Alle Beiträge von Martin Linzer
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„Ein Volksfeind“ von Henrik Ibsen – das Stück des Jahres?
von Martin Linzer
In der DDR war ja vieles einfacher. Ein Umweltaktivist war ein potenzieller Staatsfeind, die Berliner Umweltbibliothek in der Zionskirche ein feindliches Agentennest, und das aus einem sehr einfachen, irgendwie plausiblen Grund: Die ohnehin marode Industrie konnte sich die sachgerechte Entsorgung ihrer umweltschädlichen Abfallprodukte nicht leisten. Verstrahlte Halden im Erzgebirge, dicke Luft über Bitterfeld, Badeverbote an märkischen Seen. Umweltschutz – ein Tabuthema, und so war ein Stück…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 1/2013
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Stasi-Aktionen in Gera liefen zum Teil ins Leere
von Martin Linzer
Anfang der 1980er Jahre fiel es dem ZK-Sekretär Kurt Hager, später als Tapeten-Kurt bekannt, auf, dass Kunst und Kultur anders funktionieren als Politik und Propaganda. Dies auch den staatlichen Organen im Lande mitteilend, führte das in der Folge zu einem entspannteren Verhältnis mit den mit der Kulturpolitik zunehmend wenig zufriedenen Kulturschaffenden. Da auch beobachtet worden war – durch die allgegenwärtigen Horch-undguck-Organe –, dass es die Jugend der Republik am nötigen Elan beim…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 4/2014
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Das theater 89 feiert mit Maibowle seinen 25. Geburtstag und verabschiedet sich aus Berlin
von Martin Linzer
Im Mai wird das theater 89 fünfundzwanzig Jahre alt, ein Vierteljahrhundert hat es von der Vergessenheit bedrohte und hoffnungsvolle junge Autoren gespielt, Matusche und Seidel, aber auch Dirk Laucke und Ralf-G. Krolkiewicz, und Oliver Bukowski war als „Hausautor“ mit zehn Inszenierungen der King. Von 110 Inszenierungen waren genau 55 Uraufführungen. Die Geschichte des theaters 89 ist bekannt, ich muss hier nicht wiederholen, was ich vor fünf Jahren geschrieben habe (TdZ 5/2009): Wer es wann…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 5/2014
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Verstreute Rückblicke auf die Berliner Spielzeit 2013/14. Fragmentarisch
von Martin Linzer
Die Jury des Friedrich-Luft-Preises der Berliner Morgenpost, der ich nicht mehr angehöre, hat für das Jahr 2013 die Schaubühnen-Inszenierung „For the Disconnected Child“ von Falk Richter ausgewählt. Das werde ich aus verschiedenen Gründen nicht kommentieren.
Die Jury des Berliner Theatertreffens hat für 2014 aus Berlin die Volksbühnen-Inszenierung „Ohne Titel Nr. 1“ von Herbert Fritsch ausgewählt. Ich werde den Teufel tun, das zu kommentieren.
Am spannendsten ging es in dieser Saison am Maxim…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 6/2014
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Zum Tod von Tadeusz Rózÿewicz
von Martin Linzer
In den 70er und 80er Jahren sind wir Theaterleute häufig nach Polen gereist, vor allem zu den Festivals in Warschau und Wrocław/Breslau, um zu studieren, wie unsere polnischen Freunde auf dem Theater mit der Realität umgehen. Zu hören war, dass man dort anders verfahre, als unsere sozialistischen Schriftgelehrten es empfahlen. Wir waren geil auf Mrozek und Rózewicz – wobei für uns schon erstaunlich war, wie selbstverständlich der nach Paris emigrierte Mrozek in seiner Heimat gefeiert wurde –,…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 6/2014
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Im Gedenken an die Schauspielerin und Regisseurin Irmgard Lange
von Martin Linzer
Die Regisseurin Irmgard Lange ist am 8. Mai in Berlin nach kurzer schwerer Krankheit gestorben. Sie hatte die letzten Jahre regelmäßig am Theater in Baden-Baden gearbeitet, „Klassiker“ von Sophokles und Lessing bis Brecht und Bernhard erfolgreich inszeniert. Sie habe „unser Haus mit ihrer unerschöpflichen Energie, ihrer Leidenschaft und ihrer Kunst geprägt“, erklärte Intendantin Nicola May in ihrem Nachruf. Die am 30. November 1941 in Posen geborene Irmgard Lange begann nach ihrem Studium in…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 6/2014
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Warum wir die Zukunftsfrage stellen müssen
von Martin Linzer
Es gibt Sätze, die einem nicht aus dem Kopf gehen, weil sie entweder besonders geistreich oder besonders bescheuert sind. Zu den letzten gehört Thomas Oberenders fluffige Bemerkung (in einem Gespräch mit Thomas Ostermeier zur „Systemfrage“ in TdZ 12/2013), er finde Ostermeiers „Versuch, ästhetische und politische Ereignisse zusammenzudenken, ungemein sympathisch“. Ostermeier konterte gelassen, das sei, „was unsere Dramaturgen und ich hier tagtäglich machen“.
