Alle Beiträge von Holger Teschke
Magazin
Heinrich Breloer: „Brecht“. Gemeinschaftsproduktion der Bavaria Fernsehproduktion mit WDR, BR, SWR, NDR und ARTE für die ARD, Ausstrahlungstermine: 22. März 2019 auf ARTE, 27. März 2019 in der ARD.
von Holger Teschke
Das Produktive zuerst, schließlich handelt es sich um Brecht: Heinrich Breloer und sein Filmteam haben acht Jahre lang an diesem Zweiteiler gearbeitet, Zeitzeugeninterviews geführt und Dokumentarmaterial aus Archiven zusammengestellt, Originalschauplätze besucht und nachgebaut und weder Sorgfalt noch Kosten gescheut, um dem deutschen Fernsehpublikum das Leben und Sterben Bertolt Brechts näherzubringen. Christoph Kanter hat großartige Szenenbilder entworfen, Ute Paffendorf die Kostüme der…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 3/2019
Magazin
Theodor Fontane: Da sitzt das Scheusal wieder. Die besten Theaterkritiken. Hg. von Debora Helmer, Aufbau Verlag, Berlin 2018, 240 Seiten, 24 EUR.
von Holger Teschke
„Je länger man das kritische Metier treibt, je mehr überzeugt man sich davon, daß es mit den Prinzipien und einem Paragraphenkodex nicht geht. Man muss sich auf seine unmittelbare Empfindung verlassen können“, schrieb Theodor Fontane im Oktober 1877. Da saß er schon sieben Jahre lang auf dem Parkettplatz 23 im Königlichen Schauspielhaus in Berlin und hatte von Sophokles bis Kleist fast alles gesehen, was bis dahin am Gendarmenmarkt über die Bühne gegangen war.
Fontane sollte dort noch weitere…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 2/2019
Protagonisten
Bertolt Brechts Exil in Svendborg
von Holger Teschke
Im Frühjahr 1939, kurz vor seiner Flucht nach Schweden, setzte Brecht ein kurzes Gedicht als Motto vor seine „Svendborger Gedichte“, die zwischen 1934 und 1938 entstanden waren und im Juni 1939 in Kopenhagen erschienen. Es klingt wie ein Resümee seines fast fünfjährigen Exils in Dänemark: „Geflüchtet unter das dänische Strohdach, Freunde / Verfolg ich euren Kampf. Hier schick ich euch / Wie hin und wieder schon die Verse, aufgescheucht / Durch blutige Gesichte über Sund und Laubwerk. /…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 2/2019
Magazin
Stephen Parker: Bertolt Brecht. Eine Biographie. Suhrkamp, Berlin 2018, 1030 Seiten, 58 EUR.
von Holger Teschke
„Gerade mal 27, aber über alle Maßen fragil, hatte Brecht einen Punkt erreicht, wo er sich eingestehen musste, dass er in Zukunft wie ein vernünftiger älterer Mann innerhalb selbst gewählter Grenzen zu leben hatte, dass er auf sein körperliches Wohlergehen aufpassen und seinen Intellekt weiterbilden musste, anstatt seinen wilden und gefährlichen Instinkten nachzugehen“, schreibt Stephen Parker über einen Wendepunkt in Brechts Leben im Sommer 1925 und fährt fort: „Kritiker und Biographen haben…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 10/2018
Auftritt
Konzerthaus Berlin: „Adam’s Passion“ von Arvo Pärt und Robert Wilson. Regie und Bühne Robert Wilson, Kostüme Carlos Soto
von Holger Teschke
„Es ist selten, dass man auf jemanden trifft, der die Stille komponiert“, sagte Robert Wilson anlässlich der Uraufführung von Arvo Pärts „Adam’s Passion“ 2015 in Tallinn. Wilson kennt die Musik von Pärt seit den frühen achtziger Jahren und schätzt an dessen Kompositionen vor allem den „geistigen Raum, den sie schaffen – einen Raum ungeheurer Freiheit“. Beide begegneten sich im November 2009 während einer Audienz bei Papst Benedikt XVI., bei der in der Sixtinischen Kapelle auch Werke von Pärt…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 6/2018
Magazin
Peter Hacks: Marxistische Hinsichten. Politische Schriften 1955–2003. Hg. von Heinz Hamm. Eulenspiegel Verlag, Berlin 2018, 608 S., 19,99 EUR.
