Alle Beiträge von Otto Paul Burkhardt
Magazin
Fünfzig Jahre Leben im Theater – Friedrich Schirmers Aufbruch und Rückkehr
von Otto Paul Burkhardt
Alles begann in Castrop-Rauxel. Am 1. August 1970 startete dort das Theaterleben des Friedrich Schirmer – zunächst als Hospitant, aber bald schon als Dramaturg. Früh geprägt wurde er von Schauspielerinnen und Schauspielern wie Angela Winkler (die ihn „Friedel“ nannte) oder Günter Strack (der ihm eine Zukunft als Theaterchef voraussagte).
Der Kollege behielt recht: 1985 übernahm Schirmer tatsächlich seine erste Intendanz, und mittlerweile sind es fünfzig Jahre, die er am Theater verbracht hat…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 9/2020
Auftritt
Schauspiel Stuttgart: „Weltwärts“ von Noah Haidle (UA). Regie Burkhard C. Kosminski, Bühne Florian Etti, Kostüme Lydia Kirchleitner
von Otto Paul Burkhardt
Gibt es einen guten Tod? Anna leidet an einer unheilbaren Motoneuron-Krankheit und will aus dem Leben scheiden. Alles ist vorbereitet, der begleitete Suizid soll als Gartenparty mit Freunden gefeiert werden. Was letzte Worte betrifft, wird Anna von ihrer siebenjährigen, superaltklugen Tochter Rose gecoacht – wie wär’s mit „Bis später“? Auch Dorothy, Annas Mutter, Geburts- und Sterbehelferin zugleich, hat elegante Profirhetorik parat, will „den Tod choreografieren“. Anna sieht es so: „Das hier…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 4/2020
Look Out
Die Schauspielerin Amina Merai riskierte den Sprung von Berlin nach Stuttgart – und findet das immer noch richtig
von Otto Paul Burkhardt
Ihre erste Rolle in Stuttgart, das war Wahida, eine New Yorker Studentin mit arabischen Wurzeln, die sich in ihren jüdischen Kommilitonen Eitan verknallt. Für die Schauspielerin Amina Merai war das eine Riesenherausforderung – aus dem Stand eine der Hauptfiguren in Wajdi Mouawads west-östlichem Familienepos „Vögel“ zu verkörpern, das obendrein den Stuttgarter Neubeginn des Intendanten Burkhard C. Kosminski 2018 markierte. Viel Text, lange Monologe, in mehreren Sprachen. Für Merai heikel zu…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 12/2019
Gespräch
von Otto Paul Burkhardt und Tobias Rehberger
Herr Rehberger, in der Nähe der Baugrube zum neuen Stuttgarter Tiefbahnhof haben Sie eine weitere Grube aufgebaut, eine begehbare Installation, die „Probegrube“ heißt. Anstelle der Gleiswüste soll nämlich ein neues Stadtviertel entstehen. Ist Ihre Skulptur ein offenes Architekturmodell für dieses geplante Quartier?Das könnte man so sagen. Sie ist aber auch noch ein paar andere Dinge.
