Alle Beiträge von Lena Schneider
Stück
Der Autor Wajdi Mouawad schreibt auf Französisch und leitet ein Theater in Paris. Sein Thema jedoch bleibt der Libanon, den er vor vierzig Jahren verließ
von Lena Schneider
Ein Junge spielt auf einem Balkon in Beirut. Er spielt mit seinem Kinderfahrrad. Der Junge hört Schreie. Er beugt sich hinunter, und er sieht: einen Autobus, der von einer Gruppe Männer beschossen wird. Der Junge ist sieben. Der Junge sieht, aber er versteht nicht. Es ist der 13. April 1975.
Der Junge heißt Wajdi Mouawad. „Bei allem, was ich beschreibe, geht es nur darum“, sagt er vierzig Jahre später im Intendantenbüro des Théâtre de la Colline über den Tag. Er leitet das Haus seit 2016. Vom…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 9/2020
Wolfram Höll
von Lena Schneider
aus dem Buch: Stück-Werk 6
Magazin
Sasha Marianna Salzmann: „Außer sich“, Suhrkamp Berlin 2017, 365 Seiten, 22 Euro.
von Lena Schneider
„Die Aristokraten“ heißt einer der jüngsten Theatertexte von Sasha Marianna Salzmann, ein klaustrophobisches Kammerstück über ein Geschwisterpaar. Zwillinge, die sich in einer Wohnung hoch über einer Stadt mal streicheln, mal zerfleischen, während die Stadt unten im kriegsähnlichen Chaos versinkt. „Außer sich“, der erste Roman der Theaterautorin, der es gleich auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises schaffte, nimmt das Motiv der unentwirrbaren Geschwisterliebe der „Aristokraten“ auf, holt…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 11/2017
von Jean-Marc Diébold und Lena Schneider
aus der Zeitschrift: Frankreich
Magazin
Das Brandenburger Theater wird 200 Jahre alt
von Lena Schneider
200 Jahre Brandenburger Theater wollen in der gerade beginnenden Spielzeit begangen werden – wahrlich ein Grund zum Feiern. Umso mehr, da in seiner langen Geschichte regelmäßig gezweifelt werden musste, ob das Theater ein solches Jubiläum überhaupt erleben würde. Zuletzt war im Frühsommer 2016 von drohender Insolvenz zu lesen. Zum ersten Mal kam Brandenburgs Theater aber schon 1817 finanziell ins Schleudern, im Jahr seiner Gründung.
Anders als im fünfzig Kilometer entfernten Potsdam stand in…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 10/2017
Auftritt
Hans Otto Theater: „Die schönen Dinge“ (UA) nach dem Roman von Virginie Despentes. Regie Wojtek Klemm, Bühne Anton Unai, Kostüme Anika Budde
von Lena Schneider
Wer kam nur auf die Idee dieses verschenkten Titels? Als der Roman von Virginie Despentes, der jetzt am Hans Otto Theater auf die Bühne gebracht wurde, im Jahr 2001 auf Deutsch erschien, nannte man ihn „Pauline und Claudine“. Das klang nach Hermann Hesse oder Enid Blyton und führte damit völlig in die Irre. Die kluge, knappe Potsdamer Bühnenfassung von Regisseur Wojtek Klemm und Dramaturg Helge Hübner hat sich dankenswerterweise nun des französischen Originaltitels „Les jolies choses“ erinnert…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 2/2017
Look Out
Nina Gummich spielt ohne Rückhalt – erschütternd traurig und komisch zugleich
von Lena Schneider
Nina Gummich ist gerade 25 Jahre alt und auf gewisse Weise schon eine alte Häsin. Sie hat seit dem vergangenen Jahr ein Engagement am Hans Otto Theater in Potsdam – und hat bereits in 25 Filmen mitgewirkt. Den ersten drehte sie, als sie acht Jahre alt war. Ein Film, in dem eigentlich ihr Stiefvater, der Schauspieler Hendrik Duryn, mitspielen wollte und sie testweise mit zu den Proben nahm – nur dass er seine Rolle dann nicht bekam. Sie die ihre schon. Bitter? Nein, denn inzwischen weiß sie aus…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 12/2016
Magazin
Jean Jourdheuil. Grenzgänge. Hg. von Stefan Tigges und Christina Schmidt, Maske und Kothurn 02/2016, Böhlau Verlag, Wien 2016, 141 S. 16,90 EUR.
