Alle Beiträge von Shirin Sojitrawalla
Auftritt
Künstlerhaus Mousonturm: „Under Bright Light“ von Forced Entertainment. Regie Tim Etchells, Bühne Richard Lowdon
von Shirin Sojitrawalla
Gegen Ende der Performance tanzt Robin Arthur mit einer Stehleiter, wiegt sie in seinen Händen wie eine Frau, und man könnte schwören, die Szene schon mal in einem Charlie-Chaplin-Film gesehen zu haben. Der Slapstick und das habituell Überforderte sind auch der neuen Performance des britischen Kollektivs Forced Entertainment eingeschrieben. Diesmal verlieren sie dabei, wie schon in ihrem 2018 in Frankfurt am Main uraufgeführten Stück „Out of Order“, kein Wort.
Die Bühne markiert ein Quadrat…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 5/2022
Look Out
Die Frankfurter Regisseurin und Performerin Hanna Steinmair legt mit Lust und Komik patriarchale Verherrlichungen bloß
von Shirin Sojitrawalla
Was für ein Match! Die beiden Performerinnen Joana Tischkau und Maria Sendlhofer treffen in „Rage. A Tennis Western“ am Rand eines Tennisplatzes aufeinander und rollen der Wut den roten Teppich aus, indem sie dort männlichen Vorbildern nacheifern, mögen diese John McEnroe heißen oder Lucky Luke. Weißer Sport trifft auf Wilden Westen, gängige Frauenbilder werden lustvoll zertrümmert, doppelte Standards pointiert hinterfragt: breitbeinig, komisch, wahr. Seine Uraufführung erlebte „Rage“ nicht…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 10/2021
Auftritt
Facebook / Instagram / Youtube: „Fühlst du das auch?“ von dorisdean
von Shirin Sojitrawalla
„1000 Scores. Pieces für Here, Now & Later“ nennen sich die von Helgard Haug, David Helbich und Cornelius Puschke vergangenes Jahr in Auftrag gegebenen Mini-Partituren für den pandemischen Alltag. Mitgewirkt hat auch das inklusive Performance-Kollektiv dorisdean aus Bochum. Ihre Handlungsanweisungen fragen nach der Herkunft unserer Schmerzen, danach, wo es wehtut. Eine Frage, die in die aktuelle Krise der Gegenwart sticht wie in einen zum Platzen bereiten Ballon. Die kleine Arbeit glänzt mit…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 5/2021
Auftritt
Staatstheater Darmstadt: „Johanna von Orléans“. Am Beispiel Friedrich Schillers. Regie Claudia Bossard, Ausstattung Elisabeth Weiß
von Shirin Sojitrawalla
„Du bist jetzt heilig. Enjoy!“, ruft die historische Jeanne d’Arc der Schiller’schen Jungfrau von Orléans hinterher. Die fährt sodann im Superwoman-Kostüm und mit nach oben gereckter Faust in den Unterboden. Die echte Johanna endet bekanntlich auf dem Scheiterhaufen, die Schiller’sche stirbt auf dem Schlachtfeld. Nachruhm ist beiden sicher. Die lange Liste der Jeanne d’Arc-Adaptionen zeigt, dass diese Frau für vieles herhalten muss, ganz egal, ob man sie als Heilige verkitscht oder als Heldin…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 12/2020
Stück
Die Schriftstellerin Zsuzsa Bánk hat ihr erstes Theaterstück geschrieben: Der Monolog „Alles ist groß“ handelt von einem Grabmacher, enttabuisiert den Tod und feiert das Leben
von Shirin Sojitrawalla
Zu den wiederkehrenden Verlautbarungen neuer Intendantinnen und Intendanten gehört, Theater für die jeweilige Stadt machen zu wollen, sprich: die Geschichten und Gegebenheiten vor Ort in die Spielzeitgestaltung einzubeziehen. Das hörte man auch 2017 beim Amtsantritt von Anselm Weber und seiner Stellvertreterin Marion Tiedtke am Schauspiel Frankfurt, die gemeinsam mit dem Literaturhaus der Stadt eine Reihe mit Monodramen initiierten, in Auftrag gegeben bei namhaften Schriftstellern und…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 11/2020
Auftritt
Schauspiel Zürich: „Das Weinen (Das Wähnen)“ nach Dieter Roth. Regie Christoph Marthaler, Bühne Duri Bischoff, Kostüme Sara Kittelmann
von Shirin Sojitrawalla
Es ist natürlich verführerisch, diesen Abend als Corona-Stück der Stunde zu begreifen. Schließlich spielt das Ganze in einer Apotheke, und die dient spätestens heutzutage als Marktplatzersatz.
