspielhaus Bochumvon Anselm Weber | Seite 15 |
Detroit oder nicht Detroit?Vorwort der Kuratorenvon Sabine Reich, Olaf Kröck und Katja Aßmann | Seite 16 |
Detroit or not Detroit?Introduction by the Curatorsvon Sabine Reich, Olaf Kröck und Katja Aßmann | Seite 17 |
Die Industriestadt / The industrial town | |
Eine Generationen-Lückevon kainkollektiv | Seite 22 |
A Generation Gapvon kainkollektiv | Seite 24 |
50 Jahre Opel-Werke in Bochumvon Manfred Wannöffel | Seite 27 |
50 Years Opel Works in Bochumvon Manfred Wannöffel | Seite 28 |
„Third space“ – Große Flächen eröffnen neue RäumeEine Debatte über die Nutzung der Opel-Areale in Bochumvon Sabine Reich, Katja Aßmann, Rolf Heyer, Christa Reicher und Elmar Weiler | Seite 31 |
“Third Space” – Big Areas Open up New SpacesA Debate on Utilisation of the Opel Sites in Bochumvon Sabine Reich, Katja Aßmann, Rolf Heyer, Christa Reicher und Elmar Weiler | Seite 35 |
Die Projekte – Eröffnung / The projects – the opening | |
„Mein Bochum – Unsere Zukunft“ | Seite 40 |
My Bochum – Our Future | Seite 40 |
Liebe über Bochum„How Love Could Be“ – Eine LED-Installation von Tim Etchellsvon Olaf Kröck | Seite 45 |
Love over Bochum“How Love Could Be” – An LED installation from Tim Etchellsvon Olaf Kröck | Seite 46 |
Die Projekte – Deutschland / The projects – Germany | |
Die Klänge der Produktion„Ein Werk verschwindet“ in dem Film von Hofmann&Lindholmvon Hans-Christoph Zimmermann | Seite 48 |
The Sounds of Production”A Factory Disappears” in the film of Hofmann&Lindholmvon Hans-Christoph Zimmermann | Seite 49 |
Zur Faszination des (Arbeits-)TaktesAri Benjamin Meyers transformiert die Fabrik in Musikvon Raimar Stange | Seite 52 |
On the Fascination of (Work) TimingAri Benjamin Meyers transforms the factory into musicvon Raimar Stange | Seite 53 |
Wir leben! – Acht Stunden Transformationvon Sabine Reich | Seite 54 |
We Live! – Eight Hours of Transformationvon Sabine Reich | Seite 54 |
Meister der MetamorphoseMirjam Strunk lädt ein ins „Wandelwerk/mind mine“von Laura Strack | Seite 58 |
Masters of MetamorphosisMirjam Strunk invites to “Wandelwerk/mind mine”von Laura Strack | Seite 59 |
Immer einen Blick voraus„Opelation“ von Studio umschichtenvon Katja Aßmann | Seite 62 |
Always One Step Ahead“Opelation” by Studio umschichtenvon Katja Aßmann | Seite 64 |
Ein Ort, an dem Sinn wiedergefunden werden kann„One Man Sauna“ von modulorbeatvon Noemi Smolik | Seite 67 |
A Place Where Meaning Can Be Found Againmodulorbeat’s “One-Man Sauna”von Noemi Smolik | Seite 68 |
Shoot Outvon Christiane Kühl | Seite 72 |
Shoot Outvon Christiane Kühl | Seite 73 |
„Some at times cast light“Über Kristina Buchs Arbeit in Bochumvon Henriette Gallus | Seite 76 |
“Some at times cast light”On Kristina Buch’s work in Bochumvon Henriette Gallus | Seite 77 |
Stadtentwicklung von untenViele Initiativen verändern Bochumvon Max Florian Kühlem | Seite 80 |
Urban Development from the BottomA lot of initiatives to change Bochumvon Max Florian Kühlem | Seite 81 |
Bochumer Zukunftsfest 2014Bochum Future Fest 2014 | Seite 84 |
Die Projekte – England / The projects – England | |
SpurensicherungPhilip Jecks Performance „Liminal“von Tom Thelen | Seite 87 |
Securing EvidencePhilip Jeck’s performance “Liminal”von Tom Thelen | Seite 88 |
MakersRoss Dalziel lädt ein zum „Public Engineering“von Paul Domela | Seite 92 |
MakersRoss Dalziel invites to Public Engineeringvon Paul Domela | Seite 93 |
Endspiel mit Donuts„All’s well that ends“ – Eine Performance/Installationvon Martin Kuhna | Seite 96 |
Endgame with Donuts“All’s Well That Ends” – A performance/installationvon Martin Kuhna | Seite 97 |
Die Projekte – Polen / The projects – Poland | |
Der KellerEine Installation von Robert Kusmirowski | Seite 101 |
The BasementAn installation by Robert Kusmirowski | Seite 101 |
The Pigeon ProjectEine Video - installation von Michał Januszaniec | Seite 102 |
The Pigeon ProjectA video installation by Michał Januszaniec | Seite 102 |
Die Projekte – Spanien / The projects – Spain | |
Küche on the moveestonoesunsolar in der Hustadtvon Katja Szymczak | Seite 104 |
A Kitchen on the Moveestonoesunsolar in Bochum’s Hustadtvon Katja Szymczak | Seite 105 |
Den kollektiven Luxus feiern, um ihn zu rettenbasurama zeigt, wie man glücklich altertvon Sascha Kölzow | Seite 108 |
Celebrate Collective Luxury to Save itHow to grow old happily with basuramavon Sascha Kölzow | Seite 110 |
Zaragoza und BochumStreetart aus Zaragoza | Seite 114 |
Zaragoza and BochumStreetart from Zaragoza | Seite 115 |
Die Projekte – Evaluation / The projects – evaluation | |
Bochum is not DetroitEinblicke aus einer evaluatorischen Perspektivevon Ute Holfelder | Seite 118 |
Bochum is not DetroitInsights from an Evaluation Perspectivevon Ute Holfelder | Seite 121 |
Reise in die neue Stadt | |
Zuhause in der ganzen Welt!Unterwegs mit dem „Internationalen Labor“von Sabine Reich | Seite 126 |
At Home All Over the WorldOn the road with the International Laboratoryvon Sabine Reich | Seite 128 |
Moderne Subsistenz in der PostwachstumsökonomiePerspektiven einer Wirtschaft ohne Wachstumvon Niko Paech | Seite 131 |
Modern Subsistence in the Post-Growth EconomyPerspectives of an economy without growthvon Niko Paech | Seite 132 |
Das Programm / The ProgrammeEin Jahr / One Year DETROIT-PROJEKT |
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