von Holger Teschke
„Die Jahre seit der Konterrevolution sind von solch quälender/erstickender Langeweile, dass in ihnen jede Möglichkeit zur Kunstproduktion abstarb und ich zu dem einzigen Gegenmittel greifen musste: diese Langeweile zum Gegenstand meines wissenschaftlichen Interesses zu machen.“ So beginnt der Entwurf zu einem Vorwort für die „Marxistischen Hinsichten“, eine Materialsammlung aus dem Nachlass des Dichters und Dramatikers Peter Hacks zu Ursachen und Verlauf des Endes der DDR und zu der…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 5/2018
Magazin
Bertolt Brecht: 100 Gedichte. Mit Katharina Thalbach und Sylvester Groth, Regie Torsten Feuerstein. Der Audio Verlag, Berlin 2018, drei CDs mit Booklet, Laufzeit drei Stunden, 19,99 Euro.
von Holger Teschke
„Alle großen Gedichte haben den Wert von Dokumenten. In ihnen ist die Sprechweise des Verfassers enthalten, eines wichtigen Menschen“, postulierte Brecht 1927 in seinem „Kurzen Bericht über 400 (vierhundert) junge Lyriker“. Was für Sprechweisen dokumentieren nun die Aufnahmen der 1998 von Siegfried Unseld zusammengestellten „100 Gedichte“ Brechts durch den Regisseur Torsten Feuerstein mit Katharina Thalbach und Sylvester Groth? Beide haben Brecht auf der Bühne gespielt und gesungen, beide…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 3/2018
Magazin
Eine Ausstellung in der Berliner Akademie der Künste über die Freundschaft von Walter Benjamin und Bertolt Brecht
von Holger Teschke
„Lieber Doktor, wann kommen Sie? Gedenken Sie Ihrer Bücher, des Schachs, der Stimme des Führers aus dem Radio und des Sohns des großen alten …“, schrieb Brecht im Frühjahr 1935 aus dem dänischen Exil an Walter Benjamin in Paris. Ein Jahr zuvor hatte der schon seine Bücher nach Svendborg geschickt, mit Brecht Schach gespielt, die Nachrichten aus Deutschland gehört und sich mit seinem Gastgeber über Kafka gestritten. Benjamins Aufzeichnungen der „Svendborger Gespräche“, die sich in den Sommern…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 12/2017
Stück
von Holger Teschke
PERSONENJoachim Slüter, Magister und Kaplan zu St. Petri in RostockKatharina Jelen, seine spätere FrauSoske Jelen, ihre MutterKaspar Huck, Narr und entlaufener Mönch Mine Rieck, FischfrauBarthold Kerkhoff, Ratsherr zu Rostock Johann Oldendorp, SyndikusBarthold Moller, Dekan zu St. Jakobi und Professor der TheologieJohannes Bugenhagen, Reformator zu WittenbergLudwig Dietz, Buchdrucker zu Rostock Herzog Heinrich V., Landesherr zu MecklenburgKonrad von Greyffenhagen, herzoglicher Rat Fischer,…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 6/2017
Stück
Holger Teschke über sein neuestes Stück „Leben und Sterben des Kaplans Joachim Slüter zu Rostock“ im Gespräch mit Gunnar Decker
von Gunnar Decker und Holger Teschke
Holger Teschke, den Reformator Johannes Bugenhagen, der besonders in Pommern missionierte und darum den Beinamen Doctor Pomeranus bekam, kennt man als Weggenossen Luthers, doch der Name des Rostocker Kaplans zu St. Petri Joachim Slüter, der ab 1517 in Rostock lebte und dort auch 1532 starb, war mir bislang völlig unbekannt. Wie ging es Ihnen, wie begegneten Sie Slüter?Ich wusste, dass Slüter auf Plattdeutsch gepredigt hatte und dass es ein Gerücht gab, er sei wegen seiner radikalen Predigten…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 6/2017
Magazin
Dagmar Manzel: Menschenskind. Eine Autobiographie in Gesprächen mit Knut Elstermann. Aufbau Verlag, Berlin 2017, 240 Seiten, 19,95 EUR.