Die Wahrheit ist: Das Stück wurde vor der Corona-Krise erdacht. Der sogenannte Lockdown hat die Premiere im März vereitelt und führt jetzt dazu, dass man den Abend als Parabel auf unsere infektiöse Gegenwart liest. Dabei beginnt es wie eines der Kunstwerke Dieter Roths. Der Schweizer Künstler ließ…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 11/2020
Auftritt
Stadttheater Gießen: „Erinnya“ von Clemens J. Setz. Regie Titus Georgi, Ausstattung Jochen G. Hochfeld
von Shirin Sojitrawalla
Der österreichische Schriftsteller Clemens J. Setz besitzt ein herausragendes Talent für das Abseitige. Seinen Figuren ist das Eigenartige förmlich eingeschrieben. Es sind keine Allerweltsmenschen, sondern absonderliche Gestalten, die hemmungslos auf der Schwelle zwischen Alltag und Irrsinn torkeln. In jüngster Zeit nimmt die Technik und die Frage, wie künstliche Intelligenzen dem Menschen dienen oder ihn zu ersetzen trachten, einen gravierenden Raum in seinem Werk ein. Auch in „Erinnya“, 2018…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 11/2020
Magazin
In Frankfurt am Main eröffnet das erste „Deutsche Museum für Schwarze Unterhaltung und Black Music“ von Joana Tischkau, Elisabeth Hampe, Frieder Blume und Anta Helena Recke
von Shirin Sojitrawalla
Elfriede Fiegert? Noch nie gehört. Hinter dem deutschen Namen verbirgt sich ein schwarzer Kinderstar, der 1952 mit dem Film „Toxi“ berühmt wurde. Fiegert war das, was man ein Besatzungskind nennt, der Vater GI, die Mutter deutsche Ärztin. 1946 geboren, wurde ihr 1955 mit „Der dunkle Stern“ abermals eine Hauptrolle zugespielt. Auch später trat sie noch hier und da in Erscheinung, bevor es ruhig um sie wurde. Nun gehört Elfriede Fiegert zu den insgesamt 250 Namen, die den Auftakt zur Ausstellung…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 10/2020
Auftritt
Hessisches Staatstheater Wiesbaden: „Die Küste Utopias“ (DSE) von Tom Stoppard Deutsch von Wolf Christian Schröder. Regie Henriette Hörnigk, Bühne Gisbert Jäkel, Kostüme Claudia Charlotte Burchard
von Shirin Sojitrawalla
Nach einer sehr coronakompatiblen Beckett-Trilogie im Juni startet das Wiesbadener Theater mit einer sich nicht um Abstandsregelungen und Mäßigung scherenden deutschsprachigen Erstaufführung in die neue Spielzeit. Hinter dem herrlichen Titel „Die Küste Utopias“ verbirgt sich eine Trilogie des englischen Autors Tom Stoppard, die im angelsächsischen Raum bereits für Furore gesorgt hat. 2002 in London uraufgeführt, heimste etwa die New Yorker Broadway-Produktion gleich sieben Tony-Awards ein,…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 10/2020
Auftritt
Hessisches Staatstheater: „Wassa Schelesnowa“ von Maxim Gorki. Regie Evgeny Titov, Bühne Duri Bischoff, Florian Schaaf, Kostüme Eva Dessecker
von Shirin Sojitrawalla
Dieses Stück ist etwas aus der Mode geraten, neuere Schauspielführer widmen ihm kaum mehr einen Satz. Gespielt wird es hier und da trotzdem, wie 2014 am Deutschen Theater Berlin mit Corinna Harfouch in der Titelrolle (Regie Stephan Kimmig) oder 2015 am Wiener Burgtheater (Regie Andreas Kriegenburg). Der Regisseur Evgeny Titov, der hier und da für Begeisterung sorgte und im vergangenen Jahr glücklos für die erkrankte Mateja Koležnik bei den Salzburger Festspielen einsprang, inszeniert das müde…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 4/2020
Look Out
Die Mainzer Schauspielerin Gesa Geue trumpft mit natürlicher Präsenz und Geradeheraus-Spiel auf
