Alle Beiträge von Margarete Affenzeller
Auftritt
Landestheater Linz: „Die Sedierten“ (UA) von Martin Plattner. Regie Stephan Suschke, Bühne Momme Röhrbein, Kostüme Angelika Rieck
von Margarete Affenzeller
Sie machen sich noch an Wählscheibentelefonen zu schaffen und leben auch sonst im Mief einer abgelaufenen Zeit: Vier Nachbarinnen einer bescheidenen Vorgartensiedlung, die in Martin Plattners Stück „Die Sedierten“ die Abgehängten darstellen, vom System zwar politisch korrekt am Leben gehaltene, aber im Unglück und Hass auf sich selbst (und alles andere erst recht) schmorende Frauen. Schon bald am Beginn fällt der Begriff Abort – das Signalwort für das genuin österreichische Genre der…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 11/2020
Festivals
Die Salzburger Festspiele feiern unter Abstandsregeln ihr hundertjähriges Jubiläum, während Peter Handke in seinem neuen Stück nach einem Miteinander ohne Hass und Hetze sucht
von Margarete Affenzeller
Aix-en-Provence, Bregenz, Bayreuth, Edinburgh – andernorts wurden große Festivals abgesagt. Aber die Salzburger Festspiele ließen so schnell nicht locker. Sie haben im vergangenen Corona-Frühling hoch gepokert und die Entscheidung über eine Austragung bis zur letzten Minute aufgeschoben. Ende Mai konnten sie dann ein verschlanktes Programm in Aussicht stellen. Es ist im August über die Bühne gegangen. Das kämpferische Vorgehen wurde von Anfang an kritisch gesehen – weil es manchen…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 9/2020
Miroslava Svolikova
von Margarete Affenzeller
aus dem Buch: Stück-Werk 6
Thema
Programme für freie Künstlerinnen und Künstler in der Coronakrise
von Margarete Affenzeller
Bereits am 17. März, als die österreichische Bundesregierung die Schließung aller Theaterspielstätten beziehungsweise einen generellen Veranstaltungsstopp verfügte, bezifferte Bundestheater-Holding-Geschäftsführer Christian Kircher den drohenden finanziellen Schaden konkret: „Sollten wir diese Spielzeit nicht mehr öffnen können, würde das Einnahmeneinbußen von 21 Millionen Euro bedeuten, das sind 190 000 Euro pro Tag.“ Die Holding, zu der auch das Burgtheater gehört, meldete für fast alle…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 5/2020
Gespräch
von Margarete Affenzeller und Kornelia Kilga
Kornelia Kilga, das Koproduktionshaus Brut, Ankerplatz der freien Theaterschaffenden in Wien, hat seinen zentralen Standort im Künstlerhaus verloren. Wie konnte das passieren?
In der Theaterszene wusste lange Zeit niemand, dass ein Verlust des Hauses droht. Es wurde zu Beginn der Sanierungsphase vor drei Jahren ja der Erhalt zugesagt. Erst Ende 2019 ließ Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder plötzlich verlauten, dass er diesen Raum für sein Museum beanspruche. Davor wurde offenbar in…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 4/2020
Look Out
Die Grazer Schauspielerin Julia Gräfner sucht und findet die Ruhe in der Darstellung
von Margarete Affenzeller
Auf der Bühne hab’ ich meine Ruh’“, sagt Julia Gräfner. Das ist ein bemerkenswerter Satz für eine dreißigjährige Schauspielerin. Soll man – zumal am Beginn der Laufbahn – nicht ständig Tatendrang und Produktivität signalisieren und die Bereitschaft zur Verausgabung? Ja, klar. All das ist Julia Gräfner nicht fremd. Sie ist voller Tatendrang und gehört am Schauspielhaus Graz seit 2015 zu den produktivsten Spielerinnen. Im Idealfall aber entsteht beim „Darstellen“ eben jene bestechende Ruhe, die…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 2/2020
Thema
Österreichs Künstler und die Polit-Malaise – Ein Land zwischen Ibiza-Skandal und Nationalratswahl
von Margarete Affenzeller
Österreich ist so schnell nichts peinlich. Aber im Fall des Ibiza-Videos, das im Mai überraschend die Regierung zu Fall brachte, war es dann doch so weit. Bundespräsident Alexander Van der Bellen entschuldigte sich für den geistig-moralischen Zustand der darin agierenden Politiker mit dem einfachen Satz „So sind wir nicht“. Aber wie sind wir dann? Immerhin handelt es sich bei Heinz-Christian Strache um einen demokratisch gewählten Politiker und niemand Geringeren als den damals amtierenden…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 9/2019
Look Out
Regisseurin Bérénice Hebenstreit will durch ihr Theater Gesellschaft verändern und ist Aktivistin bei Attac
von Margarete Affenzeller
Feministische Ökonomie ist ein Forschungszweig, der den unbezahlten Teil der Wirtschaftsleistung ausfindig macht – welchen traditionell Frauen erbringen – und der sich generell mit geschlechtsspezifischer Arbeitsbewertung befasst. Am systematisch niedrig gehaltenen Marktwert von Frauen laboriert die Gesellschaft nach wie vor. Dafür interessiert sich Bérénice Hebenstreit. Die 32-jährige Wiener Regisseurin ist grundsätzlich von gesellschaftspolitischen Fragestellungen angetrieben.
