Alle Beiträge von Christoph Leibold
Auftritt
Münchner Kammerspiele: „Gespenster – Erika, Klaus und der Zauberer“ von Lothar Kittstein; „Flüstern in stehenden Zügen“ von Clemens J. Setz
von Christoph Leibold
Woran merkt man, dass ein Theater-Stream live ist? Natürlich daran, dass man ihn nicht anhalten kann, um eine Pause einzulegen. Auch Vorspulen geht nicht. Sollte man derlei Bedürfnisse aber ohnehin nicht hegen, ist der Unterschied zu voraufgezeichneten Aufführungen eher ein gefühlter. Es bleibt dem eigenen Kopf überlassen, sich auszumalen, wie da gerade andere Menschen daheim am Bildschirm dieselbe Darbietung mitverfolgen wie man selbst, und dass diese Vorstellung tatsächlich just im Moment auf…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 3/2021
Auftritt
Staatstheater Augsburg: „Oleanna – ein Machtspiel“ von David Mamet. Regie Axel Sichrovsky, Ausstattung Jan Steigert
von Christoph Leibold
Corona hat unseren Wortschatz erheblich erweitert. Begriffe, die vor einem Jahr noch weitgehend unbekannt waren, gehören heute zum Alltagsvokabular. Für Kritiker ist ein ganz spezielles Wort dazugekommen: „Rezensionsbrille“. Selbige liefert der Paketdienst nach Hause, zu Transportzwecken im Kartoninneren gebettet in zerknülltes Weihnachtsgeschenkpapier. Die in solchen Fällen gebräuchliche Blasenfolie hatte Tina Lorenz offenbar nicht vorrätig. Lorenz ist Projektleiterin für digitale…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 3/2021
Protagonisten
Landauf, landab proben die Bühnen im Lockdown auf Halde – Ein exemplarischer Corona-Theater-Report aus Bayern
von Christoph Leibold
Stell dir vor, es ist Premiere, und keiner geht hin! Klingt skurril, ist aber derzeit Realität an deutschen Theatern. Beinahe zumindest. Zugegeben, richtige Premieren finden in der Regel nicht statt. Aber an fast allen Häusern werden neue Inszenierungen immerhin bis zur Premierenreife einstudiert. Weil keine Zuschauer ins Haus dürfen, folgt auf die Generalprobe dann meist doch keine Premiere – nur manchmal darf das Publikum durchs digitale Fenster einen Blick auf die Kunst werfen, die frisch…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 2/2021
Gespräch
von Shenja Lacher und Christoph Leibold
Shenja Lacher, als Sie vor vier Jahren Ihren Vertrag am Münchner Residenztheater gekündigt haben, erklärten Sie in einem Interview mit der FAZ: Nur „Material“ eines Regisseurs zu sein, sei Ihnen zu wenig. Dann lieber selbst als Regisseur Material formen?
Das wird im Fall von „All By MySelfie“ in Jena sicher nicht so sein. Es ist ein Geben und Nehmen. Die Schauspielerin Mona Vojacek Koper bringt ja ein Grundkonzept und ihre Texte selbst mit, und dieses Material formen wir dann gemeinsam. Aber…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 12/2020
münchner kammerspiele
Vom Lockdown überschattet, aber trotzdem im Aufbruchsmodus – Barbara Mundels Intendanzstart an den Münchner Kammerspielen
von Christoph Leibold
Wenn es stimmt, was manche sagen – nämlich, dass Geschichten am besten von ihrem Ende her erzählt werden sollten –, dann ist dies eine eher traurige Geschichte. Dabei handelt sie eigentlich von der Aufbruchsstimmung eines Anfangs. An den Münchner Kammerspielen ist Intendantin Barbara Mundel neu gestartet. Keine leichte Aufgabe als Nachfolgerin von Matthias Lilienthal, der nach zähem Beginn zuletzt große Erfolge feierte. Die Messlatte liegt entsprechend hoch. Doch daran verschwendet Mundel…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 12/2020
Auftritt
Residenztheater München und Staatstheater Nürnberg: „Das Erdbeben in Chili“ von Heinrich von Kleist
von Christoph Leibold
Im November 1800 zog Heinrich von Kleist aus dem Anblick eines frei stehenden Torbogens „erquickenden Trost“. Wie hier die einzelnen Steine so zusammengefügt waren, dass sie als Ganzes ein stabiles Konstrukt ergaben, nährte in ihm die Hoffnung, dass auch er Halt finden könnte, „wenn Alles mich sinken lässt“. Dieses Zitat (aus einem Brief Kleists) hat Jan Philipp Gloger seiner Bühnenadaption von „Das Erdbeben in Chili“ am Staatstheater Nürnberg vorangestellt, formuliert Kleist in seiner…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 11/2020
Ferdinand Schmalz
von Christoph Leibold
aus dem Buch: Stück-Werk 6
Ewald Palmetshofer
von Christoph Leibold
aus dem Buch: Stück-Werk 6
Protagonisten
Großes Drama, aber kein glückliches Ende – Ein Rückblick in fünf Akten auf die Intendanz von Matthias Lilienthal an den Münchner Kammerspielen
von Christoph Leibold
Prolog