von Shirin Sojitrawalla
Nach dem Abitur, als Gesa Geue noch nicht wusste, was sie werden wollte, absolvierte sie erst einmal ein Freiwilliges Soziales Jahr in Ungarn. Später studiert sie ein paar Semester Literaturwissenschaft, Anglistik und Kunstwissenschaft und kommt über den Jugendclub des Maxim Gorki Theaters in Berlin, damals unter der Intendanz von Armin Petras, zur Schauspielerei, studiert schließlich an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater. Ihr erstes Engagement führt sie ans Mainzer Staatstheater.…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 2/2020
Look Out
Die Frankfurter Schauspielerin Katharina Bach versprüht die Portion Wahnsinn, die es für die Bühne braucht
von Shirin Sojitrawalla
Sie wohnt nicht weit vom Theater entfernt und nahe am Hauptbahnhof. Ideal für Katharina Bach: schnell hin und schnell weg. Gemessen daran, dass sie sich nicht gern festlegt und das Außerplanmäßige liebt, ist sie dem Schauspiel Frankfurt lange treu geblieben. Seit 2014 gehört sie dessen Ensemble an, auch wenn sie zwischendurch mal eine Auszeit genommen hat, um Abstand zu gewinnen. Zuvor war sie schon Mitglied in der unter Oliver Reese gegründeten Nachwuchskaderschmiede Schauspielstudio. Dabei…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 1/2020
Auftritt
Hessisches Staatstheater Wiesbaden: „Was ihr wollt“ von William Shakespeare. Regie Ulrike Arnold, Bühne Bartholomäus Martin Kleppek, Kostüme Anne Buffetrille
von Shirin Sojitrawalla
Dieses Stück ist eines der übergeschnapptesten im Dramenkosmos William Shakespeares. Schon sein Titel lässt nichts Ernstes vermuten: „Twelfth Night, or What You Will“. Die zwölfte Nacht meint den zwölften Tag nach Weihnachten, den Dreikönigstag also, der einstmals ganz im Zeichen von Jux und Tollerei stand. In Wiesbaden indes beginnt alles wunderbar förmlich. Der Pianist und Schauspieler Andrej Agranovski, der an diesem Abend als Narr fungiert, betritt die Bühne des Kleinen Hauses, setzt sich…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 4/2019
Festivals
Die Wiesbaden Biennale sprengt die Grenzen des Theaters und des guten Geschmacks
von Shirin Sojitrawalla
Früher war alles schöner: Vor zwei Jahren noch sonnte sich Wiesbaden im Kunstgenuss. Zur Biennale verstreute sich hübsch selbst gebasteltes Mobiliar im Park hinterm Theater, nur vereinzelt grasten dort Nilgänse auf dem Grün, und über der Kurstadtidylle baumelte das verheißungsvolle Festivalmotto „This is not Europe“ launig im Wind. Das tat niemandem weh, sah gut aus, und nachhaltig schien es auch zu sein. Diesmal ist es anders: krasser, uncharmanter, böser, und die beiden Kuratoren Maria…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 10/2018
Auftritt
Staatstheater Mainz: „Die Nibelungen“ nach Friedrich Hebbel. Regie Jan-Christoph Gockel, Bühne Julia Kurzweg, Kostüme Sophie du Vinage
von Shirin Sojitrawalla
Vorm Großen Haus gruppiert sich die Royal Family um eine Wanderbühne, einen sogenannten Thespiskarren. Allen voran der herrlich großmäulige Schauspieler Sebastian Brandes als König Gunther. Er verleitet Passanten zum Hingucken, aber auch Spielmann Volker, der hier der Puppenbauer und -spieler Michael Pietsch ist, lässt die Drachen tanzen. Letzterer ist ein guter Freund und langjähriger Kompagnon des Regisseurs Jan-Christoph Gockel. Gemeinsam haben sie schon viele Abende bestritten, wobei…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 6/2018
Weitere Beiträge anzeigen