von Holger Teschke
„Es gibt Schauspieler, die können über ihre Arbeit reden und darüber schreiben. Dagmar Manzel kann es nicht“, schlussfolgerten die Dozenten der damaligen Staatlichen Schauspielschule Berlin in der Beurteilung der schriftlichen Diplomarbeit der Studentin Manzel. Da haben sie sich geirrt. Dagmar Manzel kann über ihren Beruf reden wie kaum eine andere, und ich bin mir sicher, sie kann auch darüber schreiben. Für dieses Buch hat sie es angesichts ihrer vielen Proben, Vorstellungen und Dreharbeiten…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 5/2017
Magazin
Samuel Beckett: Wünsch Dir nicht, daß ich mich ändere. Briefe 1957–1965. Suhrkamp Verlag, Berlin 2016, 900 S., 58 EUR.
von Holger Teschke
„Liebe Barbara, … ich habe so wenig Licht und Weisheit in mir, wenn es zu einem solchen Unglück kommt, daß ich nichts für uns sehe als die alte Erdkugel, die sich weiterdreht, und die Zeit, die sich an unserer Trauer mästet wie an allem anderen“, schrieb Samuel Beckett im März 1958 an seine Freundin Barbara Bray, deren Mann gerade auf Zypern gestorben war. „Wenn man mittendrin ist in den Stürmen des Lebens (und auch der Liebe, wie man mir sagt), haben sie plötzlich ausgetobt. Ich habe mich…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 2/2017
Protagonisten
Zur Wahl von Donald Trump
von Holger Teschke
Er sagt immer genau das, was er denkt“, vertraute Ivanka Trump dem Journalisten Michael D’Antonio während eines Gesprächs für dessen Biografie „Never Enough. Donald Trump and the Pursuit of Success“ über ihren Vater an. „Er braucht die Frage oder die Geschichte vorher gar nicht zu kennen, um sich eine Antwort zurechtzulegen.“
Das trifft nicht nur auf den Milliardär aus Manhattan zu, sondern auch auf jenen Teil der Netzgemeinde, der für Wutkampagnen und Shitstorms keine Argumente oder Fakten…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 1/2017
Magazin
Jutta Voigt: Stierblutjahre. Die Boheme des Ostens. Aufbau Verlag, Berlin 2016, 272 S., 19,95 EUR.
von Holger Teschke
„Entschwundene Orte, vergessene Namen, verblassende Leidenschaften – ich habe versucht, sie an unseren Tisch zu holen, bevor es kalt wird in Deutschland“, schreibt Jutta Voigt im Vorwort ihres Buches, und man fragt sich, wo dieser Tisch heute stehen mag, nachdem Bars wie das Espresso, die Möwe und selbst der Lampion seit Langem verschwunden sind. Vielleicht in der Kantine der Volksbühne Berlin, dem letzten Keller der Boheme Ost, der noch nicht totglanzsaniert ist.
Theater spielen eine…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 12/2016
Magazin
John Le Carré: „Der Taubentunnel. Geschichten aus meinem Leben“. Ullstein Verlag, Berlin 2016, 383 S., 22 EUR.
von Holger Teschke
Eine Empfehlung für John Le Carrés grandioses Erinnerungsbuch „Der Taubentunnel“ in Theater der Zeit? Hat der je fürs Theater geschrieben? Ja, auch das hat der „Großmeister des Spionageromans“, wie ihn die Times feierte, getan. Aber sein Stück „Endstation“ fand sich selbst anlässlich seines 85. Geburtstages auf keinem Spielplan. Dafür werden seine Romane seit dem legendären „Der Spion, der aus der Kälte kam“, immer wieder neu verfilmt, zuletzt „A Most Wanted Man“ mit Philip Seymour Hoffman und…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 12/2016
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