Dann spekuliere ich mal: Ihre „Probegrube“ ist erlebbar als abgetreppte Landschaft aus schwarzen Klötzen und…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 6/2019
Auftritt
Staatstheater Stuttgart: „Die Sieben Todsünden / Seven Heavenly Sins“ von Kurt Weill / Bertolt Brecht und Peaches. Regie Anna-Sophie Mahler
von Otto Paul Burkhardt
„Fuck the Pain Away!“ Zu diesem Song der kanadischen Elektroclash-Performerin Peaches soll angeblich Madonna ihr Fitness-Training absolviert haben. Derzeit donnert er, live skandiert von Peaches herself, in einer Produktion der Stuttgarter Staatstheater von der Bühne. Und zwar in „Die Sieben Todsünden / Seven Heavenly Sins“, einem Dreisparten-Projekt von Oper, Ballett und Schauspiel. Hochkulturferne Profis wie Peaches, die seit Jahren mit queeren Songs wie „Fatherfucker“ gegen Rollenzwänge…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 4/2019
Auftritt
Nomad Theatre Ensemble / Theaterhaus Stuttgart: „Das fahle Pferd – Roman eines Terroristen“ (UA) von Boris Sawinkow. Regie Daniel Klumpp, Ausstattung Gesine Mahr
von Otto Paul Burkhardt
Er war Russlands Top-Terrorist und zugleich Romanautor. „Ein Henker, aber nicht ohne Lyrismus“, schrieb Gorki über ihn. Selbst Lenin hatte Respekt vor seiner „Wahrhaftigkeit“. Die Rede ist von Boris Sawinkow (1879 –1925), einem russischen Sozialrevolutionär, der an etlichen Attentaten auf das zaristische Gewaltregime maßgeblich beteiligt war. 1917, nach der Februarrevolution, wurde er Vizekriegsminister in der Kerenski-Regierung. Nach der Oktoberrevolution kämpfte er aber – als Anhänger der…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 1/2019
Protagonisten
Burkhard C. Kosminski zeigt bei seinem Start am Schauspiel Stuttgart ambitioniertes Autorentheater, aber auch markante Regiehandschriften
von Otto Paul Burkhardt
Die Stimmung in Stuttgart? Schwierig. Das Herz der Stadt ist wegen des Tiefbahnhofprojekts auf Jahre hinaus eine Riesenbaustelle, und bei der Feinstaubbelastung rangiert der Stuttgarter Kessel unter den Top Ten bundesweit. Kulturell? Die Suche nach einem Interimsstandort für die Oper, die für derzeit geschätzte fünfhundert Millionen Euro saniert werden muss, zieht sich. Da ist es verständlich, dass die momentane Aufbruchsstimmung bei drei Neustarts – Viktor Schoner (Oper), Tamas Detrich…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 1/2019
Neustarts
Neustart am Nationaltheater Mannheim – Intendant Christian Holtzhauer stellt mit Schiller und Bärfuss deutsche Mythen auf den Prüfstand
von Otto Paul Burkhardt
Ein Forschertrupp, der aus dem Nebel kommt. Sieben Archäologen aus der Zeit nach der „Großen Einsicht“, einer Zukunftsära, in der nur noch Freundschaft und Wohlwollen herrschen, unternehmen eine Expeditionsreise in die Vergangenheit. Stolpern durch eine deutsche Trümmerlandschaft. Suchen in den Ruinen nach Spuren einer früheren Zeit, nach Funden, die „vom falschen Denken einer primitiven Kultur“ künden. Entdecken den Bonner Kanzlerbungalow und werden alsbald von den Dämonen dieser Epoche…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 11/2018
Festivals
Bettina Hering bringt mit Castorfs „Hunger“ und Rasches „Die Perser“ wieder Bewegung in die Schauspielsparte der Salzburger Festspiele
von Otto Paul Burkhardt
Lässt man die Wassereinbrüche durchs undichte Dach des Festspielhauses (weswegen der Pianist Grigory Sokolov dann Chopins „Regentropfen“-Prélude als Zugabe spielte) und die krankheitsbedingten Teilausfälle von Tobias Moretti sowie Sophie Rois einmal außer Betracht, so sind die Salzburger Festspiele 2018 relativ ruhig verlaufen. Skandalfrei. Dem Thema, dass in Österreich erneut eine Regierung mit rechtspopulistischer FPÖ-Beteiligung im Amt ist, ging man tunlichst aus dem Weg. Im Jahr 2000, als…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 10/2018
Protagonisten
Nach einem starken Start und den Mühen der Ebene folgt nun der Endspurt – Armin Petras hat in den fünf Jahren seiner Intendanz am Schauspiel Stuttgart eine große ästhetische Vielfalt eröffnet
von Otto Paul Burkhardt