2017…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 10/2019
Festivals
Phia Ménard und ihre Compagnie Non Nova verblüffen mit „Contes Immoraux“ bei den Wiener Festwochen
von Margarete Affenzeller
Die Wiener Festwochen haben personell turbulente Jahre hinter sich. Auf Stefanie Carp 2013 folgten die Schauspielchefs im jährlichen Wechsel: Frie Leysen, Stefan Schmidtke, Marina Davydova und zuletzt als Gesamtchef Tomas Zierhofer-Kin. Nun aber ist – so fühlt es sich zumindest an – wieder Ruhe eingekehrt. Nach dem vorzeitigen Abgang Zierhofer-Kins unmittelbar nach Festivalende 2018 hat Christophe Slagmuylder, versierter Kurator und bis dahin Leiter des Kunstenfestivaldesarts, die Agenden…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 9/2019
Magazin
Mit dem Theater Arche eröffnet in Wien eine neue freie Bühne – das erste Stück „Anstoß“ von Jakub Kavin dreht sich um die Abgründe des Sportbusiness
von Margarete Affenzeller
Das Theater Arche in Wien (vormals Theater Brett) liegt in einer der zauberhaftesten Ecken Wiens, der Münzwardeingasse in Mariahilf, und ist eine dieser einzigartigen, lange wild gewachsenen Neighbourhood-Bühnen, die frei und ein wenig stur ihren Spielplan kreieren. Jakub Kavin hat den Standort nun von seinen Eltern Ludvik Kavin und der 2018 verstorbenen Nika Brettschneider übernommen und mit einem fabelhaften Stück im Februar unter neuem Namen eröffnet.
„Anstoß“ befasst sich mit den…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 5/2019
Auftritt
Landestheater Niederösterreich: „Am Königsweg“ von Elfriede Jelinek. Regie Nikolaus Habjan, Bühne Jakob Brossmann, Kostüme Cedric Mpaka
von Margarete Affenzeller
In keinem Stück von Elfriede Jelinek ist das Autorinnen-Ich so präsent wie in „Am Königsweg“. Noch nie hat die Dramatikerin den mutmaßlich verlorenen Posten ihrer gesellschaftskritischen Dichtkunst so ausgeleuchtet und offensiv thematisiert. Seit geraumer Zeit reflektiert Jelinek ihre „alte Leier“ (mit der sie ihr jüngstes Stück „Schnee Weiß“ sogar untertitelt hat) in den Texten mit. Das ist schon mal ein Grund, sie, die Autorin, „leibhaftig“ auf die Bühne zu bringen. In der…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 5/2019
Auftritt
Landestheater Linz: „Mythos VOEST“ von Regine Dura (UA) Regie Hans-Werner Kroesinger, Ausstattung und Videodesign Rob Moonen
von Margarete Affenzeller
Der Himmel und die Donau: grau. Linz galt seiner Schwerindustrie wegen immer als Aschenbrödel unter den österreichischen Landeshauptstädten. Und trotzdem trägt Linz den Beinamen Stahlstadt selbstbewusst. Auf den Stahlkonzern VOEST, den größten Arbeitergeber des Landes, ist die Bevölkerung stolz. So wie die Turiner auf Fiat oder die Wolfsburger auf VW. Diesem hohen Identifikationsgrad trägt das Landestheater mit einem neuen Stück Rechnung. Das Dokumentartheaterduo Hans-Werner Kroesinger und…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 4/2019
Magazin
Zum Tod des Burgtheater-Schauspielers Ignaz Kirchner
von Margarete Affenzeller
Ignaz Kirchner ist nie „millirahmstrudelig“ geworden. Auch nicht nach dreißig Jahren in Wien, einer Stadt, die für ihre charmante Versumpertheit oft gefürchtet wird. Kirchner, 1987 von Claus Peymann ans Burgtheater geholt und dort, ein kurzes Intermezzo in den 1990er Jahren ausgenommen, bis zuletzt geblieben, pflegte im Angesicht der Gemütlichkeit immer das Kantige. „Ich bin Piefke“, bekräftigte der gebürtige Wuppertaler in Interviews des Öfteren seine Wien-Immunität. Unbestechlich war er auch…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 11/2018
Festivals
Die Wiener Festwochen haben schon wieder den Intendanten gewechselt. Ist Christophe Slagmuylder der nächste Lückenbüßer? Ein Kommentar
von Margarete Affenzeller
Noch schneller geht’s wirklich nicht. Zwei Tage nach Ende der diesjährigen Wiener Festwochen war deren Intendant Tomas Zierhofer-Kin seinen Job schon los. Offiziell wurde eine einvernehmliche Trennung verlautbart, aber auf den Social-Media-Kanälen schlug Zierhofer-Kin andere Töne an. Nur weitere fünf Tage später stand auch der Nachfolger schon auf der Matte: Christophe Slagmuylder. Wer da nicht jeden Tag seine Newsletter kontrolliert hatte, konnte durchaus verwirrt sein. War Zierhofer-Kin nicht…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 9/2018
Festivals
Markus Öhrns „Häusliche Gewalt“ ist die Entdeckung bei den Wiener Festwochen und erinnert in seiner Präzision an die kühlen Ehestudien Bergmans und Fassbinders
von Margarete Affenzeller
Dramaturgensprech, adieu! So muss das interne Motto der Wiener Festwochen heuer gelautet haben. Denn über den Trend der Immersion, den das diesjährige Programm deutlich widerspiegelte, wurde kein Aufsehen gemacht. Formate, bei denen das Publikum – im Gegensatz zum Frontaltheater – in das Kunstwerk eintauchen kann, dieses gewissermaßen von innen rezipiert, gab es viele. Dries Verhoevens „Phobiarama“ etwa war eine weitgehend bestechende Geisterbahnfahrt durch die suggestiven Fantasien eigener…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 9/2018
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