Ich füge dem mal kurz hinzu: Das…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 9/2014
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Rüdiger Schaper: Spektakel. Eine Geschichte des Theaters von Schlingensief bis Aischylos, Siedler Verlag, München 2014, 352 S., 24,99 EUR.
von Martin Linzer
Das ist keine weitere (und vielleicht überflüssige) Weltgeschichte des Theaters, die in den Bücherregalen der theaterwissenschaftlichen Institute einstaubt, das ist nicht einmal eine Geschichte des Theaters von Schlingensief bis Aischylos (Aischylos also, der erste Wortgeber, der Urahn; und Schlingensief, das sterbende Kind), es sind vielmehr Geschichten vom Theater von Schlingensief und einigen anderen. Ist auch gut so. Das Buch ist eine Sammlung von Essays, von Erinnerungen, von Porträts, von…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 10/2014
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Die Komödianten sterben aus. Zum Tod von Günter Junghans
von Martin Linzer
Der Schauspieler Günter Junghans ist gestorben. Das ist mehr als eine Meldung wert. Aus wenigstens drei Gründen. Zuallererst war Junghans einer der populärsten und das Gesicht des DDR-Theaters prägenden Schauspieler. Dann ist der von einer großen Agentur verbreiteten und von ahnungslosen Redakteuren übernommenen Legende zu widersprechen, Günter Junghans sei – angesichts von 130 Kino- und Fernsehfilmen – der „Meister der Nebenrolle“ gewesen. Und schließlich ist festzustellen, dass mit ihm ein…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 10/2014
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Zinnober-Urgestein Werner Hennrich wird 70
von Martin Linzer
Am 18. Oktober 2014 feiert der Schauspieler und Regisseur Werner Hennrich seinen 70. Geburtstag. Er ist einer von denen, die das Puppenund Figurentheater in der DDR erneuerten. Wie so viele später erfolgreiche Bühnenkünstler in diesem Land hat er erst mal einen „vernünftigen“ Beruf erlernt, in Pasewalk eine Malerlehre absolviert, bevor er den Weg ins Theater fand: 1963 Theatermaler in Wittenberg, 1965 Techniker am Theater Junge Garde in Halle, dann gelang der Sprung auf die Schauspielschule; in…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 10/2014
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Die Sascha Anderson-Story: Jetzt im Kino
von Martin Linzer
Ich habe die Volksbühne selten so voll gesehen wie an jenem späten Septembersonntag, als Annekatrin Hendels Film „Anderson“ dort gezeigt wurde (er war zuvor nur auf der Berlinale gelaufen). War es das Interesse an einer spannenden Epoche der DDR-Geschichte, die sich ihrem Ende zuneigt, oder eher an der Geschichte eines legendären „Helden“ dieser Epoche? Der ein Popstar in der subkulturellen Szene des Prenzlauer Bergs war und 1991 als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) des Ministeriums für…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 11/2014
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Wie Theater ihre Besucher schlau machen – oder für dumm verkaufen
von Martin Linzer
Was Shermin Langhoff und Jens Hillje uns am Maxim Gorki Theater Neues zu bieten haben, muss man nicht alles schön finden, aber eins haben sie toll gemacht: Sie haben den guten alten Theaterzettel neu erfunden (für 50 Cent zu erwerben). Das ist ein ca. DIN-A3-formatiges Plakat der jeweiligen Inszenierung, doppelt gefaltet finden auf der viergeteilten Rückseite alle Informationen Platz, die ich als „einfacher“ Zuschauer benötige, und die Namen der Schauspieler sind extra groß gedruckt. Das ist…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 3/2014
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Auch ohne Namen erfolgreich: das Berliner Theater o. N.
von Martin Linzer
Steht man vor dem Haus Kollwitzstraße 53 in 10405 Berlin, also dort, wo „der Gentrifizierungsprozess beinahe abgeschlossen ist“, entdeckt man eine schlichte Tafel mit dem aktuellen Monatsprogramm, nichts deutet darauf hin, auf was für eine Tradition diese „namenlose“ Institution zurückblickt und wie intensiv und extensiv hier gearbeitet wird. Nicht nur für den Kiez, nicht nur für Berlin, die Liste der Gastspielorte ist lang, sie beginnt mit anderen Häusern in Berlin (etwa der Schaubude, man…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 2/2014
Thema
Vor über zwanzig Jahren gründete Gisela Höhne das Berliner Theater RambaZamba – jetzt wird sie mit dem Caroline-Neuber-Preis ausgezeichnet
von Martin Linzer
Dass das Theater für Behinderte in letzter Zeit an medialem Interesse gewonnen hat, liegt möglicherweise am erfolgreichen Theatertreffen-Gastspiel des Zürcher Theaters HORA (nach Expertenmeinung eher ein Triumph des Choreografen Jérôme Bel als eine künstlerische Visitenkarte der Gruppe), auch an programmatischen Coups wie der Inszenierung von Anne Tismer am Berliner Theater Thikwa, die mit Behinderten eine Bühnenversion des Buñuel-Films „Der diskrete Charme der Bourgeoisie“ präsentierte. Die…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 4/2014
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Im Gedenken an den ehemaligen Detmolder Intendanten Ulf Reiher
von Martin Linzer
Ulf Reiher, am 1. August 1936
in Weimar geboren, am 30. November
2013 in Halle (Saale)
nach schwerer Krankheit gestorben,
war der erste DDR-Theatermacher,
der es in der alten
Bundesrepublik zum Intendanten
brachte. Reiher hatte an
der Leipziger Theaterhochschule
studiert, war Schauspieler in
Gera, bevor er 1962 für zehn Jahre
nach Senftenberg kam, schon
damals eine der lebendigsten,
weil von jungen Leuten dominierte
Bühne. Er war dort Schauspieler
(bis 1965), danach…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 2/2014
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