Bilanzartikel zum Ende einer Intendanz lesen sich manchmal wie Nachrufe. Will eigentlich keiner, lässt sich aber nicht immer vermeiden. In diesem Fall zumindest nicht. Dabei schien der „Verstorbene“ bei bester Gesundheit, er hatte sich, obwohl zwischenzeitlich schwer angeschlagen, blendend erholt. Und dann das: plötzlicher Theatertod durch Corona. Mitte März 2020. Gerade wurden die Theater dichtgemacht, man darf aber noch Menschen treffen. Ein Interview mit Matthias Lilienthal in seinem…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 6/2020
Thema
Mit den Passionsspielen feierten die Oberammergauer einst ihre Rettung vor der Pest – nun sorgt die Coronakrise für eine Verschiebung, die Dorf und Organisatoren schwer trifft
von Christoph Leibold
Vielleicht hätte es ja ein neues Gelübde gebraucht? Zur Erinnerung: Die weltberühmten Oberammergauer Passionsspiele haben ihren Ursprung im 17. Jahrhundert, als die Pest in Europa wütete. Der Schwarze Tod machte damals auch vor dem kleinen Dorf im oberbayerischen Voralpenland nicht halt. Also gelobten die Oberammergauer, regelmäßig die Leidensgeschichte Jesu auf die Bühne zu bringen, wenn denn nur das Sterben ein Ende nähme. Genau das soll eingetreten sein: keine Pesttoten mehr nach dem…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 5/2020
Auftritt
Staatstheater Nürnberg: „Andi Europäer“ (UA) von Philipp Löhle. Regie Tina Lanik, Ausstattung Patrick Bannwart
von Christoph Leibold
Die Supermarktkette Aldi kooperiert seit Kurzem mit „Alman_Memes_2.0“, einem Instagram-Account, der seine Follower mit Witzen über Klischee-Deutsche bespaßt: lustige Bilder und Videos über Autofetischisten, Pünktlichkeitsfanatiker und dergleichen. Der Titelheld von Philipp Löhles neuem Stück heißt zwar Andi Europäer, ist aber auf seine Weise ebenfalls so ein Aldi-Deutscher, ein „Alman“ eben („Almans“, so nennen Türken die Deutschen – oder alle, die sich so verhalten, wie man das von Deutschen…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 3/2020
Auftritt
Münchner Volkstheater: „Am Wiesnrand“ (UA) von Stefanie Sargnagel. Regie Christina Tscharyiski, Bühne Sarah Sassen, Kostüme Svenja Gassen
von Christoph Leibold
Das Oktoberfest (vulgo: „die Wiesn“), schreibt die Wienerin Stefanie Sargnagel, sei der „größte Fleischmarkt der Welt. Jede Bier- eine Samenbank“. Zur Fleischbeschau lädt im Münchner Volkstheater vor allem die Bühne von Sarah Sassen, auf der sich – vor dem Hintergrund eines Alpenkitschpanoramas, wie man es vom Traditionsfahrgeschäft „Rund um den Tegernsee“ kennt – ein riesiger Hügel wölbt. Bei genauerem Hinsehen entpuppt er sich als überlebensgroßer Bierbauch mit Nabel, aus dem anfangs das…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 3/2020
Auftritt
Schauspiel Frankfurt: „jedermann (stirbt)“ von Ferdinand Schmalz. Regie Jan Bosse, Bühne Stéphane Laimé, Kostüme Kathrin Plath
von Christoph Leibold
Mit dem Geld ist es wie mit Gott: Man muss daran glauben. Scheine zum Beispiel sind nur Papier. Allein unser Vertrauen in den aufgedruckten Wert verleiht ihnen Kaufkraft. Jedermann betet den Mammon also mit gutem Grund an. In der Bankenmetropole Frankfurt am Main ist er mit seinem Credo geldrichtig. Vor allem jener Jedermann, der in der Neufassung des Salzburger Festspielklassikers auftritt, die Ferdinand Schmalz geschaffen hat. Hier ist der reiche Jedermann ein Börsenspekulant, der seine…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 3/2020
Protagonisten
In seiner ersten Spielzeit als Intendant des Burgtheaters Wien wettert Martin Kušej gegen Populisten, Elfriede Jelinek beklagt die FPÖ und der Chor unfaire Arbeitsbedingungen
von Christoph Leibold
Die Frontlinie war klar. Aber der Feind, nun ja, wurde zwar nicht endgültig in die Flucht geschlagen, hat aber eine empfindliche Niederlage erlitten. Gut zwei Wochen nach den ersten Premieren am Burgtheater Wien unter der Intendanz von Martin Kušej stand in Österreich die Nationalratswahl an. Eine abermalige Regierungsbeteiligung der FPÖ schien nicht ausgeschlossen – trotz der Ibiza-Affäre um (den inzwischen ehemaligen) Parteiobmann Heinz-Christian Strache, die die Koalition der…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 3/2020
Auftritt
Münchner Kammerspiele: „The Vacuum Cleaner“ (UA) von Toshiki Okada. Regie Toshiki Okada, Bühne Dominic Huber, Kostüme Tutia Schaad
von Christoph Leibold
Als Regisseur im deutschen Stadttheater ist Toshiki Okada gewissermaßen eine Erfindung von Matthias Lilienthal. Mit seiner eigenen Truppe, der chelfitsch company, war der heute 46-jährige Japaner zwar schon früher zu Gast auf Festivals hierzulande. Aber erst Lilienthal gewann ihn für eine Inszenierung in Deutschland. Bei „Hot Pepper, Air Conditioner and the Farewell Speech“ (2016, am Ende von Lilienthals erster Spielzeit als Intendant der Münchner Kammerspiele) handelte es sich um das Remake…mehr
aus der Zeitschrift: Theater der Zeit 2/2020
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