Fünf Jahre Armin Petras: Kaum angefangen, sind sie – wusch! – auch schon wieder vorbei. Fast zumindest. In diesen Tagen redete man in Stuttgart viel über Berlin. Genauer gesagt, über den Petras-Stellvertreter Klaus Dörr, der, zunächst als geschäftsführender Direktor ins Dercon-Team an die Volksbühne geholt, nun nach dessen Abgang das Haus als Übergangsintendant und Krisenmanager leitet. Kein Wunder, dass im Suchlauf nach möglichen Dercon-Nachfolgern sehr häufig Armin Petras genannt wurde, der…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 6/2018
Auftritt
Schauspiel Stuttgart: „König Lear“ von William Shakespeare. Regie Claus Peymann, Bühne Karl-Ernst Herrmann, Kostüme Margit Koppendorfer
von Otto Paul Burkhardt
Wenn er nach vierzig Jahren wieder in Stuttgart inszeniert, geht das nicht ohne Begleittheater. Claus Peymann schimpft über eine „menschenfeindliche Stadt“ und nennt das Verkehrssprojekt Stuttgart 21 eine „Zumutung“. Sodass sich Grünen-Ministerpräsident Winfried Kretschmann angesprochen fühlt und zürnend kontert, der Bahnhofsneubau sei doch per Volksentscheid beschlossen. Auch hier: große Gereiztheit überall. Peymann und Stuttgart – das ist eine lange Geschichte. 1974 wurde er hier…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 4/2018
Auftritt
Schauspiel Stuttgart: „Das 1. Evangelium“ (UA) frei nach dem Matthäus-Evangelium. Regie Kay Voges, Bühne Michael Sieberock-Serafimowitsch, Kostüme Mona Ulrich
von Otto Paul Burkhardt
Kürzlich „Faust I“, demnächst „1984“ und am Ende ein großes Gastspiel-Festival unter dem Titel „The Future of Europe“: Das Schauspiel Stuttgart geht in der Abschiedssaison von Intendant Armin Petras noch einmal wild entschlossen die großen Themen an. Parallel zur Wühlarbeit in regionalen Stoffen war seine Fünf-Jahres-Ära auch in dem Bemühen erfolgreich, die Südwest-Metropole wieder mehr ans Fernverkehrsnetz überregional wichtiger Regisseure anzukoppeln. Im Kontrast dazu rückt das…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 3/2018
Auftritt
Landestheater Tübingen: „Ichglaubeaneineneinzigengott.“ von Stefano Massini. Regie Thorsten Weckherlin, Ausstattung Kay Anthony
von Otto Paul Burkhardt
Bis 2024 läuft sein Vertrag. Wenn alles klappt, wird Thorsten Weckherlin, Intendant am Landestheater Tübingen (LTT), dann zehn Jahre im Amt sein. Auch jetzt, in seiner vierten Spielzeit, die von Goethe bis Yael Ronen weit gefächert daherkommt, rückt er kleinere Entdeckungen in den Blick – wie das 75-Minuten-Stück „Ichglaubeaneineneinzigengott.“ von Stefano Massini, eine Studie über die nicht enden wollende Gewalt im israelisch-palästinensischen Konflikt. Massini, 42-jähriger Autor und…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 12/2017
Auftritt
Schauspiel Stuttgart: „Was hält uns zusammen wie ein Ball die Spieler einer Fußballmannschaft?“ (UA) von René Pollesch. Regie René Pollesch, Bühne Janina Audick, Kostüme Svenja Gassen
von Otto Paul Burkhardt
Beginnt jetzt auch in Stuttgart das große Abschiednehmen? Armin Petras, der 2018 das Staatsschauspiel verlassen und wohl nicht sofort wieder eine neue Intendanz übernehmen wird, sieht sich nach starkem Start teils konfrontiert mit anschwellenden Forderungen nach Rückbesinnung auf Figurendarstellung und konsistente Geschichten. Parallelen zum allgemeinen Konservatismus der Angst? Zu Beginn seiner letzten Stuttgarter Saison plädiert Petras jedenfalls dafür, unterschiedliche Realismuskonzepte…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 12/2017
Auftritt
Theater Pforzheim: „Die Frauen von Troja (Der Untergang)“ von Euripides. Regie Hannes Hametner, Bühne Giovanni de Paulis, Kostüme Erika Landertinger
von Otto Paul Burkhardt
Während die finanziell und medial gut versorgten Metropolenbühnen sich oft viel zu wichtig nehmen, leisten kleinere Häuser wie das Theater Pforzheim gleichsam Basisarbeit. In einem sich wandelnden Umfeld: Die 123 000-Einwohner-Stadt, die bundesweit einen der höchsten Bevölkerungsanteile mit Migrationshintergrund aufweist, ist unlängst als AfD-Hochburg in die Schlagzeilen geraten. Traditionell gilt die „Goldstadt“ als schmuckindustriell führend: Rund 80 Prozent des aus Deutschland exportierten…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 12/2017
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