von Lena Schneider
Ein Jammer, dass das Wort so abgenutzt ist: Grenzgänge. So kommt der Titel dieses gehaltvollen Bandes mit Schriften des Müller-, Büchner- und Brecht-Übersetzers, Dramaturgen und Regisseurs Jean Jourdheuil irreführend zeitgeistig daher. Dabei lebte Jourdheuil das Grenzgängertum lange, bevor es als Label in Mode kam. Geboren 1944 im ostfranzösischen Saint-Loup, trampt er 1968 nach Westberlin, erlebt die Demonstrationen am Springer-Gebäude und geht nach Ostberlin ins Theater. In den siebziger…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 11/2016
Stück
Die Autorin Sasha Marianna Salzmann über ihr neues Stück „Die Aristokraten“ im Gespräch mit Lena Schneider
von Sasha Marianna Salzmann und Lena Schneider
Sasha Marianna Salzmann, wir haben erstmals 2012 ein Stück von Ihnen gedruckt, „Muttersprache Mameloschn“. Mein erster Gedanke bei der Lektüre von „Die Aristokraten“ war jetzt: Wo ist das Spielerische, Zärtliche geblieben?Ein anderes Thema braucht einen anderen Umgang. In „Mameloschn“ habe ich über Liebe in der Familie geschrieben, die sich nicht kommunizieren lässt. Man scheitert an allen Skills, die man sich über Jahre antrainiert hat. In „Die Aristokraten“ geht es ja genau um das…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 10/2016
Thema
Das Hans Otto Theater Potsdam muss zehn Jahre nach seinem Neubau wieder das Improvisieren lernen – zu seinem Glück
von Lena Schneider
Fragt man den Schweizer Regisseur Elias Perrig nach Potsdam, antwortet der, es erinnere ihn an seine Heimatstadt. Luzern, ausgerechnet? Aber ja, sagt Perrig, der Tourismus, die Ruhe, der Wohlstand! Perrig gibt zu, dass er als Jugendlicher nur eins wollte, weg aus Luzern. Wirklich entkommen ist er ihm nicht. Er arbeitet regelmäßig in Potsdam, dieser schweizerischsten unter den brandenburgischen Städten. Manche Ecken kommen ihm vor wie eine Schlafstadt. Leben die Menschen wirklich hier?, fragt er…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 9/2016
Festivals
Vom Versuch, in einer vom Terror gezeichneten Stadt ein Festival zu feiern. Eine Reise zum Kunstenfestivaldesarts nach Brüssel
von Lena Schneider
Ende Mai. Mitten in der Stadt ein Schlachtfeld. Die Place de la Bourse in Brüssel ist mit welken Blumen bedeckt, ein struppiges Gelände. Hier hatten sich nach den Attentaten vom 22. März Hunderte von Menschen eingefunden und einen Teppich aus Gesten der Hilflosigkeit und Trauer gewebt, hatten den Boden vor den Stufen der alten Börse mit Blumen und Kuscheltieren eingedeckt, Fahnen drapiert, Kerzen entzündet. Von hier aus versuchten Fernsehkameras, für die Trauer nach dem Tod von 28 Menschen…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 9/2016
Thema
Mehr sein als eine Stadthalle – Wie sich das Theater Brandenburg nach etlichen Abwicklungsrunden unter der neuen künstlerischen Leiterin Katja Lebelt wieder ins Spiel bringen will
von Lena Schneider
Spaziert man im Sommer 2016 über die Einkaufsmeile in Brandenburg an der Havel und fragt auf gut Glück eine ältere Dame nach ihrem Theater, geschieht etwas Erstaunliches. Aber ja, sagt sie, sie kenne doch ihr Theater. Da hatten wir unsere Stars, Musiktheater zum Schwelgen! Dann wird sich herausstellen, dass sie vom Hoftheater in der Blumenstraße spricht. Es wurde 1944 ausgebombt. Und in jüngerer Zeit? Natürlich geht sie ins Theater, sagt die Dame. Einmal im Jahr, in die Berliner Oper.
Wie…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